Berlin im Jahr 1921
01. 01. Die Omnibuslinie A 5 »Stettiner Bahnhof - Steglitz, Rathaus« wird mit einer Streckenlänge von 10,88 km in Betrieb genommen.
18. 01. Der Astronom Prof. Wilhelm Julius Foerster stirbt in Potsdam. Er war von 1865 bis 1903 Leiter der Berliner Sternwarte. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Jerusalems-Gemeinde und Neuen Kirchen-Gemeinde, Am Blücherplatz/Zossener Straße (Kreuzberg).
19. 01. Kurt Mühlenhaupt wird in Klein-Ziescht (Mark Brandenburg) geboren. Mühlenhaupt studierte Kunst in Berlin. Der »Stadtmaler« nahm 1956 seinen Wohnsitz in West-Berlin und arbeitete im wesentlichen als Maler, Graphiker, Bildhauer und Schriftsteller.
20. 01. Die Stadtverordnetenversammlung wählt den bisherigen Stadtkämmerer Gustav Böß zum Oberbürgermeister. Sein Vorgänger, Adolf Wermuth, war im November 1920 zurückgetreten.
20. 01. Der gesamte Vorstand der »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« stellt seine Tätigkeit ein. Die kommissarische Vertretung übernahmen die stellvertretenden Mitglieder des Vorstands G. Wilkens und F. Schaefer.
04. 02. Der Chemiker Prof. Georg Lockemann spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« über die »Geschichtliche Entwicklung der Atomistik«.
14. 02. Professor Hugo Koch, der Architekt und Inhaber des Lehrstuhls für Baukonstruktionslehre an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
16. 02. Der Magistrat beauftragt die Bezirksämter mit der Verwaltung der Gemeindesteuern nach der Vereinheitlichung des Steuerwesens der neuen Stadtgemeinde Berlin.
19. 02. Der Geophysiker und Polarforscher Alfred Wegener hält im Berliner Zweigverein der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft einen Vortrag über »Die Klimate der Vorzeit«.
21. 02. Bei der Wahl des Bezirksbürgermeisters von Spandau erhalten der sozialdemokratische Kandidat Hartung und der Kandidat der bürgerlichen Parteien Martin Stritte je 23 Stimmen. Durch Losentscheid galt Martin Stritte zwölf Jahre als gewählter Bürgermeister.
23. 02. Albert Einstein hält im Hörsaal 33 (später Kinosaal) der Berliner Universität den Vortrag »Geometrie und Erfahrung«.
26. 02. In einem Schreiben dankt der Vorsitzende der Mathematisch-Physikalischen Arbeitsgemeinschaft (Mapha) der Berliner Universität, Ernst Sorge, Albert Einstein für seinen Vortrag »Geometrie und Erfahrung«.
01. 03. Die Stadtbibliothek wird nach ihrem Umzug aus der Zimmerstraße 90/91 (Mitte) in das Marstallgebäude, Breite Straße 37 (Mitte), wiedereröffnet. Ihr standen Räume mit einer Fläche von 2 275 mē zur Verfügung.
01. 03. In der Akademie der Künste am Pariser Platz findet eine Ausstellung »Farbe und Mode« statt, die von Künstlern und der Modeindustrie gemeinsam gestaltet wird.
03. 03. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt eine einheitliche Grundsteuerordnung für die neue Stadtgemeinde Berlin. Sie wurde jedoch vom Oberverwaltungsgericht aufgehoben und trat in ihrer Neufassung erst am 1. April 1922 in Kraft.
05. 03. Der Ausschuß der Deutschen Jugendverbände wird in Berlin gegründet.
05. 03. Zwischen Berlin und Leipzig wird eine Sonderflugverbindung eingerichtet.
09. 03. Wegen der anhaltenden Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln bewilligt der Magistrat von Berlin einen Betrag von zehn Millionen Mark zur Unterbringung von Kindern auf dem Lande.
13. 03. Ein Sprengstoffanschlag, der am Jahrestag des »Kapp-Lüttwitz-Putsches« auf die Siegessäule im Tiergarten verübt werden sollte, kann verhindert werden.
18. 03. Franz Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohleforschung, hält auf der 7. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft in der Berliner Stadtbibliothek einen Vortrag über »Die Entstehung und das Wesen der Kohle«.
23. 03. Die Polizeiverordnung vom 26. Oktober 1910 über »Herstellung und Betrieb von Grundstücksentwässerungen und Verhütung der Verunreinigung der Reinwasserleitung« wird als gültig für die gesamte 1920 gebildete neue Stadtgemeinde Berlin erklärt.
29. 03. Der Polizeipräsident verbietet in Berlin alle Straßendemonstrationen und öffentlichen Versammlungen, da diese vermehrt zu Angriffen gegen die Staatsautorität benutzt worden sind.
30. 03. Nach der Bildung der 20 Verwaltungsbezirke im Rahmen der neuen Stadtgemeinde Berlin am 1. Oktober 1920 meldet das Bezirksamt Pankow als erstes, daß es die Einrichtung seiner einzelnen Abteilungen und Ämter abgeschlossen hat.
01. 04. Der Teltowkanal wird aufgrund der Reichsverfassung vom 11. August 1919 Reichswasserstraße.
01. 04. Max Beninde wird zum Direktor der Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin berufen.
01. 04. Die Max-Eyth-Schule, die erste Abteilung des Städtischen Gewerbesaales Berlin, wird in das Gebäude der Ingenieurschule Beuth im Wedding verlegt und dem Direktor der Beuth-Schule unterstellt.
01. 04. Kurt Opitz wird als ordentlicher Professor für Acker- und Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen.
01. 04. In Berlin erscheint die erste Ausgabe der Zeitschrift »Der Deutsche« der christlich-nationalen Gewerkschaftsbewegung.
01. 04. Der 1866 in Berlin gegründete »Verein zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) übernimmt eine ländliche Haushaltungsschule mit Erholungsheim in Neuzelle.
01. 04. Die Berliner Anschlag- und Reklamewesen GmbH wird mit städtischem Kapital gegründet. Mit ihren rund 250 Anschlagsäulen wurde sie zu einer guten Einnahmequelle der Stadt.
01. 04. Arthur Binz übernimmt die Direktion des Chemischen Instituts der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.
01. 04. Das Bezirksamt Reinickendorf übernimmt die Verwaltung des städtischen Krankenhauses in der Teichstraße 65, das vom Kreis Niederbarnim an die Stadt übergeht.
02. 04. Der am 9. Februar von der Bezirksversammlung des Stadtbezirks Prenzlauer Tor (Berg) zum Bürgermeister gewählte Redakteur Paul John (SPD) wird in sein Amt eingeführt. Das war der Beginn der selbständigen Verwaltungstätigkeit von Prenzlauer Berg.
05. 04. Auf der Generalversammlung der Deutschen Chemischen Gesellschaft berichtet A. Stock über die Gründung der Verlag Chemie GmbH.
07. 04. In Berlin wird die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft (DFKG) als Tochterunternehmen der Deutschen Reichspost, der AEG, den Firmen Siemens & Halske und Felten & Guillaume Carlswerk gegründet.
08. 04. Das Bezirksamt Neukölln nimmt für den 14. Verwaltungsbezirk von Berlin seine Tätigkeit auf. Erster Bezirksbürgermeister war Alfred Scholz (SPD).
08. 04. Die städtische Überwachungsabteilung, aus der 1923 das Überwachungsamt der Stadt Berlin hervorgeht, wird gebildet. Sie diente dem Schutz des städtischen Eigentums und des in Gewahrsam der städtischen Betriebe lagernden fremden Eigentums.
15. 04. In Berlin wird die Operette »Der Vetter aus Dingsda« von Eduard Künneke uraufgeführt.
15. 04. Der steckbrieflich gesuchte Max Hoelz, Führer der vogtländischen Roten Arbeiterarmee, wird in Berlin verhaftet.
16. 04. Die Teltower Kreisbahnen werden auf dem Gebiet von Groß-Berlin durch die Berliner Straßenbahnen übernommen.
18. 04. Der Verleger und Zeitungskönig August Scherl stirbt in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Altern Luisenstadt-Friedhof, Südstern 8-12 (Kreuzberg).
18. 04. Ernst Hermann von Dryander, letzter kaiserlicher Oberhof- und Domprediger, begleitet den Sarg der am 11. April verstorbenen deutschen Kaiserin Auguste Viktoria von Holland nach Deutschland. Er leitete auch in Potsdam die Bestattungsfeierlichkeiten.
20. 04. Der Magistrat beschließt zwecks Energieeinsparung einen neuen »Berliner Brennkalender« für die Straßenbeleuchtung.
22. 04. Heinrich Siepmann wird in Mühlheim/Ruhr geboren. Der Ingenieur war seit 1964 Ordinarius und Direktor des Instituts für Gießereikunde an der Technischen Universität Berlin.
29. 04. Der Magistrat der neuen Stadtgemeinde Berlin führt seine erste Beratung mit den Vorsitzenden der 20 Bezirksämter, die nach dem Gesetz vom 27. April 1920 gebildet wurden, durch.
14. 05. Die Omnibuslinie A 4 »Prenzlauer Allee - Neukölln, Hohenzollernplatz« (der Platz wurde am 14. Februar 1950 in Karl-Marx- Platz umbenannt) wird mit einer Streckenlänge von 11,2 km in Betrieb genommen.
26. 05. Eine vom Magistrat erlassene Milchordnung regelt die Verteilung der in Berlin eintreffenden Milch auf alle Stadtteile.
29. 05. Das Deutsche Traber-Derby findet auf der Rennbahn in Ruhleben statt.
01. 06. Franz Richard Eichhoff, emeritierter Professor der Berliner Bergakademie, stirbt in Berlin.
04. 06. Die meteorologische Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem registriert das Auftreten von Schneefall, das war der späteste im Beobachtungszeitraum 1908 bis 1924.
09. 06. Vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert wird die »Verordnung zur Bildung des Kuratoriums der Chemisch-Technischen Reichsanstalt« erlassen. Das Kuratorium hatte u.a. die Reichsanstalt in ihrer wissenschaftlichen und technischen Tätigkeit zu beraten.
16. 06. Das Oberlandesgericht erklärt die ersten Wahlen zur Gesamt-Stadtverordnetenversammlung und zu den Bezirksversammlungen vom 20. Juni 1920 wegen teilweiser Wahlfälschung zugunsten von SPD und USPD für ungültig. Zum 16. Oktober wurden Neuwahlen angesetzt.
28. 06. Der Verein Versuchsanstalt für Luftfahrt beschließt eine Satzungsänderung. Der Vereinsvorstand setzte sich aus Leitern der Versuchsanstalt zusammen, ein Aufsichtsausschuß wurde gebildet und ein technischer Beirat eingesetzt.
30. 06. Der Physiker Max von Laue hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
30. 06. Beim Berliner Magistrat und bei den Bezirksämtern werden Deputationen für das Ernährungswesen geschaffen.
01. 07. Dem Statistischen Amt der Stadtgemeinde Berlin werden die gesamten statistischen Arbeiten der 1920 gebildeten neuen Stadtgemeinden übertragen.
01. 07. Die Standesämter Malchow und Falkenberg werden aufgelöst und denen von Weißensee bzw. Hohenschönhausen angegliedert.
13. 07. Beim Preußischen Landtag konstituiert sich ein Ausschuß zur Beratung der Probleme, die aus der Bildung der Stadtgemeinde (Groß- )Berlin resultieren.
20. 07. Jerzy Kanal wird in Blaski bei Kalisch (Polen) geboren. Zur Besetzung Polens wurde Kanal im Warschauer Ghetto interniert und 1944/45 in verschiedenen KZ-Lagern inhaftiert. Seit 1953 in Berlin, war er von 1992 bis 1997 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde.
20. 07. In einem Brief bedankt sich Reichsaußenminister Gustav Stresemann bei dem Geschäftsinhaber Hellmuth Späth für die Übersendung des »Späth-Buches«, das aus Anlaß des 200jährigen Jubiläums des Gartenbaubetriebes herausgegeben worden war.
29. 07. Durch einen Staatsvertrag zwischen dem Reich und den Ländern gehen 1 100 km Berliner und märkische Wasserstraßen auf das Reich über. Ein Rest von 270 km mit minderer Verkehrsbedeutung verblieb bei Preußen.
03. 08. Die Deutsche Gesellschaft für Vererbungswissenschaft hält ihre erste dreitägige Jahresversammlung in Berlin ab.
12. 08. Im Lehrervereinshaus am Alexanderplatz (Mitte) wird auf Initiative des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale das »Auslandskomitee zur Organisierung der Arbeiterhilfe für die Hungernden in Rußland« (IAH) gebildet.
15. 08. Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde kommt zum Bezirksamt Lichtenberg, das damit die Pflege der Gräber von Oberbürgermeister Martin Kirschner, Gartenbaudirektor Hermann Mächtig und der Sozialisten Paul Singer, Wilhelm Liebknecht und Ignatz Auer übernahm.
21. 08. Die Polizei überrascht den vielfachen Lustmörder Karl Großmann in seiner Wohnküche Lange Straße 88/89 (Friedrichshain) neben einer nackten Frauenleiche.
25. 08. Im Verwaltungsgebäude der »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« am Schiffbauerdamm (Mitte) entsteht ein Dachstuhlbrand. Bei der Instandsetzung wurde das Gebäude um zwei Stockwerke erhöht.
31. 08. Otto Heinrich Warburg wird zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor für Physiologie an die Medizinische Fakultät der Berliner Universität berufen.
31. 08. Im Lustgarten (Mitte) demonstrieren 500 000 Berliner gegen den sich verstärkenden rechtsradikalen Terror.
01. 09. Im Städtischen Krankenhaus Friedrichshain und im Krankenhaus Am Urban werden Tuberkulose-Fürsorgestellen eröffnet.
10. 09. Der Vorsitzende der Berliner Gastwirte-Innung, Gustav Lücke, ruft seine Kollegen sowie die Brauereien und Großlieferanten der Gastronomie dazu auf, für in finanzielle Not geratene Studenten Freitische einzurichten.
10. 09. Alfred Bengsch wird in Berlin geboren. Der Theologe, der 1961 Bischof von Berlin wurde, war 1967 zum Kardinal ernannt worden. Seit 1976 war er Vorsitzender der Berliner Bischofkonferenz für die DDR.
11. 09. Max Klante wird von der Polizei wegen Betrugs verhaftet. Der »Volksbeglücker« Klante hatte im Mai 1920 einen Wettkonzern und im Dezember 1920 die »Max Klante & Co. GmbH« mit einem Stammkapital von 450 000 Mark gegründet. Anleger waren »kleine« Leute.
12. 09. Ernst Schumacher wird geboren. Der Theaterkritiker arbeitete ab 1964 für die »Berliner Zeitung«.
12. 09. Die städtischen Beamten treten für einen Tag in den Streik, weil ihr Tarifvertrag von 1919 gekündigt wurde. Die Reichshauptstadt war ohne Strom, und der Straßenbahnverkehr ruhte.
13. 09. Der Wettkonzern von Max Klante meldet Konkurs an. Der »Volksbeglücker« Klante hatte im Mai 1920 einen Wettkonzern und im Dezember die Max Klante & Co. GmbH (Stammkapital 450 000 Mark) gegründet. Die Schulden bei 80 000 Gläubigern betrugen 90 Mill. Mark.
14. 09. Aufgrund einer Festlegung des Magistrats werden in allen Bezirksämtern - sofern nicht schon vorhanden - Vermessungsämter geschaffen.
15. 09. Die Omnibuslinie A 11 »Moabit, Turmstraße - Neukölln, Hermannplatz« wird mit einer Streckenlänge von 9,48 km in Betrieb genommen.
19. 09. Die 20 km lange Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße (Avus) in Berlin-Grunewald, zwischen Charlottenburg und Nikolassee, wird eröffnet. Sie hatte am Nord- und am Südende je eine überhöhte Kurve, so daß sich ein Rundkurs ergab.
24. 09. Auf der Avus findet das erste Automobilrennen statt. Der Sieger Fritz von Opel erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 130 km/h.
25. 09. 2 000 Berliner Taxifahrer treten in den Streik, nachdem der Magistrat beschlossen hatte, die Tarife für Taxen um das Zehnfache und für Pferdedroschken um das Siebenfache zu erhöhen.
25. 09. Der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens veranstaltet in Berlin eine Kundgebung gegen antisemitische Angriffe, vor allem seitens des ehemaligen Generalquartiermeisters des deutschen Heeres, Erich Ludendorff.
29. 09. Otto Prokop wird in St. Pölten (Niederösterreich) geboren. Der Gerichtsmediziner kam 1956 als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für gerichtliche Medizin der Humboldt-Universität nach Berlin.
29. 09. Die Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) bringt in der Inszenierung von Jürgen Fehling das Stück von Ernst Toller »Masse Mensch« heraus.
30. 09. Die Arbeitgeberverbände des Gastwirtsgewerbes kündigen den seit Januar 1919 mit den Berliner Kellnern bestehenden Tarifvertrag.
01. 10. Der Verwaltungsbezirk Wedding erhält ein Gesundheitsamt. Als erster Stadtarzt wurde am 1. Mai 1922 der jüdische Arzt und Sozialdemokrat Salo Drucker eingestellt.
01. 10. Die »Avus AG« gibt ihre am 24. September mit dem ersten Automobilrennen eröffnete Privatstraße für den öffentlichen Verkehr frei. Für zehn Mark durfte die Avus einmal durchfahren werden; eine Vierteljahreskarte kostete 1 000 Mark.
01. 10. Wegen der Kündigung des Tarifvertrages durch die Arbeitgeberverbände der Gastwirte beginnen die Berliner Kellner um 1.00 Uhr nachts einen Streik. Bereits am Abend des ersten Streiktages hatten sich fast alle Berliner Lokale dem Ausstand angeschlossen.
01. 10. Eine Müllverbrennungsanlage wird am Königsweg (ab 9. August 1929 Naumannstraße) in Schöneberg in Betrieb genommen.
01. 10. Das Bezirksamt Mitte übernimmt die Verwaltung der Warmbadeanstalt in der Gartenstraße sowie die der Flußbadeanstalten an der Ebertbrücke, am Werderschen Mühlengraben und an der Inselbrücke.
01. 10. Prof. Ernst Otto Beckmann, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, tritt nach Vollendung des 68. Lebensjahres, gleichzeitig mit seiner Emeritierung an der Berliner Universität, von der Leitung des Instituts zurück.
03. 10. Die seit dem 1. Oktober streikenden Berliner Kellner ziehen in einer großen Demonstration von ihrem Verbandshaus in der Elsasser Straße (ab 25. Juli 1994 Torstraße, Mitte) zum Lustgarten.
05. 10. Horst Scholze wird in Sohland/Spree geboren. Der Physiko-Chemiker war seit 1963 Ordinarius und Direktor des Instituts für Glas, Keramik, Bindemittel an der Technischen Universität Berlin.
05. 10. Auf Beschluß des Magistrats wird eine städtische Kartoffelreserve angelegt. Durch Aufkauf und Lagerung von Kartoffeln sollte eine bessere Versorgung der Bevölkerung erreicht und die Preistreiberei unterbunden werden.
07. 10. Der Preußische Landtag beschließt eine Änderung des Gesetzes vom 27. April 1920 über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin. Danach mußten dem Magistratskollegium mindestens zwölf unbesoldete Stadträte angehören.
08. 10. Das Theater am Kurfürstendamm wird mit der Uraufführung des Lustspiels »Ingeborg« von Curt Goetz eröffnet.
11. 10. Für die 1920 geschaffene Stadtgemeinde Groß-Berlin tritt eine »Baupolizeigebührenordnung« in Kraft.
12. 10. Das Verwaltungsseminar zur Aus- und Weiterbildung von Beamten und Beamtenanwärtern der Stadt Berlin nimmt seine Tätigkeit auf.
15. 10. Hoimar von Ditfurth wird in Berlin geboren. Von Ditfurth war Professor für Psychiatrie und Neurologie in Würzburg und Heidelberg und trat besonders als Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor hervor.
15. 10. Die Badeanstalt in der Oderberger Straße (Prenzlauer Berg) wird nach Überwindung der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage wieder vollständig in Betrieb genommen.
16. 10. Bei der gerichtlich angeordneten Wiederholung der Stadtverordnetenwahl vom 20. Juni 1920 erhalten die SPD 20,5 % der abgegebenen Stimmen, die USPD 19,2 %, die Deutschnationalen (DNVP) 17,3 %, die Deutsche Volkspartei (DVP) 15,3 % und die KPD 9,5 %.
18. 10. Prof. Eugen Jahnke, Inhaber des Lehrstuhls für Mathematik und Mechanik an der Abteilung Bergbau der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
19. 10. Einwohner von Buchholz verlangen von der Stadt Berlin Schadenersatz, weil durch das Rieselfeld der Grundwasserspiegel gestiegen ist. Danach wurde der Rieselbetrieb Buchholz eingestellt und ein Anschluß an das Radialsystem XI geschaffen.
20. 10. Oberbürgermeister Gustav Böß wird Vorsitzender der Preisprüfstelle für Berlin. Sie sollte der Ermittlung von angemessenen Preisen und deren Überwachung dienen.
21. 10. Der Film »Verlogene Moral« mit Adele Sandrock wird in den Decla-Lichtspielen Unter den Linden (Mitte) uraufgeführt.
23. 10. Die Schering AG, vormals Chemische Fabrik E. Schering AG, feiert ihr 50jähriges Bestehen als Aktiengesellschaft.
25. 10. Nach dem Beschluß des Magistrats, die Tarife für Taxen und Pferdedroschken zu erhöhen, treten 2 000 Taxifahrer für einen Tag in den Streik.
30. 10. Auf dem Berliner Wannsee ereignet sich ein schweres Unglück. Beim Zusammenstoß zweier Dampfer ertranken 20 Personen.
31. 10. Der Chemiker Erich Kunheim, der die chemische Fabrik Kunheim & Co. bis zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft leitete, stirbt in Berlin.
05. 11. Ein seit fünf Wochen andauernder Streik der Berliner Kellner - die Arbeitgeberverbände des Gastwirtsgewerbes hatten den bestehenden Tarifvertrag aufgekündigt - wird nach langwierigen Verhandlungen mit einem Kompromiß beendet.
09. 11. In Berlin findet die Uraufführung des Films »Zwischen Flammen und Fluten« in der Regie von Carl Heinz Wolff statt.
21. 11. Der Geograph Alfred Merz wird zum Direktor des Museums und Instituts für Meereskunde ernannt.
23. 11. Aufgrund einer Polizeiverordnung findet in Berlin eine allgemeine Rattenbekämpfung statt.
26. 11. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird um 19.30 Uhr die wiederhergestellte Sportarena und Winterbahn feierlich eröffnet. Die Arena wurde mit einer Platzkapazität für 6 500 Besucher ausgestattet, der Blaue Saal zu einem eleganten Kasino eingerichtet.
27. 11. Unterstützt von der deutschen »Künstlerhilfe für die Hungernden in Rußland«, findet im Großen Schauspielhaus eine Dostojewski-Feier statt, an der u.a. Wassili Katschalow vom Moskauer Stanislawski-Theater und das Balalaika-Orchester Romanow mitwirken.
28. 11. Konstantin Stanislawskis Moskauer Künstlertheater gastiert in Berlin.
29. 11. Der Bergbauingenieur Franz Anton Haßlacher stirbt in Bonn. Haßlacher war von 1880 bis 1892 Dozent für Aufbereitungskunde und Bergrecht an der Bergakademie Berlin.
30. 11. Eine Polizeiverordnung für den »Betrieb des Dienstmannsgewerbes« wird erlassen.
01. 12. In Steglitz wird im Gymnasium in der Heesestraße 15 eine Schulzahnklinik eingerichtet.
05. 12. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung wird im Berliner Vorort Neu-Babelsberg eröffnet.
06. 12. Die neue Satzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die im Einvernehmen mit dem preußischen Kultusministerium ausgearbeitet worden war, wird auf der 8. Hauptversammlung der Gesellschaft in der Berliner Staatsbibliothek einstimmig angenommen.
08. 12. Albert Einstein schlägt vor dem Plenum der Preußischen Akademie der Wissenschaften ein Experiment vor, um die Hypothese der Nadelstrahlung experimentell zu beweisen. Die technische Ausführung des Experiments lag bei Hans Geiger und Walter Bothe.
10. 12. Albert Einstein, seit 1914 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, wird für seine Beiträge zur Quantentheorie der Nobelpreis für Physik verliehen.
12. 12. Die Omnibuslinie A 29 »Pankow, Breite Straße - Neukölln, Hermannplatz« wird mit einer Streckenlänge von 14,4 km in Betrieb genommen.
12. 12. Die neue gemeinsame Satzung für alle Berliner Sparkassen tritt in Kraft. Die Sparkasse erhielt den Namen »Sparkasse der Stadt Berlin«.
16. 12. Charlotte Leubuscher habilitiert sich mit der Arbeit »Sozialismus und Sozialisierung in England« an der Berliner Universität. Sie war die dritte Frau, die an der Berliner Universität habilitierte.
16. 12. Die Versuchsanstalt für Luftfahrt erhält den Auftrag zur allgemeinen Nachprüfung aller im deutschen Luftverkehr befindlichen Flugzeuge auf ihre Verkehrssicherheit.
23. 12. Das ungenügende Angebot an Weihnachtsbäumen nutzen Spekulanten zu Preissteigerungen auf das Fünf- bis Achtfache aus.
25. 12. Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertage in den Streik.
27. 12. Einer amtlichen Verlautbarung zufolge sind in Berlin wieder 60 876 Personenkraftwagen zugelassen, womit die Vorkriegszahl erreicht wird. 78 % dieser Pkw hatten eine Stärke bis zu 14 PS.

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