133   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Nächstes Blatt
Namen, die von Berlins Straßenschildern verschwanden

Arnholdstraße
benannt: um 1912; umbenannt: 17.9.1938
Arnhold, Eduard, * 10.6.1849 Dessau (Anhalt), † 10.8.1925 Berlin, Politiker, Kunstmäzen.
     Arnhold stammte aus einer bürgerlichen jüdischen Familie. Er besuchte in Berlin die Städtische Realschule. Ende des 19. Jahrhunderts schloß er sich der pazifistischen Bewegung an. Er war Seniorchef der Firma Gebrüder Arnhold in Dessau, die er gemeinsam mit seinem Bruder Georg besaß. Beide waren im Aufsichtsrat der Berlin- Anhaltischen Maschinenbau AG. Eduard Arnhold übte mehrere Mandate in Firmen der chemischen Industrie und im Bergbau aus. Er war Chef der Firma »Caesar Wollheim Kohlen en gros«. 1910 schenkte Arnhold dem preußischen Staat die Villa Massimo in Rom, wo jeweils sechs deutsche bildende Künstler und zwei Architekten, Autoren und Komponisten mit Stipendien für ein Jahr heute noch gefördert werden. Die Villa, Sitz der deutschen Akademie (Academia Tedesca), wurde bis 1913 errichtet. 1957 wurde sie von der Bundesrepublik Deutschland wiedereröffnet.

Am 17.12.1918 wurde in Berlin die »Deutsche Liga für den Völkerbund« ins Leben gerufen, zu deren Gründungsmitgliedern Arnhold zählte. Er gehörte auch zu den Finanziers des »Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslandsdeutschtum«, der offiziell am 26.5.1919 gegründet wurde.

Aronsweg
benannt: um 1913; umbenannt: 18.3.1935
Leo-Arons-Straße
benannt: 30.10.1926; umbenannt: 5.4.1934
Arons, Martin Leo, * 15.2.1860 Berlin, † 10.10.1919 Berlin, Wissenschaftler.
     Arons studierte ab 1878 Physik in Leipzig, Würzburg, Berlin und Straßburg. 1884 war er an der dortigen Hochschule als Assistent und ab 1888 als Privatdozent tätig. Ab 1890 lehrte er in Berlin. Arons arbeitete vor allem über elektrische Wellen. Er konstruierte 1892 die Quecksilberdampflampe und die »Aronsche Schwingungsröhre«. Wegen seines Auftretens für sozialistische Ideen wurde im Jahre 1899 das sog. Arons-Gesetz erarbeitet und verabschiedet, durch das er die Berliner Privatdozentur verlor. Arons war sozialdemokratischer Abgeordneter in Rixdorf, ab 1912 Bezirk Neukölln, und gehörte zu den finanziellen Gönnern der 1907 gegründeten Baugenossenschaft »Ideal«, die sich den Bau von Kleinwohnungen für Arbeiter zum Ziel gesetzt hatte. Er arbeitete in der Arbeiterbewegung auf den Gebieten Bodenreform und Volksbildung.

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Auerbachstraße
Tempelhof (Lichtenrade), Wilmersdorf (Grunewald)
benannt: 1.4.1898; umbenannt: 16.5.1938
Auerbach, Berthold (eigentlich Moses Baruch Auerbacher), * 28.2.1812 Nordstetten bei Horb, † 8.2.1882 Cannes, Schriftsteller.
     Auerbach schrieb unter dem Pseudonym Theobald Chauber. Auerbachs Plan, Rabbiner zu werden, scheiterte an seinem Konflikt mit der Obrigkeit, in dessen Folge er 1837 wegen burschenschaftlicher Aktivitäten zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt wurde. Danach arbeitete er als Übersetzer, Journalist und Schriftsteller. Mit seinen »Schwarzwälder Dorfgeschichten« wurde er 1843 zu einem der meistgelesenen deutschen Erzähler. 1859 ließ er sich in Berlin nieder. Sein umfangreiches Werk ist heute zwar in Vergessenheit geraten, jedoch bleibt sein Name in der Literaturwissenschaft untrennbar mit dem Genre der Dorfgeschichte verbunden.

Alwin-Gerisch-Straße
benannt: 9.11.1926; umbenannt: 4.4.1934
Gerisch, Alwin, * 14.3.1857 Rautenkranz (Vogtland), † 8.8.1922 Berlin, Politiker.
     Gerisch, Sohn eines Waldarbeiters, besuchte in Rautenkranz die Volksschule, absolvierte von 1871 bis 1874 eine Maschinenschlosserlehre und kam nach 1880 nach Berlin.

Gerisch war von 1885 bis 1892 Vorstandsmitglied und Rendant im Metallarbeiterverband Berlin, von 1890 bis 1892 mit Paul Singer Vorsitzender der SPD, von 1892 bis 1912 Kassierer und von 1912 bis 1917 Sekretär im Parteivorstand der SPD. In den Jahren von 1894 bis 1898 und von 1903 bis 1906 war er Mitglied des Reichstages. 1917 schied er krankheitshalber aus dem Parteivorstand aus. Durch seine umsichtige Finanzpolitik erwarb Gerisch sich große Verdienste um die Entwicklung der Partei; sein besonderes Augenmerk galt der Entwicklung der sozialdemokratischen Presse. Von 1906 bis 1918 war er Mitglied der Treptower Gemeindevertretung. Unter dem Pseudonym A. Ger veröffentlichte Gerisch volkstümliche politische Erzählungen und Romane, die ein Bild von der Not und vom Elend im Erzgebirge vermittelten. Er wohnte bis zu seinem Tode in Baumschulenweg.

Blochplatz, Blochstraße
benannt: 12.5.1910; umbenannt: 16.5.1938
Bloch, Markus Elieser, * 1723 Ansbach, † 6.8.1799 Karlsbad, Arzt und Naturforscher.
     Er nahm mit 19 Jahren eine Hauslehrerstelle bei einem Barbier in Hamburg an, ging dann nach Berlin, wo er Medizin studierte, promovierte in Frankfurt (Oder) und ließ sich in Berlin als praktischer Arzt nieder.

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Der vielseitig interessierte Mediziner und Naturforscher publizierte seine Arbeitsergebnisse unter anderem in dem Werk »Allgemeine Naturgeschichte der Fische« (1728-95, in zwölf Teilen mit 432 farbigen Kupfern), lange Zeit das umfassendste Werk über diese Tierart. Weiter veröffentlichte er »Über die Eingeweidewürmer« (1782) und »Medicinische Bemerkungen« (1774). Seine Fischsammlung kam an das Berliner Zoologische Museum, jetzt Museum für Naturkunde.

Döblinweg
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Döblin, Emil, * 27.11.1853 Stendal, † 31.1.1918 Berlin, Gewerkschaftsführer.
     Von 1888 bis 1918 war Döblin Vorsitzender des Buchdruckerverbandes. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts stand er dieser Gewerkschaft im Gau Berlin vor und führte hier 1891 den Kampf um den Neunstundentag an. Im Jahre 1896 war er maßgeblich an der Durchsetzung des neuen Tarifwerkes beteiligt. Auf dem 4. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands, im Juni 1902, wurde Döblin in deren Generalkommission gewählt, der er bis zu seinem Tode angehörte.

Dietzgenweg
benannt: 30.1.1933; umbenannt: 8.8.1935
Dietzgen, Josef, * 9.12.1828 Blankenburg b. Köln, † 15.4.1888 Chicago, Philosoph.
     Während seiner Gerberlehre von 1845 bis 1849 studierte er als Autodidakt Philosophie, Literatur und Nationalökonomie. 1848 nahm Dietzgen aktiv an den revolutionären Kämpfen teil.

In jenen Jahren wurde er stark von den Arbeiten von Marx, Engels und Feuerbach beeinflußt. Nach dem Scheitern der Revolution lebte er in Amerika und nach 1851 wieder als Lohgerber im Rheinland. Nach wirtschaftlichem Mißerfolg als Kolonialwarenhändler ging er bis 1861 als Publizist erneut in die USA. Dort beschäftigte er sich vorrangig mit den Sklavenproblemen. Nach einem Aufenthalt in Deutschland war er in St. Petersburg Leiter einer Gerberei. In jener Zeit entstand sein philosophisches Hauptwerk »Das Wesen der menschlichen Kopfarbeit«. Von 1869 bis 1883 leitete er eine Gerberei in Siegburg. Dort traf er 1869 mit Marx zusammen. Dietzgen war Mitbegründer der Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation in Siegburg und seit 1869 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Vom 2. bis 7. September 1872 nahm er am Kongreß der Internationalen Arbeiterassoziation in Den Haag teil. 1873 war er auf dem Eisenacher Parteikongreß. Seit 1884 bis zu seinem Tode lebte Dietzgen in den USA. Zu seinen weiteren philosophischen Schriften gehören die »Streifzüge eines Sozialisten in das Gebiet der Erkenntnistheorie«.

Dißmannweg
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Dißmann, Robert, * 8.8.1878 Hülsenbusch (Rheinland), † 30.10.1926 auf einem Schiff im Atlantik, Gewerkschaftsfunktionär.
     Dißmann war seit 1897 Mitglied der SPD und des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes. Konsequent trat er gegen den Krieg auf und befürwortete den Massenstreik als politisches Kampfmittel.

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   136   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
1917 gehörte er zu den Mitbegründern der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und war bis 1919 ihr Bezirkssekretär in Frankfurt am Main. Auf dem Metallarbeiterkongreß vom Oktober 1919 wurde er zu einem der drei Vorsitzenden gewählt. Im Jahre 1922 ging Dißmann wieder in die SPD. Im Jahre 1920 wurde er in den Reichstag gewählt. 1926, während seiner Rückreise von Detroit, wo er an einem Internationalen Metallarbeiterkongreß teilgenommen hatte, erlag er einem Herzversagen.

Drunselweg
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Drunsel, Adam, * 1863 Würzburg, † 5.2.1922 Berlin, Gewerkschaftsführer.
     Seit 1890 hatte Drunsel das Amt des Vorsitzenden des Fachvereins der Töpfer Dresdens inne, und seit 1899 war er Vorsitzender des Töpferverbandes Deutschlands. Im Jahre 1892 wurde Drunsel zum Vorsitzenden des SPD- Wahlvereins in Dresden- Neustadt gewählt. Im selben Jahr war er Vorstandsmitglied der Ortskrankenkasse. Auf dem Gewerkschaftskongreß vom Mai 1905 wurde Drunsel in die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands gewählt, der er bis 1911 angehörte.

Dunckerstraße
Wilmersdorf (Grunewald)
benannt: 1898; umbenannt: 14.4.1936
Duncker, Franz Günter, * 4.6.1822 Berlin, † 18.6.1888 Berlin, Politiker.
     Er studierte Philosophie und Geschichte und erwarb 1850 die Bessersche Buchhandlung, die er 25 Jahre leitete. Duncker nahm an der Gründung des Deutschen Nationalvereins 1859 sowie der Deutschen Fortschrittspartei 1861 teil und war seit 1867 deren Reichstagsabgeordneter. Dem Berliner Handwerkerverein stand er seit 1865 vor. Gemeinsam mit Hermann Schulze-Delitzsch und Max Hirsch gründete er 1869 die Hirsch- Dunckerschen Gewerkvereine, mit denen von liberalen Positionen aus der Sozialdemokratie entgegengewirkt werden sollte.

Elmstraße
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Elm, Adolph Johannes von, * 24.9.1857 Wandsbeck, † 18.9.1916 Hamburg, Gewerkschaftsfunktionär.
     Bereits mit 20 Jahren war Elm führend in der Gewerkschaftsbewegung tätig. 1875 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. Aufgrund des Sozialistengesetzes war er gezwungen, aus Deutschland auszuwandern (1878-1890). Er wählte als Asylland die USA.

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   137   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Elm setzte sich nach seiner Rückkehr energisch für eine gewerkschaftliche Organisation der Tabakarbeiter ein und gehörte zu den Begründern des Verbandes der Zigarettensortierer. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung der Generalkommission der Deutschen Gewerkschaften 1890/91 und wurde zum Vorsitzenden seines Branchenverbandes gewählt. Er gehörte von 1894 bis 1907 dem Deutschen Reichstag an. Elm war beteiligt an der Gründung des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine. Unter der Bezeichnung »Produktion« wurde 1899 in Hamburg auf Drängen Elms die erste Konsumgenossenschaft gegründet. Auch setzte er sich für die Versicherung der arbeitenden Klasse ein. 1912 wurde unter seiner Beteiligung die »Volksfürsorge«, Sitz Hamburg, ins Leben gerufen.

Friedenthalstraße
benannt: um 1908; umbenannt: 16.5.1938
Friedenthal, Karl Rudolf, * 15.9.1827 Breslau, † 7.3.1890 Giesmannsdorf b. Neiße, Politiker.
     Er trat nach dem Studium der Rechte in Breslau, Heidelberg und Berlin in den Staatsdienst ein, mußte nach dem Tod des Vaters 1854 aber wieder ausscheiden, um den väterlichen Großgrundbesitz zu bewirtschaften. 1857 wurde er Landrat in Grottkau. Obgleich Liberaler, trat Friedenthal im Konflikt 1862 für die Regierung ein und gehörte 1867 zu den Gründern der Freikonservativen Partei. Von 1867 bis 1871 war er Abgeordneter des Norddeutschen Reichstags und des Zollparlaments, von 1870 bis 1879 des Preußischen Abgeordnetenhauses und von 1871 bis 1881 des Deutschen Reichstags.

Friedenthal wirkte im Landtag aktiv an der Kreisreform von 1872 mit und wurde 1874 Landwirtschaftsminister, trat aber nach Bismarcks innenpolitischer Wendung 1879 zurück.

Friedrich-Ebert-Straße
benannt: 24.4.1925; umbenannt: 28.8.1933
Ebert, Friedrich, * 4.2.1871 Heidelberg, † 28.2.1925 Berlin, Politiker.
     Ebert stammte aus einer Handwerkerfamilie, erlernte den Sattlerberuf und schloß sich in seinen Wanderjahren der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung an. Seit 1893 in Bremen ansässig, wurde er in der Folgezeit Gastwirt und zugleich Redakteur der sozialdemokratischen »Bremer Bürger-Zeitung«. 1900-1905 war er Mitglied der Bremer Bürgerschaft, 1905 Sekretär des sozialdemokratischen Parteivorstandes in Berlin. Ebert galt als nicht doktrinär und Gegner der radikalen Linken. Seit 1908 führend in der Jugendbewegung, orientierte er auch auf eine enge Zusammenarbeit von Partei und Gewerkschaften. 1912 wurde Ebert Reichstagsabgeordneter und 1913, nach Bebels Tod, Vorsitzender der Partei. Nach der Spaltung der SPD wurde er 1916 neben Scheidemann Führer der Reichstagsfraktion. Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. übertrug Prinz Max von Baden am 9. November 1918 Ebert das Reichskanzleramt. Am 11. Februar 1919 folgte seine Wahl zum Reichspräsidenten. Seine Amtszeit wurde vom Reichstag von 1922 bis 1925 verlängert. Ebert starb vor Ablauf seiner Amtszeit nach einer Blinddarmoperation.

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   138   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Goldmarkstraße
benannt: 4.12.1930; umbenannt: 16.5.1938
Goldmark, Karl, * 18.5.1830 Keszthely (Ungarn), † 2.1.1915 Wien, Komponist.
     Goldmark studierte 1847/48 am Konservatorium in Wien und bildete sich anschließend durch Privatstudien fort. Er lebte dann als Geiger und Klavierlehrer in Ödenburg, Budapest und Wien. Goldmark, der Chorwerke, Orchester- und Bühnenmusiken schuf, die sich besonders durch ihre melodische Instrumentation auszeichnen, machte 1865 mit seiner Ouvertüre »Sakuntala« auf sich aufmerksam. Einen nachhaltigen Welterfolg hatte er mit der Oper »Die Königin von Saba« (1875), mit der er es verstanden hatte, die Form der Großen Oper mit einem an Wagner geschulten Klangsinn zu verbinden. Mit seinen zahlreichen weiteren Werken konnte er diesen Erfolg jedoch nicht fortsetzen. 1938 wurde die Goldmarkstraße umbenannt, weil der Namensgeber jüdischen Glaubens war.

Gorkistraße
Hellersdorf (Kaulsdorf)
benannt: um 1920; umbenannt: 16.5.1938
     Gorki, Maxim (eigentlich Alexej Peschkow), * 28.3.1868 Nischnij Nowgorod, † 18.6.1936 Moskau, russischer Schriftsteller.

Der Sohn eines Tischlers, früh Vollwaise, mußte schon mit elf Jahren seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. 1884 wurde ihm das Studium an der Universität Kasan verweigert, seit 1888 stand er wegen revolutionärer Propaganda unter Polizeiaufsicht. Nach einer Rußlandwanderung 1891 veröffentlichte Peschkow sein erstes Werk »Makar Tschudra« (1892) unter dem Pseudonym Gorki (der Bittere). Mit dem »Lied vom Sturmvogel« (1901) rief er zum Sturz der zaristischen Ordnung auf. Dem Drama wandte sich Gorki auf Anraten Anton Tschechows zu. Seine Stücke »Die Kleinbürger« und »Nachtasyl« (beide 1902) wurden Welterfolge. Gorkis ebenfalls weltbekannter Roman »Die Mutter« (1906) wurde von Bertolt Brecht für die Bühne bearbeitet. Der an Tuberkulose erkrankte Schriftsteller lebte von 1907 bis 1913 auf Capri, kehrte dann nach Rußland zurück und unterstützte Lenin und die Bolschewiki. Von 1921 bis 1930 lebte Gorki im italienischen Sorrent. 1934 wurde er der erste Vorsitzende des sowjetischen Schriftstellerverbandes. Ein bleibendes Dokument seiner Zeit ist Gorkis dreibändige Lebensbeschreibung »Meine Kindheit« (1913), »Unter fremden Menschen« (1917) und »Meine Universitäten« (1923).
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   139   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Gustav-Mahler-Straße
Hellersdorf (Kaulsdorf)
benannt: 9.11.1926; umbenannt: 15.5.1938
Mahlerstraße
Wilmersdorf (Grunewald)
benannt: 24.10.1922; umbenannt: 3.10.1935
Mahler, Gustav, * 7.7.1860 Kalischt (Böhmen), † 18.5.1911 Wien, Österreichischer Komponist, Dirigent.
     Mahler studierte am Konservatorium in Wien und bei Anton Bruckner. Er war u. a. von 1897 bis 1907 Direktor der Wiener Hofoper, von 1898 bis 1901 auch Leiter der Wiener Philharmoniker. 1907 wurde Mahler Gastdirigent der New Yorker Metropolitan Opera. Als Dirigent wirkte er durch seine Orchesterdisziplin und die strenge Werktreue seiner Interpretationen richtungweisend. Seine Kompositionen (vor allem Sinfonien und Lieder) sind der klassischen romantischen Tradition einschließlich der Symphonik Bruckners verpflichtet. Nach Stationen in Prag, Leipzig, Budapest und Hamburg wirkte er vor allem in Wien. Seinen Durchbruch als Komponist erreichte er 1895 in Berlin mit der erfolgreichen Uraufführung seiner 2. Sinfonie. Mahler komponierte Sinfonien, Chorwerke und Lieder. Zu seinen bekanntesten Werken gehören vor allem die Sinfonien Nr. 1 bis 10, Lieder mit Orchester (u. a. Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn«), Chorwerke (»Das klagende Lied«) sowie Lieder mit Klavier (darunter auch Klavierfassungen der Orchesterlieder).
Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war Mahler zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verfemt. Er wurde erst nach dem Krieg wieder neu entdeckt. Nach seinem Tode machte sich vor allem sein Freund Bruno Walter um die Verbreitung seiner Werke verdient.

Haberlandstraße
benannt: 26.11.1906; umbenannt: 17.9.1938
Haberland, Salomon, * 27.10.1836 Wittstock, † 2.9.1914 Berlin, Unternehmer.
     Er betrieb in Wittstock ab 1861 ein Manufakturwarengeschäft bzw. eine Werkstatt für Rahmentücher. 1866 siedelte er nach Berlin über. Er gründete zunächst eine Schal- und Tücherfabrik, erwarb dann Grund und Boden. Salomon Haberland gründete zusammen mit Arthur Booth 1890 die Berlinische Boden- Gesellschaft. Sein Sohn Georg Haberland (* 1861, † 1933) wurde deren Generaldirektor. Die ersten Anfänge des Unternehmens lagen auf Schöneberger Gebiet im damals noch unbebauten Terrain im Norden zwischen Hohenstaufenstraße und Berliner Stadtgrenze längs der Geisberg- und Motzstraße. Im Unterschied zu anderen Gesellschaften führte sie ein eigenes Konstruktionsbüro. Die Haberlands waren Initiatoren des im Bezirk Schöneberg entstandenen Bayerischen Viertels und der Bebauung um den Rüdesheimer Platz im Bezirk Wilmersdorf. In Friedenau betrieb Haberland die Terraingesellschaft Berlin Südwesten.

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   140   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Hans-Bredow-Straße
benannt: 12.5.1922; umbenannt: 13.7.1934
Bredow, Hans, * 26.11.1879 Schlawe (Pommern), † 9.11.1959 Wiesbaden, Ingenieur.
     Bredow war von 1903 bis 1914 Mitarbeiter bei der AEG. Er baute 1908 als technischer Direktor bei der Telefunken GmbH den deutschen Überseefunk, 1919 als Direktor im Reichspostministerium das Reichsrundfunknetz aus. 1921 wurde er Staatssekretär für Fernmeldewesen. Von 1926 bis 1933 war Bredow Rundfunkkommissar und Vorstandsvorsitzender der Reichsrundfunkgesellschaft; 1933 erhielt er Berufsverbot. Ab 1945 war er in der Industrie und beim Wiederaufbau des Rundfunks tätig. Er publizierte »Im Banne der Ätherwellen« (2 Bände, 1954-1956).

Hasencleverstraße
benannt: 16.1.1925; umbenannt: 4.4.1934
Hasenclever, Wilhelm, * 19.4.1837 Arnsberg (Westfalen), † 3.7.1889 Schöneberg bei Berlin, Publizist, Politiker.
     Hasenclever, Sohn eines Lohgerbereibesitzers, erlernte den Beruf des Vaters. Die Wanderschaft führte ihn 1862 durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Oberitalien und Südfrankreich. Danach war er bis 1863 Redakteur der demokratischen »Westfälischen Volkszeitung« in Hagen. 1865 wurde er Mitglied des »Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins«, 1870 dessen Sekretär und 1871 dessen Präsident.

Daneben gab er das Parteiorgan »Der Neue Sozialdemokrat« heraus. Auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag der »Lassalleaner« und »Eisenacher« (1875) wurde er zu einem der beiden Vorsitzenden der neugegründeten »Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands« gewählt. Gemeinsam mit Wilhelm Liebknecht gab er von 1876 bis 1878 das sozialdemokratische Zentralorgan »Vorwärts« in Leipzig heraus. Von 1874 bis 1888 war Hasenclever Abgeordneter des Deutschen Reichstags. Unter dem Sozialistengesetz wurde er 1881 aus Leipzig, 1884 aus Berlin und 1887 aus Wurzen ausgewiesen. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Dessau. In seinem letzten Lebensjahr litt er an einer Nervenkrankheit und starb in einer Berliner Heilanstalt. Seinem Sarg folgten etwa fünfzehntausend Berliner Arbeiter. Hasenclever verfaßte rhetorisch- pathetische politische Lieder und Gedichte (»Liebe- Leben- Kampf«, 1870) sowie Skizzen und Novellen (»Erlebtes«, 1879).

Heinrich-Heine-Platz
Marzahn (Biesdorf)
benannt: vor 1920; umbenannt: 13.2.1937
Heinrich-Heine-Platz
Treptow (Bohnsdorf)
benannt: um 1920; umbenannt: um 1935
Heinrich-Heine-Straße
Hellersdorf (Kaulsdorf)
benannt: um 1920; umbenannt: 15.5.1938
Heinrich-Heine-Straße
Hellersdorf (Mahlsdorf)
benannt: um 1920; umbenannt: um 1935

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   141   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Heinrich-Heine-Straße
Treptow (Bohnsdorf)
benannt: 12.2.1920; umbenannt: 15.5.1938
Heine, Heinrich (eigentlich Harry), * 13.12.1797 Düsseldorf, † 17.2.1856 Paris, Dichter.
     Der Sohn eines jüdischen Tuchhändlers studierte Jura in Bonn und Göttingen. Wegen eines Duellvergehens setzte er 1821 sein Studium in Berlin fort, wo er in Rahel Varnhagen von Enses Salon verkehrte und Verbindung zu dem »Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden« aufnahm. 1824 besuchte er nach einer Fußwanderung durch den Harz Goethe in Weimar. Seine Studien schloß er 1825 in Göttingen ab und trat zum Protestantismus über. 1831 ging Heine als Korrespondent der »Augsburger Allgemeinen Zeitung« nach Paris. Hier sympathisierte er mit den Saint-Simonisten und traf auch mit Hugo, Balzac, George Sand zusammen. 1843 beteiligte er sich an den Deutsch- Französischen Jahrbüchern, die Marx zusammen mit Ruge herausgab. 1841 heiratete er Crescence Eugénie Mirat (genannt Mathilde). Heinrich Heine wandte sich gegen die politische Restauration in Deutschland. Wegen seines Beitrages »Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland« wurden seine Schriften in Deutschland zum erstenmal verboten, während der Zeit des Nationalsozialismus erneut.
Obwohl Heine als einziger deutscher Schriftsteller seiner Epoche weltliterarische Geltung erlangte, ist er als Schriftsteller und Persönlichkeit auch in der heutigen Literaturgeschichte umstritten. Zu seinen Werken gehören »Gedichte« (1822), »Reisebilder« mit »Harzreise«, »Nordsee« und »Buch Le Grand« (1826/27), »Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland« (2 Bände, 1833), »Deutschland, Ein Wintermärchen« (1844).

Hitzigstraße
benannt: 9.8.1867; umbenannt: 17.9.1938
Hitzig, Friedrich, * 8.4.1811 Berlin, † 11.10.1881 Berlin, Architekt.
     Nach dem Studium an der Bauakademie arbeitete Hitzig ab 1837 in Berlin als Privatarchitekt, wo er, mit Ausnahme einiger Auslandsreisen, ansässig blieb. Gemeinsam mit Carl Wilhelm Hoffmann und Georg Erbkam gründete er 1850/51 die Zeitschrift für Bauwesen. 1855 wurde er Mitglied und 1875 Präsident der Akademie der Künste. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen die 1859 bis 1864 in Werkstein errichtete Börse (zerstört), die 1869 bis 1876 geschaffene Reichsbank in der Jägerstraße (zerstört) und das Hauptgebäude der Technischen Hochschule in Charlottenburg (heute TU). Hitzigs größtes Verdienst lag jedoch im Wohnungsbau, insbesondere im Gebiet des Tiergartens. Er wurde auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinde in der Chausseestraße bestattet.

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   142   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Jäckelstraße
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Jäckel, Ernst Hermann, * 30.1.1869 Crimmitschau, † 2.11.1928 Berlin, Gewerkschaftsfunktionär.
     Jäckel wuchs in einer Tuchmacherfamilie auf. Er besuchte von 1875 bis 1883 die Volksschule und ging dann mit 13 Jahren zur Arbeit in die Textilfabrik. 1902/03 arbeitete Jäckel als Redakteur, seit 1904 war er bei der Ortskrankenkasse tätig. Er wurde Mitglied des Hauptvorstandes des Textilarbeiterverbandes Deutschlands und übte ab 1913 dort das Amt des Vorsitzenden aus. 1900 bis 1902 war Jäckel Stadtverordneter in Crimmitschau. Zwischen 1912 und 1918 und 1920 bis 1928gehörte er der sozialdemokratischen Fraktion des Deutschen Reichstags an. Von Dezember 1920 bis November 1921 war Jäckel sächsischer Minister für Arbeit. 1925 wurde er auf dem 12. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands in den Bundesvorstand gewählt.

Joseph-Joachim-Straße
benannt: 17.3.1909; umbenannt: 20.3.1939
Joachim, Joseph, * 28.6.1831 Kittsee bei Preßburg, † 15.8.1907 Berlin, Violinvirtuose und Komponist.
     Er wurde am Wiener Konservatorium ausgebildet, studierte seit 1843 in Leipzig und wurde 1850 als Konzertmeister in Weimar angestellt. 1854-1866 wirkte er in dieser Eigenschaft in Hannover.

Nach 1866 ließ Joachim sich in Berlin nieder, wurde Professor, Direktor der Musikhochschule und Mitglied der Akademie der Künste. Als Primarius des nach ihm benannten Streichquartetts wurde er ebenso gerühmt wie als Solist. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnis- Gemeinde, Fürstenbrunner Weg 69-79.

Laßwitzweg
benannt: 4.12.1930; umbenannt: 23.5.1938
Laßwitz, Kurd, * 20.4.1848 Breslau, † 17.10.1910 Gotha, Philosoph, Schriftsteller.
     Laßwitz, Sohn eines Eisengroßhändlers und Abgeordneten des Preußischen Landtages, studierte ab 1866 Mathematik, Physik und Philosophie in Breslau und Berlin, nahm als Einjährig- Freiwilliger am Deutsch- Französischen Krieg von 1870/71 teil, promovierte 1873 zum Dr. phil. und war 1874 Gymnasiallehrer in Breslau, 1875 in Ratibor. 1876 ging er nach Gotha, wo er Gymnasiallehrer am dortigen Ernestinum wurde und die »Mittwochs- Gesellschaft zu Gotha« gründete. 1884 wurde er zum Professor und 1909 zum Hofrat ernannt. Seine schriftstellerische Produktion umfaßt eine Vielzahl von Titeln: wissenschaftliche Monographien und Abhandlungen (u. a. »Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton«, 1890), populärwissenschaftliche Aufsätze und ein umfangreiches Prosawerk.

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   143   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Laßwitz strebte die Integration wissenschaftlichen, ethischen und politischen Denkens in die Literatur an. Erkenntnistheoretische Fragen reflektieren seine »wissenschaftlichen Märchen« (»Seifenblasen. Moderne Märchen«, 1890; »Nie und Nimmer. Neue Märchen«, 1902). Mit seinen phantastisch- utopischen Erzählungen und Romanen gehört er zu den Vätern der modernen Sciencefiction- Literatur. Sein erfolgreichstes Buch, der zweibändige Marsroman »Auf zwei Planeten« (1897), wurde in viele Sprachen übersetzt. Während der Zeit des Nationalsozialismus galt er wegen »radikalliberaler und demokratischer Tendenzen« als »unerwünscht«; seine Bücher wurden verketzert und aus den Bibliotheken verbannt.

Lazarusstraße
benannt: 1878; umbenannt: 16.5.1938
Lazarus, Julius, * 1834, † 1897, Grundbesitzer.
     Er war Besitzer des Gutes Amalienhof und schuf 1881 die Wohnsiedlung an der Gärtnerallee sowie 1883 das Johannastift. Die Straße lag auf ehemaligen Lazarusschen Grundstücken, auf denen auch die nach seiner ersten und nach seiner zweiten Ehefrau benannten Johanna- und Ulrikenstraße verlaufen.

Liebermannstraße
benannt: 12.2.1920; umbenannt: 16.5.1938
Liebermann, Max, * 20.7.1847 Berlin, † 8.2.1935 Berlin, Maler, Graphiker.
     Liebermann studierte von 1868 bis 1873 an der Kunstschule in Weimar. Zwischen 1873 und 1878 lebte er in Paris, bis 1884 in München, ab 1884 in Berlin. 1894 wurde sein erstes großes Bild, »Gänserupferinnen«, in die Berliner Nationalgalerie aufgenommen. 1897 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung die Goldene Medaille, im selben Jahr wurde ihm auch der Professorentitel zuerkannt. 1898 gründete er die Berliner Secession, von 1920 bis 1933 war er Präsident der Preußischen Akademie der Künste. 1927 erhielt er als 57. Bürger der Stadt Berlin das Ehrenbürgerrecht. 1933 enthoben ihn die Nationalsozialisten seines Amts als Präsident der Akademie der Künste und belegten ihn mit Mal- und Ausstellungsverbot. Die Grabstätte des bedeutenden Vertreters des deutschen Impressionismus befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee.

Marksteinstraße
benannt: um 1896; umbenannt: 17.9.1938
Markstein, Unternehmer.
     Markstein war im 19. Jahrhundert ein jüdischer Bauunternehmer in Steglitz.

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Massinistraße
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Massini, Albert, * 31.3.1855 Breslau, † 19.8.1932 Berlin, Gewerkschaftsführer.
     Von 1893 bis 1922 war Massini Vorsitzender des »Vereins der Berliner Buchdrucker und Schriftgießer«. Er führte den Streik für den Neunstundentag von November 1891 bis Januar 1892 an. Ab 1903 wohnte er Solmsstraße 19.

Mendelssohnstraße
benannt: um 1920; umbenannt: 16.5.1938
Mendelssohn Bartholdy, Jacob Ludwig Felix, * 3.2.1809 Hamburg, † 4.11.1847 Leipzig, Komponist.
     Sein Vater, Abraham Mendelssohn Bartholdy, war ein bekannter Bankier, der 1811 nach Berlin übersiedelte. Als Mendelssohn Bartholdy acht Jahre alt war, wurde er bereits am Klavier unterrichtet, und mit neun Jahren spielte er erstmals in der Öffentlichkeit. Er war ein Schüler von Carl Friedrich Zelter. Mendelssohn Bartholdy hörte 1826 einige Vorlesungen an der Berliner Universität. Mit 20 Jahren wurde er Ehrenmitglied der Londoner Philharmonischen Gesellschaft. Er ging 1832 nach Leipzig, da er nach Zelters Tod nicht zum Leiter der Singakademie in Berlin ernannt worden war. Im Frühjahr 1834 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste in Berlin berufen. Ein Jahr danach wurde er Leiter des Leipziger Gewandhauses.

Friedrich Wilhelm IV. holte ihn vorübergehend nach Berlin zurück, wo Mendelssohn Bartholdy im Herbst 1843 bis Ende 1844 preußischer Generalmusikdirektor war. Der Komponist schrieb zahlreiche Sinfonien, Konzerte, Oratorien und Chorwerke. Zu seinen Werken gehören die Ouvertüre zu Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« (1826), die Oper »Die Hochzeit des Camacho«, die Oratorien »Paulus« (1836) und »Elias« (1846) sowie zahlreiche Klavierkompositionen (»Lieder ohne Worte« 1830-1845). Mendelssohn war auch ein ausgezeichneter Orgelspieler. Das Grab Felix Mendelssohn Bartholdys befindet sich neben dem Grab seiner geliebten Schwester Fanny auf dem Kirchhof der Jerusalems und Neue Kirchengemeinde in Berlin- Kreuzberg.

Meyerbeerstraße
Hellersdorf (Mahlsdorf)
benannt: um 1920; umbenannt: 15.5.1938
Meyerbeerstraße
Tempelhof (Lichtenrade)
benannt: vor 1887; umbenannt: 16.5.1938
Meyerbeerstraße
Prenzlauer Berg
benannt: 3.12.1887; umbenannt: 16.5.1938
Meyerbeer, Giacomo (eigentlich Jakob Liebmann Meyer Beer), * 5.9.1791 Tasdorf bei Berlin, † 2.5.1864 Paris, Komponist.
     Meyerbeer erhielt zuerst von Karl Friedrich Zelter, dann von Karl Maria von Weber seine musikalische Ausbildung.

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   145   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Seine komische Oper »Die beiden Kalifen« wurde 1814 in Stuttgart und Wien aufgeführt und fiel durch. Als Pianist dagegen hatte er in Wien außerordentlichen Erfolg. Er wandte sich nach Italien, wo 1824 in Venedig seine Oper »Il Crociato in Egitto« mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Dadurch öffneten sich Meyerbeer auch in Berlin und Paris die Opernhäuser. 1831 ging er nach Paris und erlangte mit seinen berühmten Opern, wie »Robert de Diable« im November desselben Jahres oder »Hugenotten«, 1836, Weltruhm. Seit 1842 war er Preußischer Generalmusikdirektor an der Königlichen Oper in Berlin. Während seiner Berliner Tätigkeit setzte er sich für die Aufführung von Werken seiner deutschen Zeitgenossen ein. Meyerbeer regte die finanzielle Beteiligung der Komponisten an den Abendeinnahmen an. Seinen Vornamen Giacomo legte er sich Ende der zwanziger Jahre zu, als Dank an Italien, wo er seine ersten künstlerischen Erfolge hatte. Seine Oper »Die Afrikanerin« wurde in Paris erst nach seinem Tode aufgeführt. Meyerbeer ist in Berlin auf dem Jüdischen Friedhof, Schönhauser Allee, beigesetzt.

Mossestraße
benannt: 8.1.1892; umbenannt: 13.7.1934
Rudolf-Mosse-Straße
benannt: 31.5.1920; umbenannt: 25.6.1935
Mosse, Rudolf, * 9.5.1843 Grätz (Posen), † 8.9.1920 Schenkendorf bei Königs Wusterhausen, Schriftsteller, Verleger.

Mosse war Sohn eines jüdischen Arztes. Er absolvierte eine Buchhändlerlehre und war danach in Berlin und Leipzig tätig. Er begann als Annoncenwerber für »Die Gartenlaube« in Berlin. 1867 gründete er seine »Annoncen- Expedition«, die erste und einzige ihrer Art in der damaligen Zeit. Bis 1873 wurden in allen wichtigen deutschen Städten Filialen dieser »Annoncen- Expedition« eröffnet. Mosse gründete dann ein eigenes Blatt, das ab dem 1.1.1872 erscheinende »Berliner Tageblatt«. 1889 übernahm Mosse den Verlag »Berliner Morgenpost«, 1904 die »Berliner Volkszeitung« und dann das »8-Uhr- Abendblatt«. Im Jahre 1898 gab er erstmals das »Reichsadressbuch« heraus. Mosse gehörte neben August Scherl und Leopold Ullstein zu den bedeutendsten Zeitungsverlegern Berlins. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte das Haus Rudolf Mosse Filialen in der ganzen Welt. Mosse wohnte (1892) Bendlerstraße 7; seine Druckerei befand sich am Leipziger Platz 15. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.

Offenbachstraße
benannt: 12.2.1920; umbenannt: 16.5.1938
Offenbach, Jacques, * 20.6.1819 Köln, † 5.10.1880 Paris, Komponist.
     Der Sohn des Kantors der Jüdischen Gemeinde in Köln siedelte 1833 nach Paris über. Er wurde als Cellist ausgebildet und war danach drei Jahre Violoncellist an der Komischen Oper Paris.

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   146   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Nach einem Zusatzstudium in Komposition wurde Offenbach 1850 Kapellmeister am Théâtre Français und schrieb auch Bühnenmusiken. Für sein 1855 eröffnetes eigenes Theater Bouffes Parisiens komponierte Offenbach zahlreiche meist einaktige Operetten. Die von ihm begründete parodistische und zeitkritische klassische Pariser Operette feierte überwältigende Publikumserfolge. Die bekanntesten seiner mehr als 100 Werke sind »Orpheus in der Unterwelt« (1858), »Die schöne Helena« (1864), »Pariser Leben«, »Blaubart« (1866), »Die Großherzogin von Gerolstein« (1867). Seine letzte Arbeit war seine einzige Oper »Hoffmanns Erzählungen«. Sie wurde erst nach Offenbachs Tod 1881 uraufgeführt und wurde sein erfolgreichstes Werk.

Paul-Singer-Straße
benannt: 5.5.1926; umbenannt: 25.10.1933
Singer, Paul, * 16.1.1844 Berlin, † 31.1.1911 Berlin, Politiker, Unternehmer.
     Singer absolvierte eine kaufmännische Lehre in verschiedenen Konfektionsfirmen. 1869 gehörte er zu den Begründern der Damenmäntelfabrik »Gebrüder Singer«. Im selben Jahr trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Am 29.12.1883 wurde Paul Singer zum Stadtverordneten gewählt. Er gehörte zu den ersten fünf sozialdemokratischen Stadtverordneten Berlins. Von 1884 bis 1911 war er Mitglied des Deutschen Reichstags:

Es war ihm 1884 erstmals gelungen, den IV. Wahlbezirk (Stralauer Viertel, Luisenstadt), für die Sozialdemokraten zu erobern. Am 3.7.1886 wurde Singer als Führer der Berliner Sozialdemokratie auf der Grundlage des »Sozialistengesetzes« aus Berlin ausgewiesen. Er mußte deshalb als Teilhaber aus der Fabrik austreten. 1891 gründete er das Presseorgan »Vorwärts«. Seit 1890 Kovorsitzender der SPD, vertrat er diese auch im Büro der 2. Internationale. Singer wohnte (1906) Lindenstraße 44. An seiner Beisetzung auf dem Zentralfriedhof Berlin- Friedrichsfelde nahmen etwa hunderttausend Berliner teil.

Rathenauallee
benannt: 14.1.1925; umbenannt: 25.10.1933
Rathenau, Walther, * 29.9.1867 Berlin, † 24.6.1922 Berlin, Industrieller, Politiker.
     Rathenau studierte in Berlin und Straßburg Mathematik, Physik, Chemie und Philosophie. Nach seiner Promotion 1889 war er in Chemiebetrieben tätig. In seiner schriftstellerischen Tätigkeit behandelte Rathenau wirtschaftlich- soziale, philosophische und politische Probleme, so in »Zur Mechanik des Geistes« (1913). Der Sohn des Mitbegründers der AEG, Emil Rathenau, wirkte seit 1893 in leitenden Funktionen verschiedener Industrieunternehmen, 1912 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der AEG. 1914/15 beeinflußte er als Abteilungsleiter im Kriegsministerium maßgebend die Organisation der deutschen Kriegswirtschaft.

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   147   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Nach dem Ersten Weltkrieg trat er der Deutschen Demokratischen Partei bei, deren Führung er ab 1920 angehörte. Von 1919 bis 1922 nahm Rathenau, der als Realpolitiker galt, an den Verhandlungen über den Versailler Vertrag und an weiteren Konferenzen zur Regelung der Nachkriegsbeziehungen teil; er gehörte dem Vorläufigen Reichswirtschaftsrat und den Sozialisierungskommissionen an. In den Regierungen von Joseph Wirth leitete Rathenau 1921 das Wiederaufbau- Ministerium und schloß als Außenminster (seit Februar 1922) den Rapallovertrag ab. Wegen seiner Verständigungs- und Erfüllungspolitik gegenüber den Siegermächten wurde er von konservativen Kräften heftig angegriffen und im Juni von Mitgliedern der terroristischen Organisation »Consul« in der Nähe seiner Wohnung, an der Ecke Koenigsallee/Wallotstraße, im offenen Wagen ermordet. Rathenau wohnte von 1910 bis 1922 in der Koenigsallee 65. Er wurde auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide, An der Wuhlheide, beigesetzt.

Segitzstraße
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Segitz, Martin, * 26.7.1853 Fürth, † 31.7.1927 Fürth, Politiker.
     Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Segitz den Beruf des Zinngießers. Zwischen 1887 und 1890 arbeitete er als Expedient der Fürther Bürgerzeitung. Er war Mitglied der SPD und hatte für sie ab 1898 ein Mandat im Bayerischen Landtag. Segitz war 1891 Mitbegründer des Deutschen Metallarbeiter- Verbands.

Er hatte ab 1893 die Funktion eines internationalen Vertrauensmannes des Verbands inne. Am 1.11.1891 errichtete Segitz das erste deutsche Arbeitersekretariat in Nürnberg, eine Beratungs- und Auskunftsstelle für Arbeitnehmer. 1912-1924 gehörte Segitz dem Deutschen Reichstag an. Vom 11.11.1918 bis 17.3.1919 wirkte er als bayerischer Staatskommissar für die Demobilisierung des Heeres. Danach übte Segitz das Amt des bayerischen Staatsministers des Innern (17.3.1919-31.5.1919), und des Ministers für Soziales (31.5.1919 bis 14.3.1920) aus.

Silberschmidtweg
benannt: 27.1.1931; umbenannt: 10.7.1933
Silberschmidt, Hermann, * 9.10.1866 Mühlbock (Neumark), † 3.12.1927 Berlin, Gewerkschaftsfunktionär.
     Silberschmidt besuchte von 1873 bis 1881 die Volksschule und arbeitete ab 1885 als Maurer. Er war ab 1898 besoldeter Angestellter des Deutschen Maurerverbandes. 1887 war er der SPD beigetreten. Silberschmidt gehörte der Generalkommission der Gewerkschaften an und ab Juli 1919 bis zu seinem Tode dem Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Von 1912 bis 1918 und nochmals ab 1920 bis zu seinem Tode gehörte Silberschmidt dem Deutschen Reichstag an. Im September 1912 wurde er in den Vorstand der SPD gewählt. Ab 1913 war er auch Mitglied des Vorstandes des Deutschen Bauarbeiter- Verbandes. Im Jahre 1914 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung Berlin gewählt. Er wohnte (1928) Köpenick- Uhlenhorst, Eichenallee 4.

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   148   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattNächstes Blatt
Simsonstraße
benannt: 4.4.1895; umbenannt: 17.9.1938
Simson, Eduard Martin Sigismund von, * 10.11.1810 Königsberg, † 2.5.1899 Berlin, Politiker, Jurist.
     Als ältestes von fünf Kindern eines jüdischen Kaufmanns und Maklers besuchte er eine Privatschule, dann die Quarta des Collegium Fridericianum. 1823 trat er von der jüdischen zur evangelischen Religion über. Nach bestandenem Abitur 1825 studierte er an der Universität Königsberg u. a. Jura, 1829 promovierte er und erhielt eine Lehrbefugnis. Nach einer Bildungsreise 1831 war er Privatdozent in Königsberg. 1833-1860 wirkte er (mit Unterbrechungen) als Professor für Recht in Königsberg und als Richter am Oberlandgericht. 1846 in Königsberg Stadtverordneter, wurde er während der Revolution von Mai 1848 bis Mai 1849 für das rechte Zentrum (Fraktion Casino) Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Zunächst einer der Schriftführer, war er ab Oktober Vizepräsident und im Dezember 1848 auch ihr Präsident. In dieser Eigenschaft leitete er die Abordnung, die Friedrich Wilhelm IV. am 3.4.1849 vergeblich die deutsche Kaiserwürde anbot. Im Mai 1849 trat er als Präsident und Mitglied der Nationalversammlung zurück.
Nach der Niederlage der Revolution war er Abgeordneter der Zweiten Kammer des preußischen Abgeordnetenhauses und 1850 kurzzeitig Präsident des Erfurter Unionsparlaments. 1852 zog Simson sich für einige Jahre aus der Politik zurück und war u. a. Prorektor der Universität Königsberg. 1858 erfolgte seine Wahl ins preußische Abgeordnetenhaus, dessen Vizepräsident er von 1859 bis 1861 war. Zunächst Gegner Bismarcks, ging er auf dessen Positionen über und wirkte für eine deutsche Einigung von oben. 1867-1876 gehörte er dem Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstag für die Nationalliberale Partei an. 1867-1874 war er Präsident des Reichstages. Am 18.12.1870 trug er als Führer der Parlamentsdeputation (ähnlich wie 1849) dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone an. 1869-1879 war er Gerichtspräsident in Frankfurt (Oder), ab Gründung des Reichsgerichts 1879-1891 dessen Präsident. Am 18.3.1888 geadelt, trat er 1891 in den Ruhestand. Er wohnte damals in der Eislebener Straße in Charlottenburg. Simson war Ehrenbürger von Frankfurt am Main, Frankfurt (Oder) und Königsberg. Seine Erinnerungen wurden 1900 herausgegeben. Er wurde auf dem Kirchhof der Jerusalems- Gemeinde und Neuen Kirchen- Gemeinde in Berlin, Mehringdamm, begraben.
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   149   Im Detail Strassenumbenennungen während der NS-Zeit  Voriges BlattArtikelanfang
Sternstraße
Steglitz (Lichterfelde)
benannt: vor 1893; umbenannt: 3.5.1935
Sternstraße
Wilmersdorf (Grunewald)
benannt: 1906; umbenannt: 16.5.1938
Stern, Julius, * 8.8.1820 Breslau, † 27.2.1883 Berlin, Dirigent.
     Stern wurde als Jude für die Leitung der Berliner Singakademie für ungeeignet befunden und gründete 1847 den Sternschen Gesangverein, dem er bis 1874 vorstand. 1850 war er Mitbegründer der Musikschule für Gesang, Klavier und Komposition - dem Sternschen Konservatorium - und wirkte als Musikpädagoge.

Warburgstraße
benannt: 13.6.1925; umbenannt: 16.5.1938
Warburg, Emil, * 9.3.1846 Altona (heute zu Hamburg), † 28.7.1931 Grunau (heute zu Bayreuth), Physiker.
     Er studierte in Berlin und arbeitete dort als Privatdozent. 1872 ging er als Professor nach Straßburg, wurde 1876 Institutsdirektor in Freiburg im Breisgau und übernahm 1895 in Berlin die Leitung des physikalischen Instituts der Universität. 1905-1922 hatte er das Amt des Präsidenten der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt in Berlin- Charlottenburg inne. 1875/76 gelang ihm zusammen mit August Kundt die experimentelle Bestätigung der kinetischen Gastheorie und der Nachweis der Einatomigkeit des Quecksilberdampfes.

1880 wies er die Hysterese ferromagnetischer Stoffe nach und formulierte das nach ihm benannte Gesetz. Er gilt als einer der bedeutendsten Experimentalphysiker seiner Zeit. Zu seinen Veröffentlichungen zählen die »Kinetische Theorie der Wärme« (1900) und das »Lehrbuch der Experimentalphysik« (1903).
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/2000
www.berlinische-monatsschrift.de