Berlin am 24. Dezember
 
1316 Markgraf Woldemar bestätigt in Spandau die Stiftung des Altares Exulum für die St.-Petri-Kirche zu Cölln an der Spree und spendet für dessen Unterhalt Steuereinnahmen aus Markede und Mittenwalde.
1317 Markgraf Woldemar bestätigt die Stiftung des Altars Exulum in der Petrikirche zu Cölln.
1351 Markgraf Ludwig der Ältere tritt die Mark Brandenburg an seine Brüder Otto den Faulen und Ludwig den Römer ab.
1453 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn bestätigt die Verpfändung von Seefeld und halb Pankow, die seine Räte während seiner Wallfahrt vorgenommen haben.
1521 Kurfürst Joachim I. Nestor ernennt Hans Meckler auf sechs Jahre zum Hauptmann für das Fußvolk von Berlin und Cölln.
1536 Da der Gottesdienst in Berlin stark zurückgegangen war, beschließt der dortige Rat, die durch den Tod des Besitzers des Altars Trium regum in der Nikolaikirche frei gewordenen Einkünfte gänzlich einzuziehen und zur Besoldung des Organisten zu verwenden.
1603 Kurfürst Joachim Friedrich erläßt ein Edikt gegen nächtliches Lärmen und »Tumultieren« in Berlin und Cölln.
1694 Christfried Kirch wird als Sohn des Astronomen Gottfried Kirch in Guben geboren. Selbst auch Astronom, wurde er Anfang des Jahres 1716 an die Berliner Sternwarte berufen und trat an die Stelle seines 1710 verstorbenen Vaters.
1739 Auf Anordnung König Friedrich Wilhelms I. werden erstmalig Droschken für den öffentlichen Verkehr eingesetzt. An fünf Halteplätzen standen 15 Droschkenkutscher mit ihren Fahrzeugen, die nach einem genau festgelegten Tarif fuhren.
1770 Sophie Friederike Koch (verh. Sophie Friederike Krickeberg) wird in Magdeburg geboren. Die Schauspielerin gab am 16. Februar 1787 ihr Debüt in Berlin und erhielt zu ihrem 50. Bühnenjubiläum die preußische goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
1786 Samuel Heinrich Spiker wird in Berlin geboren. Spiker war Geograph, Schriftsteller und Publizist. Als bester Afrika-Kenner seiner Zeit redigierte er von 1819 bis 1827 das »Journal für Land- und Seereisen«. 1827 erwarb er die Haude & Spenersche Zeitung.
1793 Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm III., vermählt sich mit Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses.
1798 Der General Heinrich Gottlob von Braun, Kommandant der Berliner Residenz, stirbt in Berlin.
1840 Der Historiker Friedrich Wilken, bekannt durch sein großes Werk über die Kreuzzüge und als Verfasser von Arbeiten über die Geschichte Berlins im Berliner historisch-genealogischen Kalender, stirbt in Berlin.
1841 König Friedrich Wilhelm IV. erläßt eine Ministerialverfügung, »den Beruf und die Grenzen der Zensur betreffend«, in der eine gewisse Pressefreiheit zugestanden wurde.
1866 Der Schauspieler und Regisseur Karl Stawinsky stirbt in Berlin. Von 1828 bis 1856 wirkte er unter vier Intendanten, hauptsächlich als Regisseur, am Berliner Königlichen Schauspielhaus (Mitte).
1880 Der Chirurg Friedrich Robert Wilms, für seine Verdienste mit dem Titel »Geheimer Sanitätsrat« gewürdigt, stirbt. Er wurde auf dem II. Kirchhof der Evangelischen Jerusalems- und der Neuen Kirchengemeinde, Baruther/Zossener Straße (Kreuzberg) beigesetzt.
1883 Der Berliner Student Paul Julius Gottlieb Nipkow erfindet unter dem Namen »Elektrisches Teleskop« die Fernseh-Lochscheibe.
1884 Carl Schwatlo, Professor der Baukonstruktionslehre an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
1891 Nach der unlängst eingerichteten ersten Berliner Wärmehalle unweit des Alexanderplatzes wird eine zweite kleinere in der ehemaligen Päpkeschen Weißbierstube, Jerusalemer Straße 8 (Mitte), eröffnet.
1899 Carl Troll wird in Gabersee/Bayern geboren. Troll war seit 1930 Privatdozent, später Professor für Wirtschaftsgeographie am Institut für Meereskunde der Berliner Universität.
1901 Robert Wulfinghoff stirbt in Charlottenburg. Wulfinghoff wirkte von 1869 bis 1879 als Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin, später war er am Leibniz-Gymnasium und am Dorotheenstädtischen Realgymnasium tätig. Seit 1901 war er pensioniert.
1903 Nach Mitteilung der Berliner Polizei gibt es am Heiligen Abend nur einen Weihnachtsbaumbrand.
1906 Paul Mehlitz wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille. Er bestritt 26 Länderspiele.
1910 Ellen Braumüller wird geboren. Die Leichtathletin des Sportclubs Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die Silbermedaille im Speerwerfen. 1931 war sie Deutsche Meisterin. Von 1930 bis 1932 verbesserte sie dreimal den Weltrekord.
1911 71 Menschen sterben in Berlin an einer Methylalkoholvergiftung. Der Alkohol war von dem Berliner Drogisten Julius Scharmach verkauft worden. Scharmach wurde am 4. Mai in Berlin zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
1912 Friedrich Mussehl stirbt. Mussehl war von 1891 bis 1912 Ortsvorsteher der Landgemeinde Tempelhof.
1914 In den Schaufenstern einiger Berliner Geschäfte wird Kriegsspielzeug von lebensgroßen, als feldgraue Weihnachtsmänner ausstaffierten Puppen angepriesen.
1918 Der Angriff des Korps Lequis auf die Volksmarinedivision in Schloß und Marstall (Mitte) wird mit Unterstützung von Arbeitern abgewehrt. Bei der als Blutweihnacht bezeichneten Aktion fanden elf Matrosen und 56 Soldaten den Tod.
1927 Der Verein für Wohlfahrtsspeisung eröffnet eine neue Küche in der Swinemünder Straße 96 (Wedding).
1927 Oberbürgermeister Gustav Böß empfängt im Festsaal des Roten Rathauses (Mitte) 600 Klein- und Sozialrentner zu einer Weihnachtsfeier.
1930 Der langjährige sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und ehemalige Reichsminister des Innern, Dr. Eduard David, stirbt in seiner Wohnung in Zehlendorf.
1930 Der Techniker Manfred von Ardenne führt vor Fachleuten dem Staatssekretär Kruckow seine erste vollelektronische Fernsehübertragung mit Hilfe des Leuchtfleckabtasters vor.
1930 Gegen 16.15 Uhr versammeln sich am Döhnhoffplatz (an der Leipziger- Straße, Mitte) Erwerbslose und demonstrieren. Die ganze Innenstadt war mit Polizei besetzt. Auf dem Fahrdamm ritten Schupo-Patrouillen.
1930 Gegen 17.00 Uhr haben sich am Spittelmarkt (Leipziger Straße, Mitte) Ansammlungen von Erwerbslosen gebildet, die Arbeit und Brot fordern. Sie wurden von der Polizei brutal auseinandergetrieben.
1930 Gegen 15.45 Uhr bildet sich in der Chausseestraße (Mitte) ein Zug von etwa 300 Erwerbslosen. Die Polizei drängte den Zug durch die Hannoversche Straße, Elsässer Straße (ab 25. Juli 1994 Torstraße) und Friedrichstraße ab.
1930 Im Gebiet um die Gedächtniskirche stehen Lastwagen der Bereitschaftspolizei, während Schnellwagen und berittene Polizei den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße »sichern«. Wegen der Erwerbslosenproteste galt das Kudammviertel als besonders gefährdet.
1933 Im Zoologischen Garten (Tiergarten) beginnt eine »Billige Weihnachtswoche«. In dieser Zeit brauchten Erwachsene nur 75 Pfennig und Kinder unter zehn Jahren nur 25 Pfennig Eintrittsgeld zu bezahlen.
1933 Die BVG nimmt mit der Linie A 31 zwischen dem Spandauer Hauptbahnhof und Staaken die erste Strecke für elektrische Oberleitungsbusse (O-Busse) in Betrieb.
1938 Der Maler und Architekt Bruno Taut stirbt in Ankara. Als Professor lehrte er 1930 bis 1932 an der Technischen Hochschule zu Berlin. Er war Mitglied des Deutschen Werkbundes und hinterließ in Berlin zukunftsweisende Siedlungsbauten (Britz, Zehlendorf).
1939 Der Physiker Walter Gordon, in Berlin durch seine Beiträge zur Atomphysik und Quantenmechanik bekannt geworden, stirbt in Stockholm.
1945 Papst Pius XII. erhebt den katholischen Bischof von Berlin, Konrad Graf von Preysing, zum Kardinal.
1945 Der Zeichner Herbert Sandberg und der Schriftsteller Günter Weisenborn geben die satirische Zeitschrift »Ulenspiegel« heraus.
1949 Im Ministerium für Aufbau der DDR wird beschlossen, das Gebäude des Preußischen Herrenhauses, Leipziger Straße 3/4 (Mitte), wiederherzustellen.
1952 Hunderttausende von Westberlinern stellen am Heiligen Abend Kerzen in ihre Fenster, um der noch nicht zurückgekehrten deutschen Kriegsgefangenen und all derer zu gedenken, die das Weihnachtsfest fern von ihren Familien verbringen müssen.
1955 Der Physiker Carl Ramsauer stirbt in Berlin. Ramsauer war Professor in Heidelberg, Danzig und Berlin auf dem Gebiet der Atomphysik sowie langjähriger Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.
1967 Während eines Weihnachtsgottesdienstes in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche demonstrieren Mitglieder des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), unter ihnen Rudi Dutschke, gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam.
1968 Astrid Strauß wird in Berlin geboren. Die Schwimmerin des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 die Silbermedaille über 800 m Freistil. Sie war Weltmeisterin 1986 im Freistil über 800 m und 4 x 200 m.
1976 In Berlin beginnt es in den Abendstunden zu schneien. Damit gab es in diesem Jahr erstmals seit 1969 und zum zehntenmal seit 1924 weiße Weihnachten.
1977 Berlin erlebt mit einer Tageshöchsttemperatur von knapp 16°C den wärmsten Heiligabend seit 146 Jahren. In Zehlendorf wurden Zitronenfalter beobachtet.
1979 Der 1968 durch ein Attentat in West-Berlin schwerverletzte Soziologe Rudi (Rudolf) Dutschke, führender Kopf der Außerparlamentarischen Opposition (APO), stirbt in Athus (Dänemark). Er wurde auf dem Kirchhof der St.-Annen-Gemeinde in Dahlem beigesetzt.
1989 Um 0.00 Uhr tritt offiziell der Wegfall von Zwangsumtausch und Visumspflicht in Kraft. Allein am Heiligabend passierten rund eine halbe Million Menschen die Berliner Grenzübergänge in beiden Richtungen.
1990 Der Berliner Theater- und Filmkritiker Friedrich Luft (Die Stimme der Kritik«) stirbt im Alter von 79 Jahren in Berlin. Luft hatte u.a. im Sender RIAS mehr als zweitausendmal die Berliner Kulturereignisse in Ost und West kommentiert.
1996 Der Altbischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Gottfried Forck stirbt 73jährig an einem Krebsleiden. Er hatte sich besondere Verdienste beim Zusammenwachsen der Kirche in Ost und West erworben.
1997 Der Heilige Abend wird am Rathaus Schöneberg mit einem Konzert des Bläserensembles der Musikschule unter Leitung von Egbert Nass eingeleitet. Es erklangen festliche Choräle, bevor die Freiheitsglocke das Fest einläutete.
1997 725 Profi-Weihnachtsmänner sorgen an diesem Abend für die Bescherung Berliner Kinder. Sie waren von den studentischen Arbeitsvermittlungen »Heinzelmännchen« und TUSMA über 10 000mal vermittelt worden.
1998 Die Sängerin und Schauspielerin Margot Friedlaender erliegt in Berlin 81jährig einem Krebsleiden. Die gebürtige Berlinerin war von den NS- Machthabern zur »Halbjüdin« erklärt worden und konnte ihr Talent erst nach dem Zweiten Weltkrieg entfalten.
1998 Rund 1 600 Berliner Waisenkinder nehmen kostenlos an der Generalprobe der Zirkusgala »Menschen-Tiere-Sensationen« teil. Die Benefizaktion »Ein Berliner Herz für Waisenkinder« war vom Deutschen Kinderhilfswerk und anderen Trägern organisiert worden.
1998 Unbeeindruckt vom Heiligen Abend beginnt im »Tresor« in der Leipziger Straße (Mitte) um 23.00 Uhr die Technoparty »White Gloger«. Auch andere Einrichtungen in Berlin hatten mit Veranstaltungen »ohne Festcharakter« geöffnet.
1999 Die St.-Hedwigs-Karthedrale (Mitte) wird durch acht Scheinwerfer in ein blaues Licht getaucht. Die Lichtinstallation »Sehnsucht, Kathedrale im Licht« wurde vom Lichtkünstler Günter Ries geschaffen und war täglich bis zum 6. Januar zu sehen.
2000 Die Berliner feiern bei dichtem Schneefall Bilderbuchweihnachten. In den folgenden Tagen erreichte die Schneedecke eine Höhe bis zu 20 cm. In Berlin gab es laut Angaben vom Wetterdienst Meteofax letztmals vor 14 Jahren »richtig weiße Weihnachten«.

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