Verfolgte aus der Wilmersdorfer Künstlerkolonie

Inschrift:

MAHNMAL /
FÜR DIE POLITISCH /
VERFOLGTEN /
DER KÜNSTLERKOLONIE

Technische Details: Bronzetafel an einem Findling, 29,5 cm x 21 cm

Standort:
Ludwig-Barnay-Platz
Ortsteil Wilmersdorf
Besondere Ortsangabe: an der Bonner Straße
Verkehrsanbindung U 1 bis Breitenbachplatz

Verfolgte aus der Wilmersdorfer Künstlerkolonie 1927 bis 1929 wurden um damaligen Laubenheimer Platz (heute Ludwig-Barnay-Platz) durch die Bühnengenossenschaft und durch den Schutzverband deutscher Schriftsteller drei Häuser gebaut. In ihnen konnten Künstler günstig Wohnungen mieten. Bald nach dem Bezug dieser Wohnungen kristallisierte sich der "Rote Block" heraus. Hier wohnten vornehmlich Künstler, deren politische Auffassungen sich gegen die nahende faschistische Gefahr richteten. Bis zum Frühjahr 1933 waren es ungefähr 3.000 bildende Künstler, Schauspieler und Journalisten, die eine Unterkunft in dieser Gegend gefunden hatten. Hier wohnten Eva und Ernst Busch, Graf Alexander von Stenbock-Fermor (1902-1972), Erich Weinert (1890-1953), Ernst Bloch, Walter Hasenclever, Arthur Koestler (1905-1083), Steffie Spira-Ruschin und ihr Ehemann G. Ruschin, Susanne Leonhard (1895-1984), J. R. Becher (1891-1958), Axel Eggebrecht, u. v. a. Sie hatten Mieterräte gebildet und sich auch auf einen eventuellen Überfall der Faschisten vorbereitet. Doch dem dann tatsächlich stattfindenden Vernichtungsfeldzug waren sie nicht gewachsen. Am 15.3.1933 - wenige Tag nach der Reichstagswahl - überfielen SA und Polizei sowohl mit List und Tücke als auch mit Brachialgewalt die Künstlerkolonie. Sie drangen in die Häuser ein, verwüsteten die Wohnungen, schlugen die Mieter und nahmen einige fest. Die Verhafteten kamen ins Polizeigefängnis am Alexanderplatz. Einige von ihnen wurden einen Monat später entlassen. Auf dem Laubenheimer Platz hatte die SA ein Feuer angelegt, in dem sie die gerade "beschlagnahmten" Bücher verbrannte.

Einweihung 15.3.1988
Initiator Verein Künstler Kolonie Berlin
Herausgeber der Tafel BVV Wilmersdorf

Bemerkungen:
Anlaß für die Einweihung der Gedenktafel war der 55. Jahrestag des Überfalls der Faschisten auf die Künstlerkolonie.

Literaturhinweise
Der Tagesspiegel vom 15.3.1988
Die Tageszeitung (taz) vom 16.3.1988
"Wer sich nicht erinnern will...", a. a. O.
Schönfeld, Martin: Gedenktafeln in West-Berlin, a. a. O.
Voß, Karl: Reiseführer für Literaturfreunde Berlin, a. a. O.
Jäger, Gabriele: Wilmersdorfer Portraits, a. a. O.


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