Berlin im Jahr 1923
01. 01. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je kWh beträgt 275 Mark.
01. 01. Auf Basis des Stromlieferungsvertrages der »Städtischen Elektrizitätswerke« mit der »Berliner Nord-Süd-Bahn- Aktiengesellschaft« vom 21./29. November 1922 erfolgt die erste Bahnstromlieferung. Die bereitzustellende Leistung betrug mindestens 4 000 kVA.
01. 01. In Mariendorf wird eine leerstehende Schulbaracke als Jugendheim eingerichtet, in dem sechs Jugendvereine ihre Zusammenkünfte abhalten. Das Heim wurde aus schultechnischen Gründen am 1. April 1923 in das alte Schulgebäude in der Dorfstraße 7 verlegt.
01. 01. Mit einer Aktion der »produktiven Erwerbslosenfürsorge« werden 110 Projekte in Angriff genommen. Davon waren 42 am Ende des Jahres nicht beendet und wurden als »Notstandsarbeiten« weitergeführt.
02. 01. Der Lesesaal der Stadtbücherei Wilmersdorf wird eröffnet.
04. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die Vorkämpfe zum 11. Hallensportfest des Verbandes Berliner Athletik-Vereine statt.
08. 01. Die Berliner Straßenbahn als Betriebsführerin eröffnet die Linie 120. Die Linie verband die AEG-Produktionsstätte in Hennigsdorf mit dem Spandauer Raum. Für die 12,3 km lange Strecke hatte die AEG die Genehmigung für eine Straßenbahnverbindung beantragt.
11. 01. Vor der Strafkammer des Landgerichtes Berlin III findet die Verhandlung gegen den Einbrecher Karl Friedrich Bernodat statt.
12. 01. Der Berliner Polizeipräsident erläßt eine neue Droschkenordnung für das gesamte Gebiet der Stadtgemeinde.
13. 01. Ein Magistratsbeschluß verleiht der Städtischen Maschinenbauschule, seit 1921 der Beuth-Schule angegliedert, den Namen »Max- Eyth-Schule«.
13. 01. Im Berliner Sportpalast findet das 2. Fest der Sportpresse statt. Höhepunkte in einem bunten Sportreigen waren der »vollendet gefahrene farbenprächtige Glühreigen« des R.V. Germania sowie »Wettläufe der Jockeilehrlinge auf der Flachen und über Hürden«.
14. 01. Carl Paul Goerz, der Gründer der Optischen Werke in Friedenau und Zehlendorf, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Grunewald, Bornstedter Straße 11-12 (Wilmersdorf).
14. 01. Der Marinemaler Carl Saltzmann stirbt in Berlin.
17. 01. Die Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Berlin erhält den Status eines Instituts.
23. 01. Das Gebäude des Rudolf-Mosse-Verlages Ecke Jerusalemer/Schützenstraße wird während Umbauarbeiten durch einen Deckeneinsturz fast vollständig zerstört. 13 Tote sowie ein Mehrfaches an Schwer- und Leichtverletzten wurden als Opfer des Einsturzes gezählt.
23. 01. Die Stadt Berlin schließt mit der Firma Siemens & Halske einen Vertrag über den Um- und Ausbau von drei Baracken im Krankenhaus Moabit zu einem Röntgeninstitut modernster Art.
24. 01. Der Höchstsatz an Erwerbslosenunterstützung für eine Einzelperson wird inflationsbedingt auf monatlich 6 000 Mark angehoben.
24. 01. Aus der Eberswalder Rundfunkversuchsstation (Leitung: Ingenieur Robert Herzog) beginnt die erste Musik-Live-Übertragung. Das Konzert bestritten sechs Musiker unter Leitung des Juweliers Ellinghaus, Violine, als erstes deutsches Rundfunkorchester.
25. 01. Der Chemiker Paul Heinrich Jacobsohn stirbt in Berlin. Von 1896 bis 1911 war er als Generalsekretär der Deutschen Chemischen Gesellschaft Redaktionsleiter der »Berichte« und des »Beilstein«. Bis zu seinem Tode war er noch beratend am Handbuch tätig.
30. 01. Die 4,0 km lange Nord-Süd-U-Bahnlinie »Stettiner Bahnhof (Zinnowitzer Straße, Mitte) - Hallesches Tor (Kreuzberg)« erhält fünf neue Stationen, darunter »Stadtbahn« (Friedrichstraße). Damit verfügte die U-Bahn über 52 Bahnhöfe.
31. 01. Im Berliner Sportpalast wird während der Boxkämpfe für die »bedrängten Landsleute am Rhein und im Ruhrgebiet« gespendet. Bekannte Radrennfahrer, Boxer und Leichtathleten agierten als Spendensammler. Rund 16,5 Millionen Mark wurden gesammelt.
01. 02. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je kWh beträgt 800 Mark.
02. 02. Der norwegische Maler Edvard Munch wird zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt.
08. 02. Mit Beginn der vorangegangenen Woche werden in Berlin 71 235 Arbeitssuchende registriert. Von ihnen erhielten nur 13 025 Personen Erwerbslosenunterstützung von täglich 720 Mark.
09. 02. Im Bezirk Neukölln wird ein Säuglings- und Mütterheim eröffnet.
10. 02. Der Magistrat beschließt die Verpachtung der Berliner Häfen, nachdem sich bereits die Stadtverordnetenversammlung dafür ausgesprochen hatte.
15. 02. Zwischen dem Magistrat von Berlin einerseits sowie der Junkers Luftverkehrs-Gesellschaft und dem Deutschen Aero Lloyd andererseits beginnen Verhandlungen über die Bereitstellung ausreichenden Geländes für die Luftfahrt auf dem Tempelhofer Feld.
16. 02. Am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt kommt die Neueinstudierung von Schillers »Wilhelm Tell« durch Leopold Jessner zur Aufführung.
17. 02. Max Planck hält einen öffentlichen Vortrag in der Preußischen Akademie der Wissenschaften zum Thema »Kausalgesetze und Willensfreiheit«.
21. 02. Der Magistrat faßt den Beschluß, auf dem Tempelhofer Feld einen Verkehrsflughafen zu errichten.
23. 02. Im Saalbau Friedrichshain kommt der 1922 entstandene sowjetische Dokumentarfilm »Fünf Jahre Sowjetrußland« zur Aufführung.
24. 02. Der Chemiker Heinrich Drehschmidt stirbt in Berlin. Drehschmidt war als Chemiker in den städtischen Gaswerken angestellt und dort bis zu seinem Tode Leiter des chemischen Laboratoriums.
25. 02. Der Deutsche Motorsport-Verband wird in Berlin gegründet.
26. 02. Die Berliner Hafen- und Lagerhaus A.G., die Generaldirektion der Berliner Häfen, wird gegründet (BEHALA).
01. 03. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 1 200 Mark.
01. 03. Das am 13. Februar von den städtischen Körperschaften verabschiedete Ortsstatut über die Müllbeseitigung tritt in Kraft.
02. 03. Die Reichsregierung zahlt der Stadt Berlin 589 Millionen Mark zurück, die infolge von Kriegsmaßnahmen als Schulden des Reiches bei der Stadt und ihren damaligen Vororten entstanden waren. Die Summe hatte inflationsbedingt einen Wert von 108 600 Goldmark.
03. 03. Der Mineraloge Robert Scheibe, seit 1890 Dozent und Professor für Mineralogie an der Bergakademie in Berlin, stirbt auf einer Dienstreise. Sein Leichnam wurde auf dem deutschen Friedhof in Bogotá bestattet.
08. 03. Der 6,5 km lange U-Bahn-Teilabschnitt Stettiner Bahnhof (Zinnowitzer Straße, Mitte) - Seestraße (Wedding) der Nord-Süd- Verbindung mit den Bahnhöfen Schwartzkopfstraße, Reinickendorfer Straße, Wedding, Leopoldplatz und Seestraße wird in Betrieb genommen.
08. 03. Der Biochemiker Ernst Leopold Salkowski stirbt in Berlin. Salkowski arbeitete im Pathologischen Institut der Berliner Universität und war dort Vorsteher der chemischen Abteilung. Sein Arbeitsgebiet war die physiologische und die pathologische Chemie.
08. 03. Walter Jens wird in Hamburg geboren. Der Schriftsteller, Kritiker, Literaturwissenschaftler und Professor für klassische Philologie und Rhetorik war von 1989 bis 1997 Präsident der Akademie der Künste in Berlin.
10. 03. Im Berliner Sportpalast beginnt ein Reitturnier mit 2 500 Nennungen aus Deutschland, Schweden, der Schweiz und den Niederlanden. Aufgrund der großen Beteiligung wurde das zunächst bis zum 18. März geplante Turnier um drei Tage erweitert.
11. 03. Am Abend eines großen Reittuniers im Berliner Sportpalast reitet als Einlage eine Quadrille in Uniformen aus der Zeit Friedrichs II. eine Attacke gegen den »Gegner von Roßbach«. Sie riß das Publikum zu einer »großartigen vaterländischen Kundgebung« mit.
13. 03. Der in der Kolonie Yegros (Paraguay) verstorbene Kaufmann Alfred Johannes Reuther vererbt der Stadt Berlin ein Grundstück in Yegros im Werte von rund 2 000 Reichsmark und ein Guthaben bei der Banco Mercantil del Paraguay rund 8 000 Reichsmark.
15. 03. Das Wohlfahrtsamt Mitte eröffnet ein Kleinrentnerunterkunftsheim in den Räumen des Berliner Hausfrauenvereins Breite Straße 6.
17. 03. Der 1866 in Berlin gegründete Lette-Verein führt eine Modenschau zum Thema »Entwicklung der Moden seit dem 12. Jahrhundert« durch, deren Erlös der Bevölkerung des Ruhrgebiets zugute kam.
19. 03. Der 1914 gegründete Charlottenburger Hypothekenbankverein löst sich auf Beschluß der außerordentlichen Generalversammlung auf.
20. 03. Auf einer Veranstaltung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert hält Prof. Fritz Haber einen Vortrag zum Thema »Neue Arbeitsweisen. Wissenschaft und Wirtschaft nach dem Kriege«.
25. 03. Beim »Journal für praktische Chemie« wird ein Artikel des Berliner Chemikers Ernst Otto Beckmann und dessen Mitarbeiter eingereicht, der Reaktionsmechanismen zur Umwandlung eines Ketoxims in ein substituiertes Amid beschreibt (Beckmannsche Umlagerung).
27. 03. Hans-Joachim Lieber wird in Trachenberg (Schlesien) geboren. Lieber war ab 1955 Professor für Philosophie und Soziologie an der Freien Universität Berlin und vom Wintersemester 1965/66 bis zum Sommersemester 1967 deren Rektor.
28. 03. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg schlägt dem preußischen Innenminister vor, einen beträchtichen Teil des Gebietes, das 1920 zur neuen Stadtgemeinde (Groß-) Berlin gekommen war, wieder auszugemeinden, darunter z.B. die Müggelberge.
31. 03. Der Haselhorster Friedhof wird für Bestattungen geschlossen.
01. 04. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 1 050 Mark.
01. 04. Im Gebiet der neuen Stadtgemeinde Berlin werden die Kinder nur einmal im Jahr, und zwar zu Ostern, eingeschult.
01. 04. Die Bibliothekarstelle in der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Berlin wird in eine Bibliotheksassistentenstelle umgewandelt.
01. 04. In Berlin werden die vorhandenen 35 Urania-Säulen, die mit elektrischen Uhren ausgestattet sind, stillgelegt.
01. 04. Nach der amtlichen Statistik gibt es 101 000 Arbeitslose und 116 000 Obdachlose in der Stadt.
10. 04. Die Handwerkerbetriebsstätte des Bezirks Treptow wird aufgelöst, da bei den geringen städtischen Bauarbeiten die Rentabilität nicht mehr gewährleistet ist.
25. 04. Die Preußische Staatsregierung verleiht der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin, unter Erweiterung des Aufgabengebietes, den Namen »Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene«.
26. 04. Im Berliner Sportpalast wird die »Allgemeine Büro-Ausstellung 1923« des Deutschen Fachverbandes der Büro-Industrie von Paul Herzberg, Vorsitzender der Ausstellungsleitung, eröffnet. Es war die erste Ausstellung der Büro-Industrie in Berlin seit 1911.
01. 05. Joseph Deitmer, Propst der St.-Hedwig-Kirche (Mitte), wird zum Weihbischof des Breslauer Bistums mit Sitz in Berlin ernannt. Erstmals seit der Reformation erhielten damit die rund eine halbe Million zählenden Berliner Katholiken einen eigenen Bischof.
01. 05. In Lichtenberg werden die auf 75 angewachsenen Sammelklassen für Kinder, die vom Religionsunterricht befreit sind, zu fünf selbständigen Schulen mit eigenen Leitern zusammmengelegt.
03. 05. Die »Deutsche Aero Lloyd AG« und die britische Fluggesellschaft »Daimler-Hire« nehmen den regelmäßigen Liniendienst zwischen Staaken (Spandau) und London auf.
04. 05. Die »Amtlichen Mitteilungen« informieren die Berliner: »Die Mai-Zuckermarken A und B dürfen diesmal mit je einem Pfund Zucker beliefert werden ..., und ab 7. Mai kosten ein markenfreies Brot 2 200 Mark und eine Schrippe 90 Mark.
05. 05. Das Stadtbad Dennewitzstraße 249 in Tiergarten wird nach umfangreichen Reparaturen wiedereröffnet.
10. 05. Der 21jährige Berliner Gustav Büchsenschütz verfaßt in der Jugendherberge Wolfslake das »Märkerlied: »Steige hoch, du roter Adler ...«.
13. 05. Im Berliner Sportpalast findet um 15.00 Uhr die Schlußveranstaltung der Jubiläumsfeier zum 75jährigen Bestehen der Turngemeinde in Berlin statt. In Turn- und Haltungsübungen, Staffelläufen, im Ringen u.a. stellten sich die einzelnen Sportabteilungen vor.
21. 05. Hans Wilhelm Goldschmidt, Sohn des Gründers der chemischen Fabrik Theodor Goldschmidt AG in Berlin, stirbt in Baden-Baden. Nach Eintritt in die Fabrik seines Vaters erfand er die Alkali-Elektrolyse zur Entzinnung von Weißblech und die Aluminothermie.
25. 05. Im Berliner Sportpalast finden im Rahmen der Berliner Turn- und Sport-Woche vom 4. bis 30. Mai neben Amateurkämpfen im Jiu-Jitsu, Boxen und Ringen auch Profiboxkämpfe statt. Der Berliner Sängerbund unter Leitung von Hanns Meißner beendete das Programm.
27. 05. Der Volkspark und die Badeanstalt Jungfernheide, gestaltet von Gartendirektor Erwin Barth und größtenteils von Erwerbslosen angelegt, werden feierlich eröffnet.
01. 06. Ein Mieterschutzgesetz wird erlassen, das die Rechte der Mieter erweitert.
01. 06. In Neukölln eröffnet Fritz Karsen seine privaten Arbeiterkurse. Der dreijährige Kurs, für den nur Volksschüler zwischen 18 und 25 Jahren aufgenommen wurden, schloß mit dem Abitur ab. Der Unterricht fand abends statt.
01. 06. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 2 000 Mark.
01. 06. Unter aktiver Teilnahme von Johannes R. Becher, Albert Einstein, Käthe Kollwitz und Ernst Toller wird die »Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland« in Berlin gegründet.
03. 06. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet eine Mittelstandsausstellung statt. Im Vordergrund standen Anregungen zum Sparen des Mittelstands bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Die Ausstellung wurde vom Oberbürgermeister Dr. Gustav Böß eröffnet.
10. 06. Unter dem Titel »RADIO« wird in Berlin die erste Fachzeitschrift für den Rundfunk in Deutschland von Walther H. Fritze herausgegeben.
18. 06. Der 1866 in Berlin gegründete »Verein zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) wird als Anstalt zur Ausbildung von Haushaltspflegerinnen staatlich anerkannt.
28. 06. Max Planck hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Gedächtnisrede auf den Physiker Heinrich Rubens.
01. 07. In Wedding wird in der Koloniestraße 22 ein Kinderheim eröffnet, in dem Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren aus allen Verwaltungsbezirken der Stadt aufgenommen wurden.
04. 07. Die Berliner Stadtverordnetenversamlung erhöht angesichts der Inflation die Hundesteuer. Für den ersten Hund eines Haushalts mußten nunmehr 48 000 Mark, für den zweiten 72 000 Mark und für den dritten 96 000 Mark pro Jahr entrichtet werden.
06. 07. In Berlin beginnt angesichts der seit April herrschenden Inflation ein bis zum 12. Juli andauernder Streik von 130 000 Metallarbeitern sowie Beschäftigten der Bau- und Holzindustrie für stabile Reallöhne.
08. 07. Unter den Linden (Mitte) landet ein Motorflugzeug. Der Pilot Antonius Rab aus Breslau wurde durch Motorversagen zur Notlandung gezwungen. Wie er erklärte, habe er sich dafür die breiteste Straße ausgesucht.
12. 07. Der Chemiker Prof. Ernst Otto Beckmann stirbt in Berlin. Beckmann war von 1912 bis 1921 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Dahlem.
16. 07. Das Bezirksamt Spandau beschließt die Erweiterung des alten Gemeindefriedhofs in Staaken. Die Arbeiten wurden von 20 verpflichteten Erwerbslosen ausgeführt.
16. 07. In der alten Dorfkapelle in Dahlem findet die Trauerfeier für den verstorbenen Chemiker Prof. Ernst Otto Beckmann statt. Die Trauerrede hielt Reinhold Seeberg, der ein Bild des vielseitigen Forschers und erfolgreichen Lehrers zeichnete.
16. 07. Der einfache Fahrschein bei der Berliner Straßenbahn kostet inflationsbedingt 3 000 Mark, Ende August waren es bereits 100 000 Mark.
17. 07. Das Institut für Krebsforschung an der Berliner Charité erhält eine neue Abteilung für experimentelle Zellforschung, die Methoden der Krebsbehandlung erforschen soll.
23. 07. Eine Verfügung des Berliner Demobilisierungsausschusses zur Entlassung der nicht auf Erwerb angewiesenen Personen bewirkt, daß viele Frauen, deren Ehemänner Arbeit haben, entlassen werden.
26. 07. Für die Errichtung von Wohnlauben wird in Berlin eine Polizeiverordnung erlassen.
30. 07. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 10 000 Mark.
01. 08. Im Krankenhaus Moabit werden ein neuer Chirurgischer und ein neuer Tuberkulosepavillon der Bestimmung übergeben.
06. 08. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 30 000 Mark.
06. 08. In der Brienner Straße 8 (Wilmersdorf) wird der Grundstein für eine Moschee gelegt.
10. 08. Der Vorsitzende der kommunistischen Reichstagsfraktion, Wilhelm Koenen, bringt ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung Wilhelm Cuno ein.
11. 08. Die Vollversammlung der Berliner Betriebsräte rechnet in den großen Sälen der Hasenheide »Neue Welt« und »Kliems Festsäle« mit der Politik der Regierung Cuno ab und beschließt einen dreitägigen Generalstreik zum Sturz der Reichsregierung.
12. 08. In Berlin und anderen Großstädten beginnt der Generalstreik gegen die Regierung Cuno. Bereits nach wenigen Stunden erfaßte er mehr als drei Millionen Arbeiter und Angestellte und führte noch am selben Tag zum Sturz der Cuno-Regierung.
13. 08. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 100 000 Mark.
15. 08. Aus dem Telefunkenhaus in Kreuzberg wird erstmals ein Konzert drahtlos übertragen.
16. 08. Der Gemeinnützige Verein für Rechtsauskunft e.V. richtet an der Stralauer Brücke 3-6 eine öffentliche, unparteiische und unentgeltliche Rechtsauskunftsstelle für den Bezirk Mitte ein.
20. 08. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 300 000 Mark.
25. 08. Durch Berlin fahren zum letztenmal im Nachtverkehr Pferdeomnibusse. Ihr Verkehr tagsüber war schon vorher eingestellt worden.
25. 08. Im Berliner Sportpalast findet bis zum 31.8. die »Allgemeine deutsche Hygienemeßausstellung« statt. »Die Ausstellung umfaßte die gesamte hygienische und medizinische Industrie und zeigte so ziemlich alle Apparate und Hilfsmittel ...« für die Gesundheit.
26. 08. Der Nachtverkehr für die Omnibuslinie A 1 »Unter den Linden, Zeughaus - Halensee, Ringbahnhof« wird mit einer Streckenlänge von 9 km in Betrieb genommen.
27. 08. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 375 000 Mark.
27. 08. In Berlin kostet ein Liter Vollmilch 178 000 Mark.
28. 08. Norbert Kreutzkamp wird in Oberhausen (Rheinland) geboren. Der Chemiker arbeitete ab 1961 als außerordentlicher Professor für Pharmazeutische Chemie an der Freien Universität Berlin.
03. 09. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 550 000 Mark.
03. 09. Der Westhafen (Tiergarten) am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal wird in seiner ersten Ausbaustufe - ohne das dritte Hafenbecken - eingeweiht.
08. 09. Der gesamte Betrieb des Verkehrsunternehmens »Berliner Straßenbahnen« wird als Folge der Inflation eingestellt.
09. 09. Am jüdischen Neujahrstag Rosch Haschanah werden in der Franzensbader Straße 7-8 die jüdische Vereinssynagoge Grunewald- Roseneck und in Halensee die Synagoge »Friedenstempel« eingeweiht.
09. 09. Einen Tag lang verkehrte keine Straßenbahn in der deutschen Hauptstadt. Die Geldentwertung hatte zum Ruin der »Berliner Straßenbahn« geführt.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 69 »Friedrichsfelde, Kirche - Friedenau, Südwestkorso« wird mit einer Streckenlänge von 18,3 km eröffnet.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 3 »Großer Ring« wird mit einer Streckenlänge von 28 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 1 »Stadtring« wird mit einer Streckenlänge von 14,4 km eröffnet.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 44 »Görlitzer Bahnhof (Kreuzberg) - Steglitz, Birkbuschstraße/Ecke Siemensstraße« wird mit einer Streckenlänge von 23,2 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 54 »Spandau, Hakenfelde - Weißenburger Straße/Ecke Danziger Straße (Prenzlauer Berg)« wird mit einer Streckenlänge von 24,1 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 23 »Rosenthal - Anhalter Bahnhof« wird mit einer Streckenlänge von 14 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 72 »Weißensee, Rennbahnstraße - Grunewald, Stadion« wird mit einer Streckenlänge von 22,2 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 15 »Wilhelmsruh - Gottlieb-Dunkel-Straße (Tempelhof)« wird mit einer Streckenlänge von 21,8 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 97 »Bahnhof Steglitz - Mariendorf, Kaiserstraße« wird mit einer Streckenlänge von 4,8 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 99 »Seestraße/Ecke Togostraße (Wedding) - Bahnhof Lichtenrade« wird mit einer Streckenlänge von 24,2 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 120 »Bahnhof Spandau-West - Hennigsdorf« mit einer Streckenlänge von 12,3 km wird nach dem inflationsbedingten »straßenbahnlosen Tag« am 9. September wieder in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 91 »Bahnhof Oberspree - Bahnhof Halensee« wird mit einer Streckenläge von 22,5 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 64 »Gartenfeld-Siemensstadt - Dönhoffplatz (Mitte)« wird mit einer Streckenlänge von 15,7 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 7 »Westring« wird mit einer Streckenlänge von 7,5 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 41 »Tegel - General-Pape-Straße (Schöneberg)« wird mit einer Streckenlänge von 22,6 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 77 »Westend, Kirschenallee - Lichterfelde-West, Dahlemer Weg« wird mit einer Streckenlänge von 14,2 km in Betrieb genommen.
10. 09. Das Unternehmen »Berliner Straßenbahnen« wird als kommunaler Regiebetrieb aufgelöst und von der neugegründeten »Berliner Straßenbahn-Betriebs-G.m.b.H.« übernommen. Der am Vortag ruhende Straßenbahnbetrieb wurde mit 31 Linien wieder aufgenommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 47 »Pankow, Bügerpark - Rudow« wird mit einer Streckenlänge von 21,5 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 100 »Machnower Schleuse - Bahnhof Lichterfelde-Ost« wird mit einer Streckenlänge von 9,9 km Länge in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 87 »Köpenick, Krankenhaus - Behrenstraße (Mitte)« wird mit einer Streckenlänge von 19,3 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 83 »Wendenschloß (Köpenick) - Bahnhof Mahlsdorf« wird mit einer Streckenlänge von 12,1 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 98 »Bahnhof Baumschulenweg - Alt Moabit, Ottostraße« wird mit einer Streckenlänge von 16,3 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 86 »Schmöckwitz - Bahnhof Köpenick« wird mit einer Streckenlinie von 13,8 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 76 »Lichtenberg, Gudrunstraße - Hundekehle (Wilmersdorf)« wird mit einer Streckenlänge von 21,8 km eröffnet.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 28 »Tegelort - Britz, Germaniapromenade« wird mit einer Streckenlänge von 27,0 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 57 »Grunewald, Roseneck - Pankow, Bürgerpark« wird mit einer Streckenlänge von 18,2 km eröffnet.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 74 »Kniprodestraße/Ecke Elbinger Straße - Lichterfelde, Zehlendorfer Straße« wird mit einer Streckenlänge von 17,2 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 4 »Ost-West-Ring« wird mit einer Streckenlänge von 26,1 km in Betrieb genommen.
10. 09. Die Straßenbahnlinie 84 »Alt Glienicke, Straße am Falkenberg - Müggelsee, Wasserwerk« wird mit einer Streckenlänge von 13,5 km in Betrieb genommen.
16. 09. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 6,8 Millionen Mark.
18. 09. Die Berliner Polizei führt in mehreren Kaffeehäusern Razzien durch. Gesucht wurde nach Devisen, für die Ablieferungspflicht bestand.
21. 09. In Berlin kommt inflationsbedingt erstmals eine Geldnote über eine Milliarde Mark in Umlauf.
23. 09. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 17 Millionen Mark.
25. 09. Der Physiker Manfred von Ardenne schließt das Friedrich-Realgymnasium in Berlin erfolgreich ab.
28. 09. In der Ausstellungshalle am Kaiserdamm (Charlottenburg) findet bis zum 7. Oktober trotz der Inflationskrise die Automobilausstellung statt. Aufsehen erregte der neue Audi-Sechszylinder mit Linkslenkung und Vierradbremse.
29. 09. Der Chemiker Benno Jaffe stirbt in Berlin. Jaffe war Aufsichtsratsvorsitzender der »Vereinigte Chemische Werke AG«.
30. 09. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 22 Millionen Mark.
01. 10. Drei Rechnungsbüros der Städtischen Elektrizitätswerke (StEW) werden eröffnet.
01. 10. Mit einer Polizeiverordnung gegen Nacktdarbietungen, Ring-, Box- und Damenkämpfe soll der Sittenverfall gestoppt werden.
01. 10. Die Reichsanstalt für Maß und Gewicht wird in die Physikalisch-Technische Reichsanstalt eingegliedert.
01. 10. Der Berliner Meteorologe Gustav Hellmann hält in der Eröffnungssitzung der 14. Allgmeinen Versammlung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft den Vortrag »Hundert Jahre meteorologische Gesellschaften«.
01. 10. Mit Rücksicht auf die Geldentwertung wird der direkte vierzehntägige Geldeinzug durch den Zählerableser der Elektrizitätswerke eingeführt.
01. 10. Ernst Mangold wird als ordentlicher Professor für Tierernährungslehre an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen.
01. 10. In Berlin beginnt die zweitägige 14. Allgemeine Versammlung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft.
03. 10. Die Fluggesellschaften Junkers-Luftverkehr-AG und Aero-Lloyd-AG erhalten von der Aufsichtsbehörde die Genehmigung für den vorläufigen Flugverkehr.
07. 10. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 60 Millionen Mark.
08. 10. Der neuangelegte Flughafen Tempelhof wird an die Luftverkehrsgesellschaft Junkers und die Deutsche Aero Lloyd AG übergeben, die den zivilen Flugverkehr nach München und Königsberg aufnehmen.
09. 10. In Berlin erhalten fast 160 000 Arbeitslose Unterstützung.
12. 10. Für seine Verdienste um die Bibliothek der Technischen Hochschule zu Berlin wird Prof. Heinrich Simon vom Rektor und Senat der Hochschule die akademische Ehrenbürgerwürde verliehen.
14. 10. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 200 Millionen Mark.
14. 10. Im Zusammenhang mit der Abschaffung der Brotkarte für »Markenbrot« kommt es an mehreren Orten der Stadt zu Unruhen und Tumulten.
14. 10. Der Schüler Manfred von Ardenne meldet sein erstes Patent (Nr. 427342) »Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie« im Berliner Reichspatentamt an.
15. 10. Der erste deutsche Unterhaltungsrundfunk wird mit einem 0,5-kW-Sender im Vox-Haus in Berlin eröffnet und geht am 29. Oktober in Betrieb, nachdem seit Mai 1923 von Königs Wusterhausen aus regelmäßig Sonntagskonzerte ausgestrahlt wurden.
15. 10. Zur Hebung der Rentabilität wird der Betrieb in der Warmbadeanstalt in der Gartenstraße (Mitte) auf drei Wochentage beschränkt.
17. 10. Die Straßenbahnlinie 75 »Spandau, Hakenfelde - Kupfergraben (Mitte)« wird mit einer Streckenkänge von 20,5 km eröffnet.
18. 10. Nach dreijährigen Arbeiten ist die Einrichtung des Landesarbeitsamtes Berlin im wesentlichen abgeschlossen.
19. 10. Am Berliner Schiller-Theater hat Henrik Ibsens Stück »Der Volksfeind« mit Eugen Klöpfer in der Hauptrolle Premiere.
19. 10. Im Tauentzienpalast wird der Film »Seine Frau, die Unbekannte« uraufgeführt. Willy Fritsch spielte darin seine erste Hauptrolle.
20. 10. In Berlin beginnt die viertägige Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde.
21. 10. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 880 Millionen Mark.
22. 10. Prof. Leo Grunmach, Assistent und Dozent am physikalischen Institut der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
23. 10. Das Ortsstatut zum Schutze der Stadt gegen Verunstaltungen bestimmt, daß für das Anbringen von Schildern, Fahnen, Giebelreklamen usw. baupolizeiliche Genehmigungen einzuholen sind.
24. 10. Es kommt zu Tumulten in der Stadt, da sich der Brotpreis nahezu täglich verdoppelt. Ein Brot kostete 7,5 Milliarden Mark, Anfang November waren es sogar bis zu 80 Milliarden Mark.
29. 10. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 5,8 Milliarden Mark.
29. 10. Aus dem Vox-Haus in der Potsdamer Straße (Tiergarten) wird die erste Sendung der »Radiostunde AG« übertragen. Sie begann mit den Worten »Achtung, Achtung, hier ist Berlin auf Welle 400 Meter« und gilt als Beginn des offiziellen Rundfunks in Deutschland.
31. 10. Infolge des geplanten Ausbaus des Westhafens wird das Krankenhaus in der Straße am Südufer (Verlängerung Friedrich-Krause-Ufer, Tiergarten) geschlossen und danach abgerissen.
31. 10. Der Tabakwarenhändler Wilhelm Kolhof erhält für 350 Milliarden Inflationsmark die Genehmigung für den privaten Betrieb eines Rundfunkempfängers. Die Lizenz Nr. 1 wurde ihm in der Reichstelegraphenverwaltung am Schöneberger Ufer erteilt.
01. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 6,4 Milliarden Mark.
02. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 13 Milliarden Mark.
02. 11. Dimitri Buchowetzkis Film »Peter der Große« mit Emil Jannings in der Hauptrolle wird in der Alhambra am Kurfürstendamm (Charlottenburg) uraufgeführt.
03. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 32 Milliarden Mark.
03. 11. Der Chemiker Carl Dietrich Harries stirbt in Berlin. Harries begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Assistent von August Wilhelm Hofmann im Chemischen Institut der Berliner Universität. Harries war seit 1903 außerordentlicher Professor in Berlin.
04. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 42 Milliarden Mark.
05. 11. Aufgehetzte Arbeitslose, vor allem Jugendliche, denen ihr Unterstützungsgeld nicht ausgezahlt werden konnte und die dem Gerücht, Juden hätten dieses aufgekauft, Glauben schenkten, plündern jüdische Geschäfte und Wohnungen im Scheunenviertel.
06. 11. Im Berliner Sportpalast wird während der Boxkämpfe Geld für die Volksspeisungen gesammelt. Neben 480 Billionen Mark wurden auch Sachwerte gespendet: u.a. 15 Sack Mehl, 6 Sack Zucker, 17 Eimer Marmelade, 1 Faß Heringe, 80 Zentner Kartoffeln, zehn Hemden.
06. 11. Der dritte und vierte Teil des Films »Tragödie der Liebe«, ein Rührstück von Joe May, mit Mia May und Emil Jannings in den Hauptrollen, werden in Berlin uraufgeführt. Marlene Dietrich verkörperte in einer ihrer ersten Filmrollen eine Nebenfigur.
06. 11. Eine Polizeiverordnung über die »Beseitigung gefallener, getöteter oder verunglückter Tiere« wird erlassen.
08. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 63 Milliarden Mark.
09. 11. Bei einer Besichtigungstour werden in Nikolassee der Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß und der Teltower Landrat von Achenbach mit Forderungen nach Lostrennung des Gebietes von Berlin konfrontiert.
09. 11. Die erste deutsche Rundfunkreportage über den gescheiterten Hitler-Putsch in München gelangt per Telefon an den Rundfunksender in Berlin und wird direkt ausgestrahlt.
10. 11. Das »Theaterwissenschaftliche Institut« an der Friedrich-Wilhelms-Universität wird im alten Aulagebäude (frühere Königliche Bibliothek) durch den Theaterwissenschaftler Prof. Max Herrmann eröffnet.
10. 11. Die Schering AG erwirbt die Mehrheit des Aktienkapitals der Voigtländer & Sohn AG in Braunschweig und legt unter diesem Namen einen Zweigbetrieb in Spindlersfeld an.
11. 11. In Berlin beginnt ein bis zum 16. November andauernder Buchdruckerstreik.
14. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 84 Milliarden Mark.
15. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 126 Milliarden Mark.
15. 11. Mit der Herausgabe der Rentenmark als Ersatz für das praktisch wertlos gewordene Papiergeld wird die Inflation, die in Berlin zu Massenelend und sozialen Konflikten geführt hat, beendet. Eine Rentenmark hatte den Wert von einer Billion Papiermark.
16. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 252 Milliarden Mark.
19. 11. Im Erdgeschoß des Roten Rathauses öffnet auf Veranlassung des Magistrats eine »städtische Goldankaufs- und Abschätzungsstelle«. Durch die Inflation in Not geratene Bürger sollten hier im Gegensatz zu privaten Aufkäufern reell bedient werden.
21. 11. Eine Straßenbahnfahrt kostet 150 Mill. Mark. Neben der neuen Rentenmark diente noch das Papiergeld als Zahlungsmittel. Der Wochenpreis der Vossischen Zeitung wurde mit 100 Mill. Mark, der Einzelpreis der Berliner Illustrirten mit 20 Pfennig angegeben.
21. 11. Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 420 Milliarden Mark.
23. 11. Wegen der notwendigen Unterbringung des Arbeitsamtes muß die 1. Volksschule in Schöneberg auf sechs andere Schulgebäude verteilt werden.
24. 11. Die »Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft« (Bewag) wird gegründet und übernimmt in Pacht die Berliner Stromversorgungsanlagen. Neben der Stromerzeugung schloß sie in der Folge die Berliner Haushalte an die Stromversorgung an.
24. 11. Im Vorstand der neugegründeten »Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft« (Bewag) sind Dipl.-Ing. M. Rehmer und als Stellvertreter G. Wilkens und F. Schaefer.
24. 11. Die neugegründete »Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft« hat ein Anfangskapital von 100 Millionen Papiermark (gleich 0,01 Goldpfennig). Die Aktien befanden sich im Besitz der Stadt.
24. 11. Der Strompreis für Niederspannungsabnehmer wird vorläufig auf 42 Rentenpfennig pro Kilowattstunde für Licht und Kraft festgesetzt.
25. 11. Das Abspannwerk Knie (Ernst-Reuter-Platz, Charlottenburg) nimmt den Betrieb auf.
28. 11. Ein ministerieller Erlaß verfügt, daß die Technische Hochschule zu Berlin die Besitzrechte an den Nachlässen von Karl Friedrich Schinkel und Peter Christian Wilhelm Beuth verliert. Das Beuth-Schinkel-Museum wurde ausgelagert.
29. 11. Einer der ersten Omnibusse mit Sauggas-Antrieb wird in Dienst gestellt.
01. 12. Das Kohleamt, das während des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegskrise in Berlin die Verteilung der Kohle zentral geregelt hatte, wird aufgelöst. Mit Kohle konnte wieder frei gehandelt werden.
01. 12. Im Krankenhaus Moabit wird durch Umbau ein neues Operationshaus mit Entbindungsstation geschaffen. Es erhielt den Namen »Moritz-Gieß- Pavillon«.
03. 12. Wolfgang Neuss wird in Breslau geboren. Neuss war Kabarettist (u.a. Solostück »Neues Testament«, 1965) und Schauspieler (u.a. »Wir Kellerkinder«, 1960).
08. 12. Der Zusammenschluß der Berliner Elektrizitätswerke zur »Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG«, der Gemeindewasserwerke zur »Berliner Städtischen Wasserwerke AG« und der Gemeinde-Gaswerke zur »Berliner Städtischen Gaswerke AG« wird amtlich vollzogen.
08. 12. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird das zweitägige 12. Hallensportfest des Verbandes Berliner Athletik-Vereine eröffnet. Für die Wettbewerbe gingen 1 200, für die Leichtathletik allein 1 000 Meldungen ein.
09. 12. Im Berliner Sportpalast wird das am Vortag begonnene 12. Hallenfest des Verbandes Berliner Athletik-Vereine fortgesetzt. Die 3 x 200-m- Staffel um den Preis des Reichspräsidenten gewann zum drittenmal der V.f.B. Leipzig vor dem Deutschen Sport-Club.
10. 12. Im Bezirk Friedrichshain findet bis zum 16. Dezember eine Jugendliteratur- und Buchausstellung in der Schulaula Petersburger Straße statt.
11. 12. Im Blauen Saal des Berliner Sportpalastes findet die Außerordentliche Generalversammlung des Verbandes Deutscher Radrennbahnen (VDR) statt. Thema war der Konflikt zwischen dem VDR, dem Deutschen Rennfahrer-Verband und dem Berufsstraßenfahrer-Verband.
14. 12. Der Ingenieur Prof. Friedrich Bendemann, erster Direktor der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof, stirbt in Berlin.
19. 12. In der Schönhauser Allee 140 wird ein zweites Rentnerheim in Prenzlauer Berg eingerichtet.
20. 12. Der Neubau der Weidendammer Brücke, die 1914 wegen des Baus des Spreetunnels abgerissen worden war, wird für den Verkehr freigegeben.
21. 12. Zwischen der Stadt Berlin und der »Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft« (Bewag) wird ein Pachtvertrag abgeschlossen, der ab 1. Januar 1924 für 50 Jahre gilt.
25. 12. Der Film »Das Geheimnis von Brinkenhof« mit Henny Porten und Paul Henckels wird im Berliner Kino Alhambra (Kurfürstendamm, Charlottenburg) uraufgeführt.
25. 12. Reichskanzler Wilhelm Marx richtet in der Radiostelle, dem ersten offiziellen Rundfunksender in Berlin, einen Weihnachtsgruß an das deutsche Volk.
26. 12. Nach heftigem Schneetreiben am Vortag herrscht in Berlin am zweiten Weihnachtstag bei -15°C klares Wetter.
30. 12. Karl Aurand wird in Frankfurt am Main geboren. Der Mediziner und Strahlenphysiker war von 1975 bis 1983 Leiter des Instituts für Wasser-, Boden- und Lufthygiene in Dahlem.
30. 12. Im Berliner Sportpalast findet die erste Veranstaltung der Wintersaison mit Berufsradrennfahrern statt. Im vollbesetzten Haus herrschte eine begeisterte Stimmung. Die Fahrer fuhren ohne Lizenz, deshalb galten die Rennen offiziell als »wilde« Rennen.
31. 12. Nach einem Bericht ist die Zahl der Handwerker-Innungen im Verlaufe des Jahres von 174 auf 167 zurückgegangen. Die Bäcker verfügten noch über 17, die Fleischer über 16, die Friseure und Schneider über je zwölf und die Schuhmacher über zehn Innungen.

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