Eine Annotation von Marianne Jonzeck
cover Klapheck, Regina (Hrsg.):
Fräulein Rabbiner Jonas
Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?
Eine Streitschrift von Regina Jonas.
Mit einem Vorwort von Hermann Simon.
Hentrich & Hentrich, Teetz 1999, 325 S.

Zum Abschluß ihres mehrjährigen Studiums an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin reichte die in einer Berliner jüdischen Familie aufgewachsene Regina Jonas (1902-1944) im Jahre 1930 eine damals wie heute noch polarisierende „wissenschaftliche halachische Qualifikationsarbeit“ ein. Sie stand unter dem Thema: „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ Obwohl die Absolventin darin schlüssig nachwies, daß jüdische Religionsgesetze und weibliches Rabbinat einander nicht ausschließen würden, erfolgte ihre Ordination als Rabbinerin erst 1935. Diese Arbeit, resümiert E. Klapheck in ihrem sorgfältig recherchierten biographischen Essay „Der Mythos Regina Jonas“, „blieb nicht nur der historisch erste, sondern auch der umfassendste Versuch, das weibliche Rabbinat aus der Tradition des Judentums heraus zu begründen“. Heute gilt die erste Rabbinerin der Welt gleichsam als Wegbereiterin jüdischer Frauenemanzipation auf kultischem Gebiet.

Der Entschluß von Verlag und Herausgeber, eine im Nachlaß der 1944 in Auschwitz ermordeten Rabinnerin aufgefundene Typoskript-Fassung der oben erwähnten Streitschrift herauszugeben, von E. Klapheck optimal kommentiert und bearbeitet, bewahrt das weithin unbekannte Lebenswerk der engagierten Frau endgültig vor dem Vergessen. Eine interessierte jüdische wie nichtjüdische Öffentlichkeit kann sich nun mit dem Dokument selbst auseinandersetzen. Deutlich trifft dabei der fragmentarische Charakter des aus Gründen der Lesbarkeit zu Doppelseiten aufbereiteten Manuskripts - rechts der Originaltext, links die editorischen Erläuterungen und Übersetzungen aus dem Hebräischen - zu Tage.

Mit Glossar, Quellenangaben und Namenregister, Schwarzweißfotos und Faksimiles.

Einen Nachtrag: Wie man in der Presse lesen konnte, soll die Rabbinerin Regina Jonas, die Hermann Simon zu den Persönlichkeiten der Berliner jüdischen Geschichte zählt, mit einer Gedenktafel am Hause Krausnickstraße 6 in Berlin-Mitte geehrt werden.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 02/01 (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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