Auerbach, Bertold

(eigtl. Moses Baruch)
* 28.2.1812 Nordstetten bei Horb/Württemberg,
† 8.2.1882 Cannes/Frankreich,
Schriftsteller.

A. war das neunte Kind einer mittellosen jüdischen Familie. Er besuchte ab 1824 die Talmudschule in Hechingen und ab 1827 die Rabbinerschule in Karlsruhe. Nach dem Abitur studierte A. ab 1832 zuerst Jura, dann Philosophie und Theologie in Tübingen und München. Er war der einzige jüdische Student, der Theologievorlesungen besuchte. A. war aktiv in der Burschenschaftsbewegung, wurde aus politischen Gründen 1833 festgenommen und zu zwei Monaten Festung verurteilt, die er erst 1837 auf dem Hohenasperg verbüßte. Sein Studium setzte er 1834 in Heidelberg fort, wo er 1835 das Rabbinerexamen nicht bestand. Das Erstlingswerk war die "Geschichte Friedrichs des Großen", die A. zwischen 1834 und 1836 geschrieben hatte. Er wandte seine Aufmerksamkeit der Emanzipation des Judentums zu. 1836 publizierte er die Schrift "Das Judentum und die neueste Literatur", in der er die Gleichberechtigung der Juden einforderte. Ein Jahr später folgte sein historischer Roman "Spinoza". Zwischen 1838 und 1850 schrieb er zunächst für verschiedene Zeitschriften und lebte danach als freier Schriftsteller in Frankfurt/Main, Bonn und Mainz, Weimar, Leipzig, Dresden, Breslau und Berlin. Mit seinen ab 1843 in vier Bänden in Stuttgart erschienenen "Schwarzwälder Dorfgeschichten", hatte A. den Durchbruch als Erzähler geschafft. Die Geschichten hatte er während seines ersten Berlinaufenthaltes von 1843 bis 1854 in der Kronenstraße 26 (heute Mitte) geschrieben. Ab 1859 wohnte er mit seiner Familie überwiegend in Berlin, um 1865 Wilhelmstraße 83 (heute Mitte) und um 1870 Königin-Augusta-Straße 3 (heute Reichpietschufer, Mitte). Seine Begeisterung über den Krieg gegen Frankreich 1870/71 brachte er in seinem Buch "Wieder unser!" 1871 zum Ausdruck. Verbittert über den aufkommenden Antisemitismus im Kaiserreich lebte A. ab 1872 in Freiburg im Breisgau. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof von Nordstetten bestattet. Von 1898 bis 1938 trug die Auerbachstraße in Wilmersdorf seinen Namen. 1938 wurden von NS-Behörden alle Straßen, die nach jüdischen Persönlichkeiten benannt waren, umbenannt. Seitdem heißt die Auerbachstraße Auerbacher Straße nach der gleichnamigem Stadt im Vogtland (Sachsen).

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ NDB, Voß, Killy ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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