Fürst, Paula

* 6.8.1894 Glogau,
† 1942,
Pädagogin.

1906 kam F. mit ihrer Mutter nach Berlin. In Wilmersdorf besuchte sie das Victoria-Luise Lyceum (heute  Kontext zu: Goethe GymnasiumGoethe-Gymnasium), Gasteiner Straße 23. 1914 legte sie ihre erste Lehrerinnenprüfung ab und studierte danach bis 1923 Geschichte und Französisch an der Berliner Universität. Sie erhielt keine Anstellung als Lehrerin im Staatsdienst, befasste sich mit der Montessori-Pädagogik, war 1925 in einem Kinderhaus in Lichtenberg tätig und übernahm 1926 die erste öffentliche Montessori-Klasse Berlins an der damaligen 9. Volksschule in Wilmersdorf. 1933 wurde die Montessori-Pädagogik vom NS-Regime verboten, F. verlor ihre Stellung und übernahm die Leitung der Theodor-Herzl-Schule am Kaiserdamm 77-79, die 1922 vom jüdischen Schulverein gegründet worden war. Die Schülerzahl wuchs unter dem Druck des Antisemitismus von 200 auf 600 an und stellte die Lehrer vor große Probleme. F. leistete einen entscheidenden Beitrag dazu, dass die Schule jüdischen Kindern Bildung vermitteln und Geborgenheit geben konnte. F. wohnte von 1935 bis 1942 zusammen mit der Sozialarbeiterin Hannah  Kontext zu: Karminski HannahKarminski Kaiserdamm 101. 1938 wurde der "Reichsvereinigung der Juden" die alleinige Verantwortung für die Beschulung jüdischer Kinder übertragen. Deren Leiter Leo  Kontext zu: Baeck LeoBaeck beauftragte F. mit der Leitung der Schulabteilung. Bis zum Herbst 1939 vermochte F. das jüdische Schulwesen neu zu strukturieren und die Ausbildung der Kinder zu sichern. Unter immer größerem Druck des NS-Regimes führte sie die Schulabteilung bis zur Schließung aller jüdischen Schulen durch die Hitlerdiktatur. Am 19.6.1942 wurde das Gebäude der Reichsvereinigung von der Gestapo umstellt, und etwa 50 Mitarbeiter, darunter F., wurden mit dem so genannten 16. Osttransport deportiert. Von den 202 Insassen des Transportes wurde nie mehr etwas gehört. Eine Gedenktafel am Neubau des Senders Freies Berlin, dem Fernsehzentrum des heutigen Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Kaiserdamm 77-79, wo sich vor dem Zweiten Weltkrieg die Theodor-Herzl-Schule befand, erinnert an deren Leiterin F.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Charlottenburg-Wilmersdorf.de, Rebellion und Reform, Dick/Sassenberg ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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