Nerlinger, Oskar

(Pseud. Nilgreen)
* 23.3.1893 Schwann/Schwarzwald,
† 25.8.1969 Berlin,
Maler, Grafiker.

N. studierte von 1912 bis 1915 am Kunstgewerbemuseum und wurde dann zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Nach seiner Rückkehr 1919 wurde er freischaffender Künstler, der sich von Zeit zu Zeit seinen Lebensunterhalt als Zeichenlehrer verdiente. Er wohnte von 1920 bis 1930 in Steglitz, danach in der Dernburgstraße 25 in  Kontext zu: WestendWestend und später bis in die Jahre des Zweiten Weltkrieges in der Bismarckstraße 5. Er gehörte 1924/25 der Künstlergruppe "Der Sturm" an, wurde Mitglied der Internationalen Vereinigung der Expressionisten, Kubisten und Futuristen, der Assoziation revolutionärer Künstler Deutschlands (ASSO) und Mitglied im Vorstand des Kartells der Vereinigten Verbände Bildender Künstler Deutschlands. Ab 1925 war er in der Künstlergruppe "Die Abstrakten", die sich ab 1932 "Die Zeitgemäßen" nannte, führend. Er schuf, selbst Mitglied der KPD seit 1928, unter seinem Pseudonym politisch-satirische Zeichnungen für die kommunistische Presse. Mit der Errichtung der NS-Diktatur begann für N. eine Zeit der Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und des Ausstellungsverbots. Da seine bisherigen künstlerischen Arbeiten als "entartete" Kunst diffamiert wurden, widmete er sich der Landschaftsdarstellung. Nach Kriegsende war er Mitarbeiter bei der Satirezeitschrift "Ulenspiegel", Mitbegründer des Schutzverbandes bildender Künstler und gemeinsam mit Carl  Kontext zu: Hofer CarlHofer von 1947 bis 1949 Herausgeber der Zeitschrift "Bildende Kunst". 1945 zum Professor an die Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg(heute  Kontext zu: Universitaet der KuensteUniversität der Künste Berlin) berufen, wurde er 1951 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wegen seiner Option für die SED aus dem Lehramt entlassen. N., der in der Grunewaldstraße 2-5 (heute Tempelhof-Schöneberg) wohnte, übersiedelte nach Ost-Berlin, wurde Mitglied des Verbandes bildender Künstler Deutschlands, von 1954 bis 1964 Vorsitzender des Bezirksverbandes Berlin und 1964 Ehrenmitglied. Im Jahr 1955 folgte er einem Ruf an die Hochschule für bildende und angewandte Künste Berlin-Weißensee und übernahm eine Professur bis 1958. Bis zu seinem Tode war er dann freischaffend tätig und wohnte in Niederschönhausen, Waldstraße 80 (Pankow). Seine künstlerische Entwicklung war eng mit Berlin verbunden, davon zeugen seine Berlin-Gemälde, der Grafikzyklus "Unser Berlin" (1952) und eine Sammlung von 45 graphischen Blättern mit Berliner Motiven (1961).

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ SBZ, LAB, Rep. 100-1316, 204/66, Wegbereiter ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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