Berlin im Jahr 1868
03. 01. Das erste Obdachlosenasyl in Berlin öffnet seine Pforten. Es diente der Unterbringung wohnungsloser Frauen.
05. 01. Im Communal-Blatt der Haupt- und Residenzstadt Berlin erscheint die Mitteilung, daß von der Stadt ein Krankenhaus (Städtisches Krankenhaus Friedrichshain) mit 600 Betten erbaut werden soll.
12. 01. Das »Deutsche Gewerbemuseum zu Berlin«, dessen Sammlungen zuerst in einem Lokal in der Stallstraße untergebracht waren, wird mit 230 Schülern, die in vier Sonntags-, vier Abend- und zwei Tageskursen unterrichtet wurden, eröffnet.
17. 01. Ernst von Halle wird in Hamburg geboren. Der Geograph war seit 1897 Privatdozent an der Berliner Universität und einer der Begründer des Instituts für Meereskunde.
08. 02. In Berlin stirbt Ernst Ludwig Schubarth. Schubarth war von 1821 bis 1849 Lehrer für Physik und Chemie an der Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte).
12. 02. Karl Wilhelm Mayer, der Armenarzt von Berlin, stirbt in Berlin.
18. 02. Paul Eltzbacher wird in Köln geboren. Der Jurist wurde 1906 an die neugegründete Handels-Hochschule Berlin als Professor für Rechtswissenschaften berufen.
25. 02. Johann David Erdmann Preuß, der von Friedrich Wilhelm III. den Titel Historiograph der brandenburgisch-preußischen Geschichte erhalten hatte und bis 1860 Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Institut für Militärärzte war, stirbt im 83. Lebensjahr.
28. 02. Auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin wird der Geschichtsschreiber Johann David Erdmann Preuß bestattet. Preuß hatte sich seit 1816 fast ausschließlich mit der brandenburgisch-preußischen Geschichte beschäftigt.
02. 03. Die »Röhrenpostlinie« zur Telegrafendienststelle im Brandenburger Tor sowie ihre Weiterführung durch die Königgrätzer Straße zur Postexpedition im südlichen Torhäuschen des Potsdamer Tores ist fertiggestellt.
03. 03. Die Wartenburgstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
06. 03. Hermann Albrecht Schuhmacher wird in Bremen geboren. Der Staatswissenschaftler wurde 1917 als Ordinarius an die Berliner Universität berufen. Schuhmacher hatte auch Kontakt zur Handels-Hochschule Berlin.
31. 03. Karl Friedrich Bonhoeffer wird in Neresheim (Württemberg) geboren. Der in Berlin tätige Psychiater und Neurologe beschrieb die nach ihm benannten Symptome des Muskelzuckens (Bonhoeffersche Zeichen). Sein Hauptwerk »Die Erbkrankheiten« erschien 1936.
01. 04. Heinrich Wilhelm Dove beendet seine Lehrtätigkeit an der Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte).
01. 04. Der Personenverkehr der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn wird wegen Bauarbeiten zum Ostbahnhof am Küstriner Platz (ab 3. März 1972 Franz-Mehring-Platz, Friedrichshain) verlegt.
05. 04. Johann Theodor Remy wird in Vynen geboren. Der Agrochemiker war von 1896 bis 1901 Mitarbeiter am Institut für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation in Berlin, danach Professor für landwirtschaftliches Versuchswesen an der Landwirtschaftlichen Hochschule.
07. 04. Die beiden ersten Säle des »Deutschen Gewerbemuseums zu Berlin« werden dem Publikum erschlossen.
08. 04. Werner Bolton wird in Tiflis (Georgien) geboren. Bolton studierte u.a. in Berlin und arbeitete als Chemiker bei Siemens an der Entwicklung von Metalldraht-Glühlampen. 1903 stellte er die Tantal-Lampe vor, die später von der Wolfram-Lampe abgelöst wurde.
17. 04. Der Astronom Wilhelm Foerster, der 1865 Direktor der Berliner Sternwarte geworden war, heiratet Ina Paschen, die Tochter des »leitenden Mannes der mecklenburgischen Landesvermessung«, Geheimrat Paschen.
23. 04. Der Sozialpolitiker Wilhelm Adolf Lette setzt sich in einem Brief für die Ausbildung von Turnlehrerinnen ein. Der Lette-Verein schickte daraufhin eine Petition bezüglich der Anstellung von »Lehrerinnen der Gymnastik« in Mädchenschulen an die Regierung.
27. 04. Mit dem Zollparlament, dem gesetzgebenden Organ des Deutschen Zollvereins, tritt erstmals ein gesamtdeutsches Parlament in Berlin zusammen.
06. 05. Hans Richter wird in Mariendorf bei Berlin geboren. Der Techniker wirkte bei der Entwicklung der MAN-Großgasmaschine, beim Aufbau einer Maschinenfabrik für Thyssen und bei der Entwicklung elektrischer Walzwerkantriebe mit.
14. 05. Magnus Hirschfeld wird in Kolberg (Pommern) geboren. Der Sexualwissenschaftler gründete das Berliner »Institut für Sexualwissenschaft« und führte in Deutschland die Eheberatung ein.
17. 05. In Hoppegarten wird die erste moderne Pferderennbahn Berlins eröffnet. Sie war Nachfolgerin der Rennbahn Tempelhof.
22. 05. Der Physiker und Mathematiker Julius Plücker stirbt in Bonn. Plücker hielt u.a. in Berlin Vorlesungen zur Geometrie, beobachtete die Fluoreszenz und die magnetische Ablenkbarkeit von Kathodenstrahlen und regte den Bau von Vakuum-Röhren an.
07. 06. Der Berliner Segler-Club veranstaltet eine Regatta mit 32 Teilnehmern, die zum Modell des modernen Regattasports wird. Diese Regatta auf der Dahme war die erste Berliner Segelwettfahrt.
08. 06. Der Theologe Heinrich Krause stirbt in Berlin. Krause arbeitete bis zu seinem Tode an der »Protestantischen Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland«, deren Mitherausgeber er war.
22. 06. Oskar Lasche wird in Leipzig geboren. Der Techniker studierte an der Technischen Hochschule zu Berlin, trat 1896 in die AEG ein und entwickelte vor allem den Dampfturbinenbau und die Werkstoffkunde.
25. 06. Die Allgemeine Berliner Omnibus AG (ABOAG) wird mit einem Aktienkapital von einer Million Talern gegründet. Im Juli des Jahres begann der Betrieb mit pferdebespannten Omnibussen.
01. 07. Die Allgemeine Berliner Omnibus-Aktien-Gesellschaft (ABOAG) nimmt mit 257 Omnibussen und 1 089 Pferden den Betrieb auf.
02. 07. Julius Moses wird in Posen in der Familie eines jüdischen Kaufmanns geboren. Moses war Arzt, Sozialdemokrat und Reichstagsabgeordneter.
21. 07. Der Fuhrherr Veit führt die »Droschke erster Jüte« ein, die eine Verbesserung der Bequemlichkeit für die Fahrgäste brachte.
28. 07. In Berlin wird die Einteilung nach Droschken I. und II. Klasse eingeführt.
02. 08. Theodor Wolff wird am Berliner Dönhoffplatz (Mitte) geboren. Wolff war langjähriger Chefredakteur des »Berliner Tageblattes« sowie einer der bedeutendsten Journalisten des späten Kaiserreiches und der Weimarer Republik.
03. 08. In Berlin findet der Kartelltag des 1857 in Gießen gegründeten »Norddeutschen Kartells (NK)« der Burschenschaften statt. Auf ihm wurden die Vereinigungen »Teutonia-Karlsruhe« und »Teutonia-Wien« in das Kartell aufgenommen.
17. 08. Der Botaniker Nathanael Pringsheim, seit 1868 Professor für Botanik an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
03. 09. Die Bauakademie erläßt eine Vorschrift, die für die Ausbildung des Bauführers ein dreijähriges Studium vorschreibt.
20. 09. Die Haltestelle Lichterfelde (Lichterfelde Ost) der Berlin-Anhalter Eisenbahn wird in Betrieb genommen. Der Kaufmann Johann Anton Wilhelm von Carstenn hatte die Kosten übernommen und das Stationsgebäude gebaut.
25. 09. Hermann Keil wird in Leopoldshall/Anhalt geboren. Der Chemiker war seit 1900 Mitarbeiter im Institut für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
01. 10. Die Zeitung »Berliner Börsen-Courier« wird von Georg Davidsohn gegründet.
06. 10. In Berlin wird der Demokratische Arbeiterverein gebildet. Er vollzog die Trennung von der Fortschrittspartei und trat der I. Internationale bei.
11. 10. Der Gründungskongreß der Hirsch-Duncker'schen Gewerkvereine findet in Berlin statt.
24. 10. Der Hellweg (Kreuzberg) wird in Gitschiner Straße umbenannt.
24. 10. Die »Kottbusser Kommunikation« und die »Lausitzer Kommunikation« werden in Skalitzer Straße (Kreuzberg) umbenannt.
25. 10. Der Vorstand des Lette-Vereins beschließt auf seiner Sitzung, für Frauen einen Kursus in Stenographie nach dem System Stolze anzubieten, der in den Jahren 1869/70 auch abgehalten wurde.
25. 10. Der Genre- und Landschaftsmaler Eduard Hildebrandt stirbt in Berlin. Hildebrandt wurde vor allem als Aquarellist bekannt. Von seiner Weltreise (1862 bis 1864) brachte er über 400 Aquarelle mit.
26. 10. Der Arzt Wilhelm Griesinger stirbt in Berlin. Griesinger war vom März 1865 an als Direktor der Poliklinik und »dirigirender Arzt« an den Charité-Abteilungen für Gemüts- und Nervenkrankheiten in Berlin tätig.
29. 10. Die Brüder Otto und Gustav Lilienthal, die sich in Anklam ein dreirädriges Tretfahrzeug gebaut hatten, ersuchen um eine polizeiliche Genehmigung (die ihnen auch erteilt wurde), dieses Fahrzeug in den Straßen Berlins benutzen zu dürfen.
12. 11. Arthur Heinrich Binz wird in Bonn geboren. Der Chemiker, der sich 1899 für technische Chemie habilitiert hatte, wurde an die 1906 gegründete Handels-Hochschule in Berlin berufen. Vom Januar 1911 bis zum September 1913 war er Rektor der Hochschule.
14. 11. Conrad Biesalski wird in Osterode in Ostpreußen geboren. Seine Arbeit am Urbankrankenhaus und als Leiter des Oskar-Helene-Heims ab 1914, wo er die Orthopädietechnik entwickelte, ließen ihn zum Begründer der modernen Krüppelfürsorge werden.
30. 11. Der »Berliner Asylverein für Obdachlose« wird gegründet. Zum Vorsitzenden wurde der Bankier Gustav Thölde gewählt.
03. 12. Der Jurist und Sozialpolitiker Wilhelm Adolf Lette, der Initiator des »Vereins zur Förderung der Erwerbstätigkeit für das weibliche Geschlecht« (Lette-Verein) und 1818 Mitgründer der Berliner Burschenschaft, stirbt in Berlin.
09. 12. Fritz Haber wird in Breslau geboren. Der Physiko-Chemiker promovierte 1891 an der Technischen Hochschule zu Berlin. 1912 übernahm die Direktion des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie in Dahlem.
17. 12. Durch die »Instruktion für die Schulkommissionen hiesiger Residenz« wird die Stadt in vierzig Kommissionsbezirke eingeteilt, die in zehn Schulinspektionen zusammengefaßt werden.
21. 12. Die Tempelherrenstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
22. 12. Käthe Paulus wird in Zellhausen am Main geboren. Die Ballon- und Fallschirmsportlerin entwickelte nach 146 eigenen Fallschirmabsprüngen das sich selbst öffnende Fallschirmpaket, das sie ab 1914 in einer eigenen Firma in Berlin herstellte.

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