Paulinenhaus

(ehem.)
Charlottenburg,
Eschenallee 28-30.

Das P. wurde von Heinrich Jennen (1872-1920) erbaut und am 25.11.1912 als Mutter- und Krankenhaus eingeweiht. Das damals fünfgeschossige Gebäude, welches später um zwei Geschosse aufgestockt wurde, weist einen Mitteltrakt mit drei vorgewölbten Achsen und hohem Rundbogenportal mit der Inschrift "PAULINENHAUS" auf. Dem Hauptgebäude ist ein Längstrakt angeschlossen, der entlang der Rüsternallee verläuft. Am 17.3.1903 wurde aus der kleinen Schwesternschaft Henriettenhaus der Verein Paulinenhaus für Kranken- und Kinderpflege gegründet. Gründerin und 1. Vorsitzende (bis 1916) war Thusnelda Arndt, spätere Frau Fürer von Haimendorf. Der Name geht zurück auf Pauline zur Lippe (1769-1820), die als erste Fürstin eine Kinderbewahranstalt einrichtete und in dieser heranwachsende Waisen als Kinderpflegerinnen ausbilden ließ. Der damals 100 Mitglieder zählende Verein erbaute noch im gleichen Jahr in der Charlottenburger Mommsenstraße eine Kinderheilstätte, die später in die Ebereschenallee verlegt und 1907 aufgegeben wurde. 1907 erwarb der dem Roten Kreuz 1904 angeschlossene Verein das Grundstück Eschenallee 28-30. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Paulinenhaus als Vereinslazarett genutzt. Dazu wurde ein dem P. gegenüberliegendes leeres Grundstück gepachtet, "wo Soldaten und Schwestern ... im Gemüsebau wetteiferten", das später käuflich erworben wurde. Daneben wurden verschiedene andere Beschäftigungszweige mit sachkundigem Unterricht in Schusterei, Buchbinderei und Strohflechterei eingerichtet. 1916 bis 1919 war Elly von Siemens (1864-1919) erste Vorsitzende des Vereins. Ein mit Siemens-Firmen 1918 abgeschlossenes Abkommen regelte die Bedingungen, unter denen Angestellte der Siemens-Firmen und deren Angehörige im Krankenhaus aufgenommen werden konnten. Infolge der Inflation 1921geriet der Verein Paulinenhaus für Kranken- und Kinderpflege in große Verschuldung. Um den Zusammenbruch aufzuhalten, wurden zwei Vereine gebildet: der Verein Paulinenhaus-Schwesternschaft für Kranken- und Kinderpflege vom Roten Kreuz und der Verein Paulinenhaus Krankenanstalt, in dessen Vorstand die Siemens-Firmen durch ihre Direktoren vertreten waren. Der zwischen beiden Vereinen 1921 geschlossene Freundschaftsvertrag besteht noch heute. 1926 schenkten die Siemens-Firmen der Schwesternschaft die angrenzenden Grundstücke. 1939 wurde das Mutterhaus in der Ebereschenallee gekauft. Die auf dem Grundstück Eschenallee 29 vom Roten Kreuz 1943 eingerichtete Ausbildungsstätte wurde nach wenigen Monaten durch Bombenangriffe völlig zerstört. Nach 1945 erfolgte der Wiederaufbau der Paulinenhaus-Krankenanstalt in seiner heutigen Gestalt. Mitte 1960 wurde die Geburtshilfe- und gynäkologische Station aufgelöst. Im Mai 1982 schied die Siemens AG als körperschaftliches Mitglied aus dem Verein Paulinenhaus Krankenhaus e. V. aus. Von 1971-1982 währte das Ringen um das Überleben des Krankenhauses. Erst 1986 gelang es, eine unbefristete Wiederaufnahme in den Krankenhausbedarfsplan des Landes Berlin mit 171 Betten zu erreichen. 1995 wurde die Verlagerung des Krankenhauses zum Dickensweg 25-39 nach Grundsanierung des dortigen Militärkrankenhauses beschlossen. Im Sommer 2004 soll an gleicher Stelle eine Nova Vita Pflegeresidenz mit 72 Pflegeappartements in der Trägerschaft der Nova Vita Pflegeresidenz Wilmersdorf (Emser Platz 5) eröffnet werden. Sanierung und Umbau des Gebäudes erfolgen durch GAP - Gesellschaft für Architektur & Projektmanagement Wolfgang von Herder - Thomas Winkelbauer.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Pichlmeyer 10.7.2003, Paulinen, Paulinenkrankenhaus ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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