Lindemann, Fritz

* 11.4.1894 Charlottenburg,
† 22.9.1944 Berlin,
Militär.

L. legte das Abitur am Viktoria-Gymnasium ab und wurde 1912 Fahnenjunker in Potsdam. Als Frontoffizier nahm er am Ersten Weltkrieg teil und gehörte 1919 zeitweise der deutschen Friedensdelegation in Versailles an. L. wurde in die Reichswehr übernommen. Nach seiner Ausbildung zum Generalstabsoffizier war er im Truppendienst und Generalstab eingesetzt und lehrte an der Kriegsakademie. Nach Hamburg versetzt, nahm er als Oberst 1938 seinen Abschied und betätigte sich als militärpolitischer Kommentator beim Hamburger Fremdenblatt. Im Zweiten Weltkrieg war L. an Kämpfen in Polen, Frankreich und der Sowjetunion beteiligt. 1943 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Generals der Artillerie beim Oberkommando des Heeres beauftragt und zum General der Artillerie befördert. L., der zum engeren Führungskreis der Widerstandsbewegung im militärischen Bereich gehörte, nutzte seine häufige Reisetätigkeit zwischen Berlin, dem Führerhauptquartier, den Oberkommandos der Heeresgruppen und Armeen, um zahlreiche Verbindungen zu knüpfen und die Vorbereitungen zum Sturz Adolf Hitlers (1889-1945) zu koordinieren. L. war nach einem geglückten Attentat auf Hitler als Pressesprecher der Reichsregierung vorgesehen und sollte den ersten Aufruf an die deutsche Bevölkerung im Rundfunk verlesen. Nach dem Scheitern des Attentats am 20. Juli 1944 flüchtete er nach Sachsen und tauchte schließlich in Berlin unter. Elisabeth  Kontext zu: Gloeden ElisabethGloeden und ihr Ehemann, der Architekt Erich Gloeden (1888-1944) versteckten ab 29.7.1944 den steckbrieflich gesuchten L. in ihrer Charlottenburger Wohnung, Kastanienallee 23. Am 4.8.1944 wurde er aus der Wehrmacht ausgestoßen und eine Kopfprämie von 500 000 Mark auf ihn ausgesetzt. Bei seiner Verhaftung am 3.9.1944 wurde L. durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Im Polizeikrankenhaus in der Charité verstarb er, ständig von der Gestapo bewacht, nach mehreren Operationen. Über Ls. Familie wurde "Sippenhaft" verhängt; die Söhne wurden vor dem "Volksgerichtshof" angeklagt und zu Zuchthausstrafen veurteilt.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ NDB, DBE ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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