Berlin im Jahr 1993
05. 01. Im Prozeß gegen den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker und die Mitangeklagten Hans Albrecht, Heinz Keßler und Fritz Streletz wird der Vorsitzende Richter Hansgeorg Bräutigam vom Landgericht Berlin wegen Befangenheit abgelehnt.
06. 01. Die ersten vier Tatra-Straßenbahnen, die seit 1976 zum (Ost-)Berliner Stadtbild gehören, werden zur Modernisierung zum Waggonbau Bautzen bzw. zur Mittenwalder Gerätebau GmbH abtransportiert.
06. 01. Im Rathaus Schöneberg wird der Berliner Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen, Martin Gutzeit, in sein Amt eingeführt. Zu seinen Aufgaben zählte die Beratung von Bürgern in Fragen der Rehabilitation und Wiedergutmachung.
07. 01. Auf Antrag der Verteidigung der Mitangeklagten wird das Verfahren gegen den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker vom Prozeß gegen die übrigen drei ehemaligen Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates der DDR abgetrennt.
07. 01. Am Gebäude des ehemaligen DDR-Ministeriums für Volksbildung Unter den Linden/Ecke Otto-Grotewohl-Straße (Wilhelmstraße, Mitte), das zu einem Bürogebäude für Mitglieder des Bundestags umgebaut wird, wird das erste Bauschild »Deutscher Bundestag« enthüllt.
09. 01. Am Pariser Platz (Mitte) wird eine Tafel enthüllt, die den künftigen Standort der US-Botschaft markiert. Das Botschaftsgebäude sollte an der Stelle neu errichtet werden, wo es bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bereits stand.
12. 01. Der Senat stimmt den Empfehlungen der gemeinsamen Regierungskommission Berlin/Brandenburg zur Fusion der beiden Bundesländer bis 1999 zu, deren Eckpunkte von der Regierungskommission ein Jahr lang ausgehandelt und am 5. Dezember 1992 vereinbart wurden.
12. 01. Der Berliner Verfassungsgerichtshof gibt der Verfassungsbeschwerde des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker gegen seine Inhaftierung statt. Daraufhin hob das Landgericht Berlin den gegen ihn bestehenden Haftbefehl auf.
13. 01. Nach Aufhebung der beiden gegen ihn erlassenen Haftbefehle verläßt der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker die Untersuchungshaftanstalt Moabit als freier Mann und reist vom Flughafen Berlin-Tegel aus nach Chile aus.
18. 01. Die äußeren Abrißarbeiten an der Werner-Seelenbinder-Halle (Prenzlauer Berg) beginnen.
19. 01. Brandenburgs Landesregierung stimmt den Empfehlungen der gemeinsamen Regierungskommission von Berlin und Brandenburg zur Fusion der beiden Bundesländer bis zum Jahre 1999 zu.
26. 01. Das Präsidium des Abgeordnetenhauses billigt den Vorschlag von Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien, daß das Abgeordnetenhaus nach dem Umzug in den ehemaligen Preußischen Landtag die Postadresse »Abgeordnetenhaus von Berlin, Berlin-Mitte« erhält.
27. 01. Das Bundeskabinett beschließt auf Vorschlag von Bundeskanzler Helmut Kohl die Umgestaltung der Neuen Wache Unter den Linden (Mitte) zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland mit der Inschrift »Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft«.
27. 01. In Lausanne legt die Berliner Olympia GmbH dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die offizielle Bewerbungsschrift Berlins für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahre 2000 vor.
29. 01. Auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof nimmt die US Air Force mit einem militärischen Zeremoniell offiziell Abschied von Berlin.
29. 01. Bundespostminister Wolfgang Bötsch übergibt dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen im Berliner Rathaus eine Urkunde mit der ab 1. Juli geltenden neuen Postleitzahl für den Amtssitz des Berliner Stadtoberhaupts.
29. 01. Der Club der Filmjournalisten Berlin verleiht den Ernst-Lubitsch-Preis an den Schauspieler Harald Juhnke für seine schauspielerische Leistung in Helmut Dietls Film »Schtonk«, der die Affäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher behandelt.
31. 01. Der Potsdamer Kulturwissenschaftler Lothar Bisky wird auf dem Bundesparteitag der PDS im Haus am Köllnischen Park (Mitte) als Nachfolger von Gregor Gysi, der sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, zum neuen Vorsitzenden der Partei gewählt.
02. 02. Der Senat beschließt, die 1990 auf einem 1,3 km langen Abschnitt der Berliner Mauer an der Mühlenstraße zwischen Hauptbahnhof (Ostbahnhof) und Oberbaumbrücke (Friedrichshain) geschaffene East-Side-Gallery als denkmalgeschützte Anlage zu erhalten.
07. 02. Im Sportforum (Hohenschönhausen) siegt die Erfurterin Gunda Niemann bei der 51. Eisschnellauf-Weltmeisterschaft der Frauen im Vierkampf vor Emese Hunyady (Österreich) und Heike Warnicke (Erfurt). Für Niemann war es der dritte Weltmeistertitel in Folge.
10. 02. Gegen den Widerstand des Autors Rolf Hochhuth wird dessen Theaterstück »Wessis in Weimar« vom Berliner Ensemble am Bertolt-Brecht- Platz (Mitte) in einer Inszenierung von Einar Schleef uraufgeführt.
10. 02. Im Berliner Rathaus wird Edmund Wronski (CDU) von Senat und Abgeordnetenhaus mit der Würde eines Stadtältesten von Berlin ausgezeichnet. Wronski gehörte dem Abgeordnetenhaus von 1959 bis 1963 und von 1967 bis 1991 an.
15. 02. Die vom Senat eingesetzte Kommission, die über die Zukunft der »sozialistischen Denkmäler« im Ostteil der Staat beraten sollte, schlägt u.a. vor, das Marx-Engels-Denkmal in Mitte zu erhalten, das Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg jedoch abzureißen.
15. 02. Im Bericht der Senatskommission »Zum Umgang mit den politischen Denkmalen der Nachkriegszeit in Ost-Berlin« wird empfohlen, daß der Hauptteil der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde erhalten bleibt.
18. 02. Der Berliner Architekt Axel Schultes gewinnt den städtebaulichen Wettbewerb für das künftige Regierungs- und Parlamentsviertel am Spreebogen (Tiergarten).
21. 02. Die Gethsemanegemeinde begeht den 100. Jahrestag der Weihe ihrer Kirche am 26. Februar 1893 mit einer Festwoche.
22. 02. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky stellt die Berliner Kriminalstatistik 1992 vor. Dabei zeigte er sich besorgt über zunehmende Gewalt und Brutalisierung. Im letzten Jahr wurden 555 000 Delikte registriert, 10,6 % mehr als 1991.
23. 02. Der Senat beschließt die Gründung einer Tourismus GmbH, die ihre Arbeit am 1. Juli aufnehmen soll. Die aus privaten und öffentlichen Mitteln finanzierte Gesellschaft gab dem Berlin-Tourismus neue Impulse.
28. 02. Im Alten Museum am Lustgarten (Mitte) wird die Ausstellung »Die Etrusker und Europa« eröffnet. Die Ausstellung, die bis zum 30. Juni 190 000 Besucher sahen, vereinte rund 650 Exponate von 138 Leihgebern aus 18 Ländern.
05. 03. Der Ältestenrat des Deutschen Bundestags lehnt das Angebot der Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien, vom 1. März ab, das Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtags (Mitte) als vorläufigen Tagungsort zu nutzen.
11. 03. Das Abgeordnetenhaus verabschiedet mit den Stimmen von CDU, SPD und F.D.P. das Gesetz zur Änderung von Zuständigkeiten für den Ausbau Berlins als Hauptstadt der Bundesrepublik, das die Kompetenzen für den Ausbau Berlins beim Senat konzentriert.
18. 03. Bundespräsident Richard von Weizsäcker gibt bekannt, daß er den Schwerpunkt seiner Amtsgeschäfte nach Berlin verlegen und auch privat seinen Wohnsitz in der Stadt nehmen werde.
25. 03. Das Berliner Abgeordnetenhaus tagt letztmalig im Rathaus Schöneberg.
28. 03. Der »Krempelmarkt« am Reichpietschufer (Tiergarten) findet zum letztenmal statt. Das Gelände wurde im Rahmen der Planungen rund um den Potsdamer Platz benötigt.
28. 03. In der Staatsoper Unter den Linden (Mitte) wird mit einem Festakt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften neu konstituiert.
31. 03. Nach umfassender Rekonstruktion wird das Stadtbad Mitte in der Gartenstraße (Mitte) acht Jahre nach seiner Schließung wiedereröffnet.
31. 03. Der ehemalige Senator für Wissenschaft und Kunst, Werner Stein, Stadtältester von Berlin, stirbt im Alter von 79 Jahren in Berlin. Der SPD-Politiker hatte das Senatorenamt von 1964 bis 1975 inne und war von 1955 bis 1975 Mitglied des Abgeordnetenhauses.
02. 04. Der Platz vor dem RIAS-Gebäude (Wilmersdorf) erhält den Namen Hans-Rosenthal-Platz nach dem am 10. Februar 1987 verstorbenen langjährigen RIAS-Unterhaltungschef und populären Quizmaster Hans Rosenthal, der an diesem Tag 68 Jahre alt geworden wäre.
07. 04. Senatssprecher Michael-Andreas Butz erklärt vor der Presse, daß nun mit der Asbestbeseitigung im Palast der Republik (Mitte) begonnen wird. Zunächst wurde das Inventar verkauft. Vorbereitende Arbeiten zur Sanierung begannen erst am 15. Oktober 1997.
09. 04. In der Nähe des Bahnhofs Berlin-Wannsee stoßen ein Intercity-Zug und ein D-Zug frontal zusammen, wobei drei Menschen getötet und weitere 22 zum Teil schwer verletzt werden.
13. 04. Der Abriß des 1964/65 erbauten Gaststätten-Komplexes »Lindencorso« an der Straße Unter den Linden (Mitte) beginnt.
13. 04. Als erste Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses zieht die der CDU vom Rathaus Schöneberg in das Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtages (Mitte) um.
14. 04. Bei Brandanschlägen auf das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Schöneberg und eine Hertie-Filiale in Neukölln entsteht Sachschaden in Millionenhöhe.
15. 04. Eine Ausstellung über die olympischen Sofortbaumaßnahmen wird von Bausenator Wolfgang Nagel im Foyer des Fernsehturms am Alexanderplatz (Mitte) eröffnet.
17. 04. Die Prüfungskommission des Internationalen Olympischen Komitees besucht Berlin, um sich im Rahmen der Bewerbung der Stadt um die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2000 ein Bild vom Bewerbungskonzept und von den Planungsvorbereitungen zu machen.
18. 04. Im Jüdischen Gemeindehaus in Charlottenburg findet anläßlich des 50. Jahrestages des Aufstandes im Warschauer Ghetto eine Gedenkfeier statt.
18. 04. Aus Anlaß des Besuches der IOC-Prüfungskommission in Berlin findet eine Demonstration von Olympia-Gegnern statt. Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden 21 Personen festgenommen und 18 Polizisten verletzt.
20. 04. Der Senat verabschiedet die Ratifizierungsvorlage für den Staatsvertrag über die Bildung der Akademie der Künste in der Trägerschaft der Länder Berlin und Brandenburg, in der die Mitglieder der beiden Berliner Akademien vereint sein sollten.
22. 04. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer stellt die Entwürfe der fünf Sieger in einem zweistufigen städtebaulichen Wettbewerb um die Gestaltung des Alexanderplatzes (Mitte) vor. Die Entwürfe sahen bis zu 200 Meter hohe Wolkenkratzer vor.
23. 04. Am Sandwerder (Wannsee) wird die erste japanische Schule in Berlin eröffnet.
28. 04. Das schwedische Königspaar kommt im Rahmen seines Deutschlandbesuches nach Berlin und trägt sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
28. 04. Mit einem Festakt und einem anschließenden Bürgerempfang weiht das Abgeordnetenhaus, das 44 Jahre lang im Rathaus Schöneberg untergebracht war, seinen neuen Sitz im wiederhergestellten Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtags (Mitte) ein.
29. 04. Das Berliner Abgeordnetenhaus tagt erstmals im wiederhergestellten Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtages in Mitte.
06. 05. Der Senat beschließt, die Zahl der Bezirke mit dem Ziel einer gleichgewichtigeren Stadtstruktur und der Beschleunigung des Zusammenwachsens von Ost und West zu reduzieren. Eine Arbeitsgruppe sollte Strukturen von zwölf bis 18 Bezirken untersuchen.
18. 05. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Heinrich Albertz, stirbt in Bremen im Alter von 78 Jahren. Er stand von 1966 bis 1967 als Nachfolger Willy Brandts an der Spitze des Senats von Berlin. 1990 wurde er mit der Ernst-Reuter-Plakette geehrt.
20. 05. Auf einem Fahrgastschiff auf dem Großen Müggelsee terrorisieren 60 Hooligans 450 Ausflügler. Die Randalierer warfen Stühle und Bänke über Bord, grölten Nazi-Parolen und schlugen einen Jordanier krankenhausreif.
23. 05. Der Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen Holding GmbH (BBF) beschließt die Erweiterung der Abfertigungsanlagen des Flughafens Schönefeld durch den Bau eines Terminals für 4,5 Millionen Passagiere.
23. 05. Der Feuerwehr des Flughafens Schönefeld wird die neue Feuerwache übergeben.
26. 05. Der Große Panda »Bao Bao«, der 1980 dem Zoologischen Garten zu Berlin von der Volksrepublik China geschenkt wurde, kehrt von seiner »Hochzeitsreise« aus dem Zoo London wieder nach Berlin zurück. Der Pandabär war 1991 nach London geschickt worden.
27. 05. Das Abgeordnetenhaus verabschiedet in namentlicher Abstimmung das Gesetz über die Erhebung einer Abgabe der Beherbergungsbetriebe zur Förderung des Tourismus. Diese Zwangsabgabe der Berliner Hotellerie sollte der Finanzierung der Tourismus GmbH dienen.
28. 05. Bundesbauministerin Schwaetzer teilt in Berlin vor Journalisten mit, daß die Bundesregierung für eine Untertunnelung des Brandenburger Tores Geldmittel bereitstellen würde.
31. 05. Die Berliner SPD spricht sich entschieden gegen eine Untertunnelung des Brandenburger Tores aus.
01. 06. Nach Abschluß des Umzugs der Zentralredaktion von Bonn nach Berlin erscheint die Tageszeitung »Die Welt« erstmals aus Berlin.
06. 06. Der Berliner Dom am Lustgarten (Mitte) wird nach 18jähriger Wiederaufbauzeit mit einem Festgottesdienst eingeweiht.
07. 06. Im Internationalen Congress Centrum (Charlottenburg) wird die bis zum 11. Juni andauernde 9. Internationale Aids-Konferenz eröffnet, an der rund 14 000 Wissenschaftler und von der Immunschwäche Betroffene aus 166 Ländern teilnehmen.
08. 06. Der Berliner Senat beschließt die Rückbenennung der Otto-Grotewohl-Straße (Mitte) in Wilhelmstraße.
10. 06. Im einstigen Berliner Zeitungsviertel zwischen Schützen- und Zimmerstraße (Mitte) wird der Grundstein für ein neues Medienzentrum gelegt.
11. 06. Der SPD-Politiker Werner Salomon wird im Berliner Rathaus von Senat und Abgeordnetenhaus mit der Würde eines Stadtältesten von Berlin ausgezeichnet. Salomon gehörte dem Abgeordnetenhaus an und war von 1979 bis 1992 Bezirksbürgermeister von Spandau.
12. 06. Die Fußball-Amateurmannschaft von Hertha BSC verliert im Olympiastadion (Charlottenburg) vor 76 000 Zuschauern das 50. DFB- Pokalfinale gegen den Erstbundesligisten Bayer 04 Leverkusen mit 0:1.
13. 06. Als Resultat 60stündiger Niederschläge (seit 11. Juni) werden in Berlin extrem hohe Regenmengen registriert. In Konradshöhe wurden 100,8 Liter und in Tegelort 106,9 Liter pro Quadratmeter gemessen.
16. 06. Auf dem Gelände der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle (Prenzlauer Berg) erfolgt der erste Spatenstich für die Olympia-Radsporthalle unter lautstarken Protesten von Olympia-Gegnern.
17. 06. Am Gebäude der Treuhandanstalt, dem früheren Haus der Ministerien der DDR in der Leipziger Straße, wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 enthüllt. Hier hatten sich damals Tausende von Demonstranten versammelt.
20. 06. Das Bündnis 90 und Die Grünen/Alternative Liste vereinigen sich in Berlin zu einem gemeinsamen Landesverband.
21. 06. Der Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen kündigt einschneidende finanzielle Einsparungen in den Bereichen Kultur und Wissenschaft an.
22. 06. Gegen die vom Senat beabsichtigte Schließung von Schiller- und Schloßpark-Theater protestieren Hunderte von Schauspielern und Angestellten der Berliner Bühnen.
22. 06. Der Berliner Senat faßt in seiner 111. Sitzung den Beschluß, das Schiller-Theater im Zuge von Sparmaßnahmen zu schließen, um es dann zu privatisieren. Die Schließung wurde am 16. September vom Abgeordnetenhaus bestätigt. Das Theater schloß am 3. Oktober.
24. 06. Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt (Südafrika) und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu nimmt die Ehrendoktorwürde der Kirchlichen Hochschule (Zehlendorf) entgegen.
25. 06. Gottfried Forck, der im Herbst 1991 als evangelischer Bischof in den Ruhestand trat, wird im Berliner Rathaus von Senat und Abgeordnetenhaus mit der Würde eines Stadtältesten von Berlin ausgezeichnet.
30. 06. Das traditionsreiche Café Möhring am Kurfürstendamm 234, gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (Charlottenburg), öffnet zum letztenmal an diesem Standort. Eine neue Filiale gab es bereits am Gendarmenmarkt (Mitte).
30. 06. Die Fertigstellung der Fassaden-Imitation des Stadtschlosses auf dem Marx-Engels-Platz (Schloßplatz, Mitte) wird mit einem Volksfest gefeiert.
03. 07. Ein Intercity-Expreß (ICE) fährt erstmals in den Bahnhof Zoologischer Garten ein. Damit wurde der ICE-Regelbetrieb vom und zum Bahnhof Zoo eröffnet.
09. 07. Der Biologe Hubert Markl aus Konstanz wird zum ersten Präsidenten der im März 1993 neukonstituierten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
14. 07. Im Stadion Wilmersdorf beginnt die dreitägige zehnte Feuerwehr-Olympiade, die alle vier Jahre stattfindet und erstmals in Berlin ausgetragen wird. Am Wettkampf nahmen 2 125 Feuerwehrleute aus 34 Nationen teil. Rußland siegte vor Polen und Tschechien.
15. 07. Der F.D.P.-Politiker Hans-Günter Hoppe wird von Senat und Abgeordnetenhaus mit der Würde eines Stadtältesten ausgezeichnet. Hoppe war Finanz- und Justizsenator sowie stellvertretender Vorsitzender der F.D.P.-Bundestagsfraktion.
19. 07. Der langjährige Ostberliner Chefarchitekt Prof. Ehrhardt Gißke stirbt in Berlin. Der gelernte Maurer und spätere Architekt leitete von 1974 bis 1989 die Errichtung zahlreicher großer Gebäude im Osten Berlins.
23. 07. Die Kaulsdorfer Brücke am S-Bahnhof Kaulsdorf, »der Galgen«, wird für Fahrzeuge bis 2,8 t wieder freigegeben. Geplante Sanierungsarbeiten mit einer weiteren, auch die Rettungsfahrzeuge zum Krankenhaus blockierenden Vollsperrung wurden verschoben.
30. 07. Bernd Fischer vom Auswärtigen Amt, der zuletzt das Büro für Auswärtige Beziehungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Bonn leitete, erhält seine Ernennungsurkunde als Protokollchef des Landes Berlin.
30. 07. Der frühere US-Stadtkommandant Frank L. Howley stirbt im Alter von 90 Jahren in Warrenton (Virginia, USA). Howley hatte von Dezember 1947 bis August 1949 und damit während der Zeit der Blockade West-Brlins und der Luftbrücke in Berlin gewirkt.
01. 08. Der Senat von Berlin beschließt »Leitsätze für die behutsame Stadtsanierung«. In Verbindung mit der Verabschiedung der Leitsätze erfolgte die förmliche Festlegung der Sanierungsgebiete Prenzlauer Berg-Kollwitzplatz und Prenzlauer Berg-Helmholtzplatz.
06. 08. Das erste jüdische Gymnasium Deutschlands seit dem Holocaust während der nationalsozialistischen Herrschaft wird in der Großen Hamburger Straße (Mitte) mit einer Einschulungsfeier eröffnet.
08. 08. Die Berlinerin Franziska van Almsick ist mit einer Silber- und sechs Goldmedaillen die erfolgreichste Sportlerin der Schwimmeuropameisterschaft in Sheffield.
24. 08. Der am 15. August in Königstein/Taunus verstorbene deutsch-amerikanische Jurist Robert M. W. Kempner wird auf dem Parkfriedhof Lichterfelde beigesetzt. Kempner war für die USA von 1946 bis 1949 Ankläger beim Internationalen Militärtribunal in Nürnberg.
02. 09. Das Abgeordnetenhaus stimmt nach monatelangem Tauziehen dem Staatsvertrag über die Vereinigung beider Akademien der Künste zur Akademie der Künste Berlin-Brandenburg in der Trägerschaft der Länder Berlin und Brandenburg zu.
08. 09. Das Amtsgericht Tiergarten verurteilt 14 ehemalige SED-Funktionäre, unter ihnen den ehemaligen Ostberliner Oberbürgermeister Erhard Krack, wegen Anstiftung zur Fälschung der Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989 zu Bewährungsstrafen.
15. 09. Das japanische Kaiserpaar trifft zu einem dreitägigen Besuch in Berlin ein. Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko besuchten am 17. September die Ausstellung »Japan und Europa 1543-1929« im Martin-Gropius-Bau (Kreuzberg).
16. 09. Das Abgeordnetenhaus stimmt mit großer Mehrheit der Auflösung der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin mit sofortiger Wirkung zu. In die Gebäude des Schiller- und des Schloßpark-Theaters sollten andere kulturelle Nutzer einziehen.
16. 09. Der Architekt Hans Kollhoff gewinnt den städtebaulichen Wettbewerb um die Gestaltung des Alexanderplatzes (Mitte). Seinen Entwürfen zufolge sollten Wolkenkratzer von 150 m Höhe entstehen. Der Platz sollte verkleinert werden und die Fußgängerzone bleiben.
18. 09. An einer Demonstration gegen die Olympia-Bewerbung Berlins nehmen 15 000 Menschen teil. Die Demonstration, die von einem großen Polizeiaufgebot begleitet wurde, verlief ohne Zwischenfälle.
23. 09. In Monte Carlo vergibt das IOC die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2000 an die Stadt Sydney. Berlins Bewerbung scheiterte im zweiten Wahlgang mit neun Stimmen.
24. 09. In Anwesenheit von S. Hermlin, W. Wemmer, U. Roloff-Momin, H. Enderlein und W. Jens werden die Ratifizierungsurkunden zum Staatsvertrag über die Vereinigung der Akademien zur Akademie der Künste Berlin-Brandenburg im Akademie-Ateliergebäude ausgetauscht.
26. 09. Am 20. Berlin-Marathon nehmen 17 285 Sportler teil.
29. 09. Im Wappensaal des Berliner Rathauses (Mitte) überreicht der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen die Ernst-Reuter-Plakette an den Sänger Dietrich Fischer-Dieskau in Würdigung der herausragenden kulturellen Verdienste des Berliners und Weltstars.
29. 09. Die Choreographin Tatjana Gsovsky, deren Kunst das deutsche Nachkriegsballett bestimmte, stirbt im Alter von 92 Jahren in Berlin. Sie wirkte zunächst an der Staatsoper und wechselte später an die Städtische Oper.
01. 10. Die Otto-Grotewohl-Straße (Mitte) wird in Wilhelmstraße rückbenannt.
03. 10. Das Schiller-Theater in Charlottenburg wird geschlossen. Das Abgeordnetenhaus hatte am 16. September 1993 die Schließung des Theaters und die anschließende Privatisierung beschlossen. Das Theater war 1907 und nach dem Neubau 1951 eröffnet worden.
08. 10. Der Flughafen Tempelhof begeht sein 70jähriges Bestehen. Er ist der älteste, noch in Betrieb befindliche Flughafen der Welt.
10. 10. Das Hochhaus Bellevue-Tower (Tiergarten) am Potsdamer Platz wird gesprengt.
11. 10. Am Potsdamer Platz beginnen die Erdarbeiten für das größte Berliner Bauvorhaben, das drei Milliarden teure Projekt der Daimler- Benz-AG (Tiergarten).
12. 10. In Bonn wird von einer Koalitionsrunde und dem Kabinett unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl die Entscheidung getroffen, den Umzug der Bundesregierung nach Berlin bis zum Ende des Jahres 2000 abzuschließen.
18. 10. Der Theologe und Publizist Prof. Helmut Gollwitzer stirbt in Berlin. Gollwitzer hinterließ u.a. die Werke »Vietnam, Islam und die Christenheit« und »Was ist Religion?«.
18. 10. Vertreter des Auswärtigen Amtes und der US-Regierung unterzeichnen in Berlin ein Abkommen, das die Übergabe der im Berlin Document Center aufbewahrten NS-Akten zum 1. Juli 1994 an das Bundesarchiv vorsieht.
24. 10. Der aus 100 000 Stücken bestehende künstlerische und persönliche Nachlaß der 1992 verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich wird im Deutschen Theater (Mitte) von ihrer Tochter, Maria Riva, an Kultursenator Ulrich Roloff-Momin übergeben.
01. 11. Auf dem Flughafen Schönefeld treten erstmals Einschränkungen für laute Flugzeuge während der Nachtstunden in Kraft.
01. 11. Im Roten Rathaus (Mitte) wird eine Büste des früheren Oberbürgermeister von Berlin (1921-1929), Gustav Böß, aufgestellt. Der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, erinnerte in seiner Laudatio an Böß' Verdienste, von denen die Stadt noch heute profitiert.
03. 11. Dem ehemaligen Berliner Bürgermeister und Senator Kurt Neubauer (SPD) wird der Ehrentitel »Stadtältester von Berlin« verliehen.
04. 11. In der Neuen Wache Unter den Linden (Mitte) wird die vergrößerte Skulptur »Mutter mit totem Sohn« von Käthe Kollwitz aufgestellt. Damit war die Umgestaltung der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland faktisch abgeschlossen.
09. 11. An der Stresemann-/Ecke Wilhelmstraße (Kreuzberg) wird der Grundstein für die neue Bundesparteizentrale der SPD gelegt.
09. 11. Anläßlich des vierten Jahrestages der Öffnung der Berliner Mauer enthüllt die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien, im Abgeordnetenhaus (Mitte) ein Porträt des früheren sowjetischen Staatspräsidenten Michail S. Gorbatschow.
11. 11. Das Abgeordnetenhaus verabschiedet das Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut des Landes Berlin, das zum erstenmal den Umgang mit personenbezogenen Daten im Archivgut regelt.
13. 11. Die seit 1961 zwischen Wittenbergplatz und Mohrenstraße unterbrochene U-Bahn-Strecke der früheren Linie A ist wieder hergestellt und wird von der U2 Vinetastraße (Pankow) - Ruhleben befahren.
14. 11. Die Neue Wache Unter den Linden (Mitte) wird als »Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft« eingeweiht.
14. 11. Die zentrale Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Volkstrauertag findet im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes (Tiergarten) statt. Die Gedenkrede hielt Bundesfinanzminister Theo Waigel.
17. 11. In den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) beginnt die fünftägige Bootsausstellung Berlin, an der sich 400 Aussteller aus 19 Ländern beteiligen.
18. 11. Der Heidelberger Theologieprofessor Wolfgang Huber wird von der Synode der Evangelischen Landeskirche in Berlin-Brandenburg zum neuen Bischof gewählt.
19. 11. Der Senat und die Jüdische Gemeinde zu Berlin schließen einen Staatsvertrag, in dem sich Berlin verpflichtet, die Arbeit der Jüdischen Gemeinde finanziell und ideell zu unterstützen.
19. 11. In der Elsenstraße (Treptow) wird ein Neubau der Siemens AG mit 1 000 Arbeitsplätzen eingeweiht, in dem der Bereich Verkehrstechnik Eisenbahnsignale für die deutschen Bahnen fertigt. Damit wurde Siemens zum größten Arbeitgeber im Ostteil der Stadt.
23. 11. Auf dem Gelände des künftigen Forschungs- und Technologieparks Adlershof (Treptow), im Pavillon der 1991 gegründeten Entwicklungsgesellschaft Adlershof GmbH (EGA), hält der Senat seine 130. Sitzung ab.
23. 11. Nach umfangreichen Umbauten ist die Berliner Markthalle am Alexanderplatz (Mitte) wieder geöffnet. In der 16 000 mē großen Halle gab es nun 60 Läden und sechs Restaurants.
28. 11. Der regionale Fernsehsender »IA« startet seinen Programmbetrieb.
28. 11. Dem Berliner Molekularbiologen Jens Reich wird der mit 50 000 Mark dotierte Anna-Krüger-Preis des Wissenschaftskollegs zu Berlin verliehen. Reich war Mitbegründer der DDR-Bürgerrechtsbewegung »Neues Forum«.
29. 11. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgem und Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe ratifizieren den Staatsvertrag über die Feuersozietät Berlin Brandenburg und die Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg.
01. 12. Am ehemaligen DDR-Kontrollpunkt Drewitz wird mit dem Abriß der Abfertigungsanlagen begonnen. Hier sollte der »Europarc Dreilinden« für Gewerbe, Technologie und Büros mit 6 000 Arbeitsplätzen entstehen.
06. 12. Der Berliner CDU-Generalsekretär Dieter Ernst spricht sich für 18 Berliner Stadtbezirke aus. In einem Papier wurden Veränderungen jedoch erst für die übernächste Legislaturperiode als umsetzbar genannt.
17. 12. Ilse Reichel stirbt im Alter von 68 Jahren. Die Politikerin, die als streitbares SPD-Mitglied galt, war in den Jahren von 1971 bis 1981 Senatorin für Jugend, Familie und Sport. Sie entwickelte die Kindertagesstätten zu anerkannten Bildungseinrichtungen.
17. 12. Zwischen den Bahnhöfen Baumschulenweg (Treptow) und Köllnische Heide (Neukölln) verkehrt zum erstenmal seit 1961 wieder die S-Bahn.
22. 12. Bundesaußenminister Klaus Kinkel bezieht mit einem Empfang für seinen belgischen Amtskollegen Willy Claes seinen offiziellen Berliner Dienstsitz in einer Villa an der Pacelliallee (Zehlendorf), früher Residenz des US-Stadtkommandanten.
31. 12. Das Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin beendet den Wirtschaftswetterdienst für das Land Berlin und damit auch den aktuellen stündlichen Telefonwetterbericht.

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