Philo-Verlag

(ehem.)
Wilmersdorf,
Pariser Straße 44.

Dia-Serie Philo-Verlag (ehem.) Der Verlag nebst Buchhandlung wurde 1919 unter dem Namen "Gabriel Riesser" (1806-1863, ein Vorkämpfer der Emanzipation der Juden in Deutschland) in der Kreuzberger Lindenstraße 13 gegründet. 1920 erfolgte eine Umbenennung nach dem jüdischen Historiker und Philosophen Philo von Alexandrien (25 v. Chr. - 40 oder 50 n. Chr). Seit 1930 befand sich der P. in der Pariser Straße 44. Der Verlag war Publikationsorgan des  Kontext zu: Central Verein deutscher StaatsbuergerCentral-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV), der größten jüdischen Organisation Deutschlands. Er gab u. a. Schriften gegen den Antisemitismus und für die Aufklärung der nichtjüdischen Bevölkerung über das Judentum heraus. Vor Wahlen ließ er Plakate anschlagen und umfangreiche Zeitungsannoncen veröffentlichen, in denen die jüdischen Wähler aufgerufen wurden, nicht für antisemitische Parteien und Kandidaten zu stimmen. Ein spezieller Pressedienst des P. versandte regelmäßige Communiques an die Zeitungen. Nach der Errichtung des NS-Regimes änderte sich jedoch das Verlagsprogramm: Statt aufklärerischer Schriften erschienen nun solche zur jüdischen Existenz in der Geschichte sowie religionsphilosophische Werke, Bücher zur Kunst, aber auch Koch- und Kinderbücher. Von dem "Philo-Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens" (1934) wurden 30 000 Exemplare verkauft. Auch der "Philo-Atlas. Handbuch für die jüdische Auswanderung" (1938) erlebte eine hohe Auflage. Die Herausgabe von Büchern nicht-jüdischer Verfasser und der Verkauf der Verlagserzeugnisse an Nicht-Juden waren jedoch seit 1933 verboten. Nach der Pogromnacht am 10.11.1938 wurde der Verlag, wie auch sämtliche andere jüdische Verlage in Deutschland, geschlossen. Der P. war 1919 von dem Rechtsanwalt Ludwig Holländer (1877-1936) ins Leben gerufen worden, der ihn bis 1933 leitete. Ihm folgten Alfred Hirschberg (1901-1971) und nach dessen geglückter Emigration Alfred Wiener (1886-1964). Heute existiert in der Littenstraße 106/107 (Berlin-Mitte) wieder ein Philo-Verlag, der aber nicht Rechtsnachfolger des P. ist. Am Haus Pariser Straße 44 hängt seit 1988 eine Berliner Gedenktafel, die an den P. erinnert.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Barkai ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon