Aufhäuser, Siegfried

* 1.5.1884 Augsburg,
† 6.12.1969 Berlin,
Politiker.

A. war ab 1903 Mitglied der Handlungsgehilfenbewegung und gründete fünf Jahre später die linksbürgerliche Demokratische Vereinigung, zu deren Vorstand er auch gehörte. 1912 wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. A. war ab 1913 Mitglied und Funktionär verschiedener Vereinigungen und Verbände von Angestellten und Beamten. Er wohnte um 1915 in der Tile-Wardenberg-Straße 11 in Tiergarten (heute Mitte). 1921 wurde er Vizepräsident der Berliner Arbeiterbank. In den Jahren von 1928 bis 1933 wirkte A. als Sachverständiger des Internationalen Arbeitsamtes in Genf. Von März 1921 bis Juni 1933 gehörte A. dem Deutschen Reichstag an. Aus Protest gegen die Kapitulation der Dachorganisation der Gewerkschaften des ADGB gegenüber dem NS-Regime trat er am 28.3.1933 vom Vorsitz des Angestellten- und Beamten-Bundes zurück. Im April 1933 wurde er in den Parteivorstand der SPD gewählt. Am 5.5.1933 war A. gezwungen, Deutschland zu verlassen, und ging übers Saargebiet nach Paris und Prag. Seine Auffassungen von einem gemeinsamen Vorgehen mit der ebenfalls verbotenen KPD führten 1935 zu seinem Ausschluss aus dem Prager Exilvorstand der SPD. Ein Jahr darauf war er Mitglied des Deutschen Volksfrontausschusses in Prag. Er wirkte weiterhin in führenden Gewerkschaftsfunktionen auf internationaler Ebene. Im Oktober 1937 wurde er aus Deutschland ausgebürgert. Über Paris und London gelangte er 1939 in die USA. Von dort kehrte er 1951 nach Berlin zurück. Von 1952 bis 1958 war er Vorsitzender der Westberliner SPD und ab 1959 deren Ehrenvorsitzender. Am 1.5.1964 wurde er mit dem Ehrentitel Stadtältester ausgezeichnet. A. wohnte schon seit Ende der 1920er Jahre Zikadenweg 72. Gedenktafeln in der Scheidemannstraße/Platz der Republik in Tiergarten (heute Mitte) und in der Blissestraße 2 sowie der Siegfried-Aufhäuser-Platz in Neukölln erinnern an A.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Stadtälteste, Emigration, Reichshandbuch, M. d. R., Wer ist wer?, 1955 ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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