Annotation: Sachbuch

Lucie-Smith, Edward:
DuMont's Lexikon der Bildenden Kunst

DuMont Buchverlag, Köln 1997, 320 S.

Brutalismus? Ist nicht, was Sie vermuten. Ist der Begriff für die späte Architektur Le Corbusiers und seiner britischen Epigonen. Ist einer von den über zweitausend Begriffen, die in DuMont's Lexikon der Bildenden Kunst aufgenommen wurden. Verfasser des handlichen und gut handhabbaren Nachschlagewerkes ist der britische Kunstwissenschaftler Edward Lucie-Smith, dem heute jedes Wort abgekauft wird. Sein enzyklopädisches Werk hat sich seit anderthalb Jahrzehnten bewährt. Laien wird der Zugang zur Kunst, der Gang durch künstlerische Epochen, Ereignisse, Erscheinungen, Stile und Gruppen erleichtert. Die knappen und präzisen Notationen sind nicht darauf aus, Experten auszubilden. Eines der wenigen wortreich ausgeführten Stichworte lautet „Sozialistischer Realismus“. Ein schwammiger Begriff, von vielen Künstlern nie respektiert, der dennoch Jahrzehnte Themen und Tendenzen realistischer Gestaltung bestimmte und entwickelte. Lucie-Smith definiert ihn unter anderem als „Widerspiegelung der Wirklichkeit unter der Perspektive der Zukunft“. Was wäre gegen einen solchen „S. R.“ zu sagen? Was gegen den Sozialistischen Realismus zu sagen ist, sagt der Fachmann mit einem propagandistischen Ton, der dem der angeprangerten Propagandakunst ähnlich ist. Brutal geurteilt? Beileibe nicht! Manchmal genügt es nicht, sich nur mit dem Begriff zu beschäftigen. Lucie-Smith hätte sich mehr mit der Kunst des Sozialistischen Realismus beschäftigen sollen. Dann hätte er sich, wie auch sonst, strikt ans Faktische gehalten. Der Vorzug des Lexikons sind - ohne Ironie gesagt - Fakten, Fakten, Fakten! Der Band liegt nicht als Last in der Hand und legt sich nicht als Last aufs Hirn. Gegebenenfalls wäre er auch als Handgepäck geeignet. Hat das nicht was für sich?

Bernd Heimberger


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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