Berlin am 8. Oktober
  
1459 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn und die Ratsleute zu Berlin und Cölln legen Widerspruch gegen ein Urteil des kaiserlichen Hofgerichts zu Speyer bezüglich der Herausgabe eines Nachlasses an die Gebrüder Jakob und Wenzeslaus Holzapfel ein.
1527 Kurfürst Joachim I. Nestor erklärt, daß die ihm von den Ständen der Mark Brandenburg zur Bereitstellung von 200 gerüsteten Pferden für den Krieg gegen die Türken auf zwei Jahre bewilligte Steuer von Hufen, Gärten usw. nicht als eine Last anzusehen sei.
 
1742 Es ergeht eine »Allergnädigste Order an das Gouvernement zu Berlin, in wie weit es sich in Policey-Sachen meliren (einmischen) könne oder nicht«. Darin wurde auf die alleinige Zuständigkeit des neuernannten Polizeidirektors Kircheisen hingewiesen.
1745 Leonhard Euler, Direktor der mathematischen Klasse der Berliner Akademie, verteidigt vor dem Kuratorium der Akademie sein Astronomie-Konzept von 1742.
1797 Der Jurist, preußische Geheime Legationsrat und Schriftsteller Johann Christoph Wilhelm von Steck stirbt in Berlin. Im Jahre 1763 wurde von Steck Kammergerichtsrat in Berlin, 1765 Justitiar der Königlichen Bank und 1767 Geheimer Tribunalrat.
1800 Die »Philomatische Gesellschaft« für naturwissenschaftliche Forschungen wird gegründet.
1800 Am Tag der Beisetzung Karl Friedrich Christian Faschs, des Begründers der Singakademie, wird durch diese erstmalig Wolfgang Amadeus Mozarts »Requiem« in Berlin zu Gehör gebracht.
1803 In Berlin wird eine Verfügung veröffentlicht, die für Mißbrauch und Ausnutzung der Buchdruckergesellen Geld- bzw. Gefängnisstrafen vorsah.
1805 Karl August Ludwig Quanter, der spätere Schauspieler, wird in Berlin geboren.
1839 Johannes Otzen wird in Siesebye (Schlesien) geboren. Der Baumeister und Hochschullehrer lebte und arbeitete ab 1870 in Berlin.
1849 An der Zehdenicker Straße (Mitte) wird das Vorstädtische Theater mit der Komödie »Die Rettichjungen von Lubojatzky« eröffnet.
1862 Otto von Bismarck wird vom preußischen König zum Ministerpräsidenten und Außenminister berufen.
1866 In Berlin wird der Friedens- und Bündnisvertrag zwischen Preußen und Sachsen-Meiningen geschlossen.
1869 Alfred Flatow wird in Danzig geboren. Der Turner der Berliner Turnerschaft gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 die Goldmedaillen Barren und Reck in der Mannschaft, die Goldmedaille Barren-Einzel und die Silbermedaille Reck-Einzel.
1874 Das erste stadteigene Krankenhaus, das Städtische allgemeine Krankenhaus Friedrichshain, erbaut nach Plänen von Martin Gropius und Heino Schmieden, wird eröffnet. Eine zweckgebundene Schenkung des Rentiers Jean J. Fasquel hatte das Projekt ermöglicht.
1874 Im neuerrichteten ersten Städtischen Krankenhaus Friedrichshain werden die ersten Patienten aufgenommen.
1883 Otto Heinrich Warburg wird in Freiburg im Breisgau geboren. Der Physiologe und Biochemiker wurde 1931 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellphysiologie.
1885 Im Verein Berliner Künstler wird eine Klette-Ausstellung eröffnet.
1885 Im Vorgarten des Hospizes in der Friedrichstraße 129 (Mitte) wird der Grundstein für eine Büste des Reformators Johannes Calvin gelegt.
1885 Der neue Universitätsrichter Dr. Paul Daude wird in sein Amt eingeführt.
1887 Franz Anton Dischinger wird in Heidelberg geboren. Der Architekt wurde 1933 als Professor an die Technische Hochschule zu Berlin berufen. Er war mit Walther Bauersfeld maßgebend an der Entwicklung des Schalenbaus zu Beginn der zwanziger Jahre beteiligt.
1901 Das Mitglied des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, Dr. Georg Lachmann, spricht auf einer Sitzung des Vereins zum Thema »Hat das Schießen mit Geschützen Einfluß auf Gewitter- und Hagelbildung?«.
1910 Die »Berliner Burschenschaft Germania« beginnt die Feierlichkeiten des »100jährigen Jubiläumstages unserer Universität Berlin« mit einem Begrüßungsabend der Gäste »auf ihrer Kneipe«.
1911 Die Stadt Rixdorf (Neukölln) übernimmt nach erfolgter Kündigung des Stromlieferungsvertrages mit den Berliner Elektrizitätswerken das gesamte Netz ihres Stadtgebietes.
1919 Eine Volkszählung ergibt, daß der künftige Bezirk Zehlendorf 32 913 Einwohner hat. Das waren 9 % der Gesamtbevölkerung der künftigen Stadtgemeinde Groß-Berlin, deren Bildung am 1. Oktober 1920 vollzogen wurde.
1919 Der Vorsitzende der USPD Hugo Haase wird vor dem Berliner Reichstagsgebäude angeschossen und schwer verletzt. Der Schütze erklärte seine Tat mit politischen Gründen und persönlichen Rachegefühlen.
1921 Das Theater am Kurfürstendamm wird mit der Uraufführung des Lustspiels »Ingeborg« von Curt Goetz eröffnet.
1923 Der neuangelegte Flughafen Tempelhof wird an die Luftverkehrsgesellschaft Junkers und die Deutsche Aero Lloyd AG übergeben, die den zivilen Flugverkehr nach München und Königsberg aufnehmen.
1924 Der Magistrat bewilligt 2,5 Millionen Reichsmark zur Verbesserung der Straßenbeleuchtung.
1928 Die Unternehmen AEG, Siemens und Telefunken gründen die Klangfilm AG. Die Produktion von Tonfilmen begann 1929.
1930 Das Großkraftwerk West beginnt seinen Betrieb aufzunehmen. Im April 1929 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauleitung und technische Beratung erfolgte durch die Siemens-Schuckert-Werke. Der Ausbau (224 000 kW gleichzeitig nutzbare Leistung) endete im Juli.
1931 Der Arzt und Schriftsteller Alfred Döblin wird in den Senat der Preußischen Akademie der Künste gewählt.
1934 Auf dem Gelände des Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs (Tiergarten) brennt eine Dachpappenfabrik bis auf die Grundmauern nieder. Der Brand war durch Überkochen von Steinkohleteer und Pech entstanden.
1935 Der Polizeipräsident von Berlin Graf von Helldorf teilt mit, daß er fünf Berliner Schlächtern »wegen Verstoßes gegen die Preisfestsetzungsbestimmungen die Fortführung ihrer Betriebe untersagt und die Schließung ihrer Geschäfte angeordnet« hat.
1935 In der Charlottenstraße 91/92 (Kreuzberg) beginnt der Abriß des einstigen Berliner Theaters. Es war beabsichtigt, auf diesem und den benachbarten Grundstücken einen Parkplatz anzulegen.
1935 In den »Berliner Wirtschaftsberichten« teilt das Wirtschaftsamt der Stadt mit, daß die Zahl der Arbeitslosen in Berlin auf 200 000 gesunken sei. Berlin hatte 1933 bei der NS- Machtübernahme 655 000 Arbeitslose, auf sechs Einwohner kam ein Arbeitsloser.
1935 In der Höheren Graphischen Fachschule beginnen die zweisemestrigen kartographischen Abendkurse für im Berufsleben Stehende mit mindestens dreijähriger Praxis.
1936 Der Berliner Geologe Hans Stille feiert seinen 60. Geburtstag.
1938 Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ersucht die Preußische Akademie der Wissenschaften, ihre Satzungen nach den nationalsozialistischen Grundanschauungen des staatlichen und geistigen Lebens in Deutschland umzugestalten.
1945 Der Magistrat beschließt die Einrichtung eines Aufnahmeheimes für Obdachlose.
1945 In einem Brief an einen seiner Schüler beklagt der Nervenarzt Karl F. Bonhoeffer den Tod zweier Söhne (Dietrich, Theologe, und Klaus, Chefsyndikus der Lufthansa) und zweier Schwiegersöhne (von Schleicher und von Dohnanyi) im NS-Widerstand.
1946 In der »Volksbühne des Hebbel-Theaters« in der Kastanienallee (Prenzlauer Berg) hat Ibsens »Der Bund der Jugend« in der Regie von Franz Reichert und mit Gisela Trowe, Ruth Schilling, O. E. Hasse, Fritz Rasp und Max Grothusen in den Hauptrollen Premiere.
1946 Der Magistrat erläßt eine Anordnung zur hygienischen Überwachung der Berliner Wasserwerke und zur Bildung von Schutzzonen um die Brunnenanlagen, um die Seuchengefahr zu verringern.
1947 Die US-amerikanische Militärregierung untersagt dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands für den Amerikanischen Sektor jede Tätigkeit, da er nach ihrer Auffassung für Propagandazwecke der SED genutzt wird.
1947 Der Magistrat genehmigt die Kanzleiordnung für die Verwaltung von Groß-Berlin.
1947 Als erster Wirtschaftsverband Berlins wird im Britischen Sektor der Verband des Berliner Textil-Großhandels wieder zugelassen.
1948 Die im Studentenhaus im Britischen Sektor in Abwesenheit der SED-Fraktion tagenden Fraktionen von SPD, CDU und LDP beschließen, die Funktionen von Stadtverordneten der SED als Vorsitzende von Ausschüssen auf deren Stellvertreter zu übertragen.
1949 An der Philosophischen Fakultät der Freien Universität Berlin wird ein erziehungswissenschaftliches Institut eröffnet.
1949 In der Städtischen Oper, Kantstraße 8-12 (Charlottenburg), wird mit enthusiastischem Beifall das Faust-Ballett »Abraxas« von Werner Egk unter Leitung des Komponisten erstaufgeführt.
1950 Der Bahnhof Blankenfelde an der Dresdener Bahn wird eröffnet.
1951 Die Alliierte Kommandantur teilt mit, daß das Westberliner Abgeordnetenhaus Bundesgesetze nicht nur einzeln, sondern unter bestimmten Bedingungen auch komplex als »Mantelgesetze« übernehmen und entsprechende Ausführungsbestimmungen erlassen darf.
1953 Auf dem Bahnhof Zoo trifft der erste Transport von 116 nach West-Berlin entlassenen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion (Spätheimkehrer) ein.
1954 Das modernste Ziegelwerk Berlins mit einer Jahreskapazität von 50 Millionen Ziegelsteinen wird in Siemensstadt eingeweiht.
1956 Die Schauspielerin Lucie Höflich (Helene Lucie von Holwede) stirbt in Berlin. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Dahlem, Königin-Luise-Straße 57 (Zehlendorf).
1958 Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt überreicht dem Leiter des Max-Planck-Instituts für Zellphysiologie, Nobelpreisträger Prof. Otto Heinrich Warburg, anläßlich seines 75. Geburtstages im Namen des Senats die Ernst-Reuter-Medaille.
1963 In West-Berlin beginnt eine großangelegte Tauben-Dezimierungsaktion. Der Bestand von etwa 80 000 verwilderten Tauben wurde mittels des Blausäurepräparats Cyanid stark herabgesetzt.
1963 Senat und Abgeordnetetenhaus verleihen Prof. Dr. Otto Heinrich Warburg, Direktor des Max-Planck-Instituts für Zellphysiologie und Nobelpreisträger für Medizin, zum 80. Geburtstag die Würde eines Ehrenbürgers.
1964 Der neue französische Stadtkommandant, General François Binoche, stattet dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt im Schöneberger Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.
1968 Die Galeristin Eva Poll eröffnet ihre ersten eigenen Ausstellungsräume in der Charlottenburger Niebuhrstraße mit Arbeiten des Berliner Malers Peter Sorge.
1969 Der Zeitungswissenschaftler Prof. Emil Dovifat, der von 1928 bis 1947 das Institut für Zeitungswissenschaft in Berlin leitete, stirbt im Alter von 78 Jahren in West-Berlin. Dovifat war von 1948 bis 1961 Professor an der Freien Universität.
1970 Die fünftägige 25. Jahrestagung des Internationalen Verbandes von Direktoren zoologischer Gärten wird in Ost-Berlin eröffnet. Daran nahmen Zooexperten aus 22 Ländern teil. Die Tagung war Fragen des Naturschutzes zur Erhaltung der Tierwelt gewidmet.
1974 Das 1949 in Aspen, Colorado (USA), gegründete Aspen Institut for Human Studies eröffnet auf der Halbinsel Schwanenwerder (Wilmersdorf) eine Außenstelle. Es veranstaltete u.a. Seminare über das wirtschaftliche und kulturelle Leben Berlins.
1975 Der Regisseur und Intendant der Komischen Oper in der Behrenstraße (Mitte), Walter Felsenstein, stirbt in Berlin.
1982 Anläßlich des 100. Geburtstages des Physikers Hans Geiger veranstalten die Physikalische Bundesanstalt, das Hahn-Meitner-Institut und die Technische Universität Berlin ein Festkolloquium in Berlin.
1989 Der Italiener Claudio Abbado, Musikdirektor der Wiener Staatsoper und Hauptdirigent der Wiener Philharmoniker, wird von den Berliner Philharmonikern zu ihrem Chefdirigenten gewählt.
1989 Starke Sicherheitskräfte gehen nach einer Andacht für Frieden und Gewaltlosigkeit in der Gethsemanekirche (Prenzlauer Berg) mit Schlagstöcken gegen ca. 2 000 Demonstranten vor. Es gab zahlreiche Festnahmen.
1992 Der langjährige SPD-Vorsitzende, Regierende Bürgermeister und Bundeskanzler, der Berliner Ehrenbürger Willy Brandt, stirbt in Unkel am Rhein. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Zehlendorf, Potsdamer Chaussee 75.
1993 Der Flughafen Tempelhof begeht sein 70jähriges Bestehen. Er ist der älteste, noch in Betrieb befindliche Flughafen der Welt.
1994 Das Haus Hohenzollern und der europäische Hochadel nehmen mit einer Trauerfeier im Berliner Dom (Mitte) Abschied von Prinz Louis Ferdinand von Preußen, der am 25. September 86jährig in Bremen verstorben war. Er war der letzte Enkel Kaiser Wilhelms II.
1996 Das Landesarbeitsamt teilt mit, daß es in Berlin 23 100 Arbeitslose mehr als noch vor einem Jahr gibt. Ende September waren 235 800 Berliner ohne Beschäftigung. Im Arbeitsamtsbezirk Berlin-Brandenburg waren es 412 700, 40 000 mehr als vor einem Jahr.
1996 Das besetzte Haus an der Kinzigstraße 9 (Friedrichhshain) wird geräumt. Die Friedrichshainer Bauaufsicht hatte die Polizei um Amtshilfe gebeten. Die Räumung verlief ohne Störungen.
1996 In Charlottenburg prallt kurz nach 14.00 Uhr ein Regionalzug aus Neustrelitz an einer Baustelle gegen den Ausleger eines Baggers. Dabei wurden elf Menschen verletzt. Ursache war vermutlich ein übersehenes Warnsignal.
1997 Am 5. Todestag des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin und Bundeskanzlers Willy Brandt findet an seiner letzten Ruhestätte auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof eine Gedenkstunde statt. Im Willy-Brandt-Haus in Kreuzberg gab es eine Ausstellung.
1997 Auf dem Schüßlerplatz in der Köpenicker Altstadt wird Köpenicks erster Brandenburg-Markt eröffnet. Zu kaufen gab es vor allem Produkte einheimischer Hersteller aus dem Brandenburgischen.
1998 In der Berliner Philharmonie wird die Gründung der ersten Berliner Waldorf- Schule vor 70 Jahren gefeiert. Inzwischen gab es zehn derartige Schulen mit über 2 000 Schülern.
1998 Im Verwaltungsgericht beginnt die Verhandlung um eine Klage von Bernd Wolff gegen den Berliner Senat wegen Überschreitung der Lärm- und Abgaswerte in der Schildhornstraße (Steglitz). Insgesamt stritten 20 Berliner vor Gericht um verkehrsberuhigte Zonen.
1998 Die Senatsverwaltung für berufliche Bildung teilt mit, daß Ende September noch rund 1 900 Berliner Jugendliche keinen Ausbildungsplatz hatten. Das war ein Drittel weniger als im Vorjahr.
1999 Berlins älteste städtische Klinik, das Krankenhaus im Friedrichshain, feiert den 125. Jahrestag seiner Eröffnung.
2000 Der französische Botschafter Claude Martin gibt den Startschuß für den vierten Halbmarathon »Sous les Ponts 2000«. Der Deutsch-Französische Freundschaftslauf führte über eine Strecke von 21,0975 km vom Rathaus Wedding zum Rathaus Reinickendorf.

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