Berlin am 9. Juni
 
1399 In der Neustadt Brandenburg schließen 16 mittelmärkische Städte auf Initiative von Berlin, Frankfurt (Oder) und Brandenburg ein erneutes Bündnis zur gemeinsamen Verteidigung des Besitzstandes der Städte und zur Bekämpfung des Raubrittertums.
1440 Kurfürst Friedrich I. gestattet dem Cöllner Bürger Hans Glynicke, seine Hebungen (Einkünfte) im Dorfe Wilmersdorf bei Bernau zu verpfänden.
1538 Kurfürst Joachim II. Hektor ersucht den Rat zu Berlin und Cölln, ihm 1 000 Gulden, die er dringend benötigt, zu senden.
1632 Kurfürst Georg Wilhelm ordnet an, den Dom zu Cölln zu einer reformierten Parochialkirche umzugestalten.
1674 Durch das Aufnahmeedikt vom 21. Mai 1671 nur für 20 Jahre geschützt und dem Konkurrenzneid der christlichen Kaufleute ausgesetzt, versuchen die zugelassenen Juden, sich mit einem Gemeindestatut gegen den Zuzug weiterer Juden nach Berlin abzuschirmen.
1701 Der Apothekeraspirant Johann Friedrich Böttger führt im Keller des Hauses Molkenmarkt 4/Stralauer Straße ein Experiment vor, das Anwesende als Beweis für seine Fähigkeit ansehen, Gold zu machen.
1741 Für den am 25. Mai 1741 verstorbenen Generalfeldmarschall Graf von Borck findet das Leichenbegängnis statt. Um 13.00 Uhr setzte sich der Trauerzug, mit dem Dohnaischen Regiment an der Spitze, zur Garnisonskirche in Bewegung.
1741 Der ehemalige österreichische Rittmeister Jacobi, der nach der Übergabe von Brieg in den Dienst des Königs von Preußen getreten war, trifft in Berlin ein. Er war für den Dienst im Armeelager bei Genthin vorgesehen.
1812 Johann Gottfried Galle wird in Radis geboren. Der Astronom wirkte ab 1835 an der Berliner Sternwarte am Halleschen Tor und entdeckte von dort aus drei neue Kometen sowie den Kreppring des Saturn.
1817 Durch Kabinettsorder wird die Berliner Tierarzneischule dem Ministerium des Innern und des Krieges unterstellt.
1840 Der Leichnam König Friedrich Wilhelms III. wird von Unteroffizieren der Schloßgarde aus dem Palais des Königs in den Thronsaal des Schlosses getragen, wo die Aufbahrung erfolgte.
1846 Paul Rohrbach wird in Berlin geboren. Der Botaniker veröffentlichte verschiedene Abhandlungen über die Gattung der Orchideen.
1848 Im preußischen Parlament debattiert man über die Frage, ob sich die Barrikadenkämpfer des 18./19. März um das Vaterland verdient gemacht hätten. Stadtrat Hermann Duncker gehörte zur Minderheit, die sich dafür aussprach.
1848 Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I,. gibt seinen Sitz in der Preußischen Verfassunggebenden Versammlung, den er als Abgeordneter des Wirsitzer Kreises errungen hatte, an seinen Abgeordneten- Stellvertreter ab.
1851 Leonhard Siegmund Ludwig Bergmann (Sigmund Bergmann) wird im thüringischen Tennstedt geboren. Dank der Freundchaft mit Edison erhielt er Aufträge zur Herstellung der von Edison erfundenen Geräte und wurde selbst Unternehmer.
1859 Die philosophische Fakultät der Berliner Universität legt der Regierung ein Gutachten über die Notwendigkeit des Neubaus eines chemischen Laboratoriums vor.
1871 General Karl von Prittwitz, dessen Name eng mit der Niederschlagung der 48er Märzrevolution in Berlin verbunden ist, stirbt in Görlitz, wohin er sich nach seinem 50. Dienstjubiläum zurückgezogen hatte.
1884 Für das Reichstagsgebäude am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten), das nach den Plänen des Architekten Paul Wallot errichtet werden soll, legt Kaiser Wilhelm I. den Grundstein.
1885 Der Geheime Regierungsrat und Direktor der Berliner Brandpolizei, Carl Ludwig Scabell, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Georgen- Gemeinde, Landsberger Allee 48 (Friedrichshain).
1887 Es beginnen die dreitägigen Feierlichkeiten zum 40jährigen Bestehen des akademischen Gesangvereins »Motiv«. Die Festsitzung fand am zweiten Tag im Königshof in der Bülowstraße statt, die Festrede hielt der Stifter und Ehrenliedervater H. F. Natus.
1890 Die Stadt Berlin übergibt den Neubau des städtischen Krankenhauses am Urban mit einer Kapazität von 500 Betten an die Krankenhausverwaltung.
1891 Auf Einladung des deutschen Zentralkomitees für die russischen Juden findet eine Versammlung von Vertrauensmännern aus den wichtigsten Städten des Auslands und Deutschlands in Berlin statt. Beraten wurde über Auswanderungsprobleme russischer Juden.
1894 Der Statiker und Brückenbauer Johann Wilhelm Schwedler stirbt in Berlin. Schwedler wirkte von 1859 bis 1873 als Dozent an der Berliner Bauakademie und wurde durch die Konstruktion hyperbolischer Diagonalstäbe für den Einsatz im Brückenbau bekannt.
1896 Die Kommission für die Einrichtung und Verwaltung der Berliner Volksbibliotheken beschließt, dem Magistrat zu empfehlen, zum 1. Oktober des Jahres in verschiedenen Bibliotheken Lesezimmer einzurichten.
1906 Die Mitglieder des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft unternehmen einen Ausflug zu dem im Bau befindlichen magnetischen Hilfsobservatorium am Seddiner See (13 km südlich von Potsdam).
1914 Das Unternehmen »Straßenbahn auf der Nonnendammallee in Spandau« (Siemensstadt) hat Betriebseröffnung. Eigentümer waren die Siemens & Halske A.G. und die Siemens & Schuckert-Werke.
1921 Vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert wird die »Verordnung zur Bildung des Kuratoriums der Chemisch-Technischen Reichsanstalt« erlassen. Das Kuratorium hatte u.a. die Reichsanstalt in ihrer wissenschaftlichen und technischen Tätigkeit zu beraten.
1925 Im Viktoriapark (Kreuzberg) wird der Wasserfall nach elfjährigem Stillstand wieder in Betrieb gesetzt.
1928 Pressevertreter nehmen an einer Sonderfahrt des elektrifizierten Zuges über die Berliner Stadtbahn (S-Bahn) zwischen Erkner und Potsdam teil. Die offizielle Eröffnung des planmäßigen elektrischen Betriebes mit fünf Zügen erfolgte am 11. Juni 1928.
1933 Die Stadt Berlin ist eine der größten Hausbesitzerinnen der Welt, denn allein von den 160 000 Neubauwohnungen befinden sich 27 000 im Besitz der Stadt, erklärt der Ständige Staatskommissar für die Reichshauptstadt, Dr. Julius Lippert, vor der Presse.
1934 Der Ullstein-Verlag gibt bekannt, daß die Familie Ullstein nicht mehr die Mehrheit der Aktien besitzt. Diese war in die Hände der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft übergegangen.
1934 Die Stadt Berlin und die Stadtentwässerung beginnen ein Arbeitsbeschaffungsprogramm, bei dem 1 500 Erwerbslose für zwei Jahre eingestellt werden. Sie sollten weitere Stadtteile an die zentrale Entwässerung anschließen.
1940 Die Fernsehzeitschrift »Die Sendung« gibt die Zuschauerzahl des Fernsehsenders »Paul Nipkow, Berlin« für April 1940 mit 16 908 an.
1941 Ingolf Volker Hertel wird in Dresden geboren. Der Physiker war seit 1978 an der Freie Universität Berlin und seit 1993 am Max-Born-Institut in Adlershof tätig. Hertel wurde am 18. August 1998 zum Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung ernannt.
1945 Die Abteilung Post- und Fernmeldewesen des Magistrats gibt die ersten Briefmarken nach Kriegsende heraus. Sie hatten Werte von fünf und acht Reichspfennig, die zu einem Satz von insgesamt sieben Werten gehörten, und zeigten Motive des Berliner Bären.
1945 Mit dem Befehl Nr. 1 gibt Marschall Georgi K. Shukow die Errichtung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland bekannt. Die SMAD hatte ihr Hauptquartier in der ehemaligen Pionierschule der deutschen Wehrmacht in Karlshorst (Lichtenberg).
1946 Für den ersten evangelischen Kirchenneubau nach dem Zweiten Weltkrieg, die Gnadenkirche in der Jaczostraße (Spandau), wird der Grundstein gelegt.
1949 Der Inspektor des Verkehrsaufsichtsdienstes für die Berliner Briefpost, Helmuth Schroeder, wird wegen Unterschlagung fristlos entlassen.
1951 Henry Ford, der Enkel des Gründers der Ford-Werke, der im Jahr 1945 als Präsident die »Ford-Motor Company« übernahm, trifft in West-Berlin ein und besucht auch die Freie Universität Berlin.
1962 Zum »Tag des deutschen Eisenbahners« gastiert das Zentrale Ensemble der zeitweilig in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte auf einer Veranstaltung im RAW Tempelhof.
1964 Der Senat beschließt den von der Bauverwaltung ausgearbeiteten ersten Bericht zur Stadterneuerung. Darin wurden die bis 1920 erbauten Wohnungen als sanierungsbedürftig bezeichnet und ihr Abriß oder ihre Erneuerung empfohlen.
1965 Gegen 1.00 Uhr gelingt es einem 22jähriger Mann in der Nähe der Oberbaumbrücke, die Spree zu durchschwimmen und das Westberliner Ufer zu erreichen.
1976 Der Wahlvorstand für die Wahl des Präsidenten der Freien Universität Berlin (FU) beschließt, daß nur Mitglieder der FU als Kandidaten nominiert werden dürfen.
1977 Ein Zustrom von subtropischer Luft beschert Berlin den dritten »Sommertag« (Tagesmaximum der Lufttemperatur mindestens 25°C) dieses Jahres.
1978 Nach einer Periode von 14 sonnigen und warmen Tagen und zehn »Sommertagen« (Temperaturmaximum mindestens 25°C) hintereinander erlebt Berlin einen Einbruch arktischer Luft, der mit Schauern und einem Temperatursturz einherging.
1979 Das ehemalige - etwa 7 000 Quadratmeter große - Ufa-Gelände an der Viktoriastraße (Tempelhof) wird von drei Kreuzberger Wohn- und Arbeitsgemeinschaften besetzt. Dies war die erste friedliche Besetzung eines derart großen Komplexes.
1981 Im Internationalen Congress Centrum Berlin (ICC) am Messedamm (Charlottenburg) beginnt der 30. Deutsche Kongreß für ärztliche Fortbildung zum Thema »Fragen der Aus- und Fortbildung in allen Bereichen des Gesundheitswesens«.
1983 Ohne Aussprache verabschiedet das Abgeordnetenhaus mit Stimmenmehrheit den ersten Nachtragshaushalt. Das Gesamtvolumen des Haushalts 1983 stieg damit um 226 Millionen auf 19,9 Milliarden Mark an.
1985 In der Deutschen Oper wird das Ballett »Der blaue Engel« (Professor Unrat) von Marius Constant uraufgeführt.
1986 Dem 81jährigen Johannes Müller wird vom Senat und Abgeordnetenhaus die Würde eines Stadtältesten verliehen. 1945 hatte er die CDU im Bezirk Weißensee mitgegründet und war von 1951 bis 1961 Mitglied des Abgeordnetenhauses.
1988 Das zwischen dem Landwehrkanal und der Lützowstraße (Tiergarten) gelegene »Grand Hotel Esplanade« wird eröffnet.
1994 Bundesinnenminister Manfred Kanther vergibt im Theater des Westens (Charlottenburg) die Bundesfilmpreise 1994. Den Hauptpreis, ein Filmband in Gold, verbunden mit einer Prämie von 800 000 Mark, erhielt der Film »Kaspar Hauser« (Regie: Peter Sehr).
1996 Das Virchow-Klinikum teilt mit, daß Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt außer Lebensgefahr ist. Rexrodt war vier Tage zuvor mit Malaria tropica in die Klinik eingeliefert worden.
1996 Mit einer großen Fahrradsternfahrt zum Tag der Umwelt demonstrieren Zehntausende für eine Änderung der Verkehrspolitik des Senats. Nach Angaben der Polizei wurden 20 000 Teilnehmer, nach Angaben der Veranstalter 50 000 Radler gezählt.
1996 Im Deutschen Theater (Mitte) findet eine Gedenkveranstaltung zum 50. Todestag von Gerhart Hauptmann statt.
1997 In der Eingangshalle des Bahnhofs Zoologischer Garten (Charlottenburg) breiten Berliner Obdachlose ihre Schlafsäcke aus, um mit einem »Sleep-In« gegen ihre »Vertreibung aus der Berliner Innenstadt« zu protestieren.
1997 Die Vereinigung Berliner Strafverteidiger spricht sich in einer Mitteilung für die Einführung eines elektronisch überwachten Hausarrestes als Alternative zum geschlossenen oder offenen Strafvollzug in Berlin aus.
1997 Bei der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) wird der Abschluß der Arbeiten zum Aufbau des ersten flächendeckend mit Mobilfunk ausgestatteten U-Bahn- Netzes der Welt gefeiert. Die E-Plus-Mobilfunk-GmbH hatte mehr als 20 Millionen Mark investiert.
1998 Der Senat stimmt dem Vorschlag der Kultusministerkonferenz (KMK) zu, die Museumsinsel mit ihren Bauten zur Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO anzumelden. Die KMK mußte die Eintragung bei der UNESCO- Weltkulturerbe-Kommission beantragen.
1998 Das Statistische Landesamt Berlin teilt mit, daß die Zahl der Verkehrsunfälle in Berlin im März gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel gestiegen ist. Insgesamt wurden 12 601 Unfälle registiert, 18,1 % mehr als im März 1997.
1999 An der Ecke Tiergarten-/Stauffenbergstraße (Tiergarten) wird der Grundstein für die vom Architekten Hans Hollein entworfene österreichische Botschaft gelegt.
1999 Die »Ufa-Fabrik« feiert ihren 20. Geburtstag.
2000 Das 100jährige Jubiläum des Viktoria-Luise-Platzes im Bayerischen Viertel wird feierlich begangen. Der Platz, benannt nach der Tochter Kaiser Wilhelms II., wurde am 8. Juni 1900 durch die Berlinische Boden- und Baugesellschaft Schöneberg übergeben.

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